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Bayer plus Monsanto: Warum ich nicht glaube, dass das ein Erfolg wird

Foto: Pixabay, pdimaria

Am Montag wurde es offiziell: Für 62 Milliarden US-Dollar will die Bayer AG (WKN: BAY001) den amerikanischen Saatgutproduzenten Monsanto (WKN: 578919) übernehmen. Je Monsanto-Aktie zahlt Bayer 122 Dollar in bar. Dass bei mir trotzdem keine Begeisterung aufkommt, hat vier Gründe.

Warum gibt Bayer dieses Angebot ab?

Die Leverkusener möchten mit der Übernahme ihr Saatgutgeschäft stärken. Im Geschäftsbericht für das Jahr 2015 schreibt der Vorstand:

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Bayer sieht mit dem Erwerb von Monsanto dieses Ziel erreicht. In der offiziellen Pressemitteilung werden besonders die Bereiche Pflanzenschutz und Saatgut sowie die geografische Stärke Monsantos in Amerika genannt, die sich mit Bayer gut ergänzen würden.

Was macht Monsanto interessant?

Das amerikanische Unternehmen stellt Saatgut und Pflanzenschutzmittel her. Zu Letzteren gehört das Pestizid Glyphosat, um dessen Zulassung in der Europäischen Union derzeit heftig gerungen wird.

Seit den 90er Jahren setzt Monsanto auf Biotechnologie, um Pflanzen gentechnisch zu verändern und der Landwirtschaft so einen höheren Nutzen zu bringen. Inzwischen ist das Unternehmen auf diesem Gebiet weltweit führend.

Die Befürworter der Gentechnik argumentieren, dass man nicht daran vorbeikomme, um die immer weiter steigende Weltbevölkerung mit ausreichend Lebensmitteln zu versorgen. Bayer könnte also nach der Übernahme eine wesentliche Rolle bei der Ernährung der Menschheit spielen.

Kritiker dagegen sehen die Ausbreitung der Gentechnik mit Sorge. Dies in Verbindung mit anderen Dingen wie Geschäftspraktiken und dem Umgang mit Patenten machen Monsanto zu einem der unbeliebtesten Unternehmen weltweit.

In diesem Artikel soll der Fokus aber bei den Bayer-Aktionären liegen. Und aus deren Sicht gibt es vier gute Gründe, skeptisch zu sein.

Grund 1: Die Übernahme kostet viel Geld

Bayer wollte für Monsanto rund 55 Milliarden Euro zu bezahlen. Das ist eine riesige Summe, die auch ein DAX-Konzern erst einmal haben muss. In einer Telefonkonferenz sagte Bayers neuer Chef Werner Baumann, dass etwa drei Viertel der Summe über Kredite finanziert werde.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Aktionäre im Rahmen einer Kapitalerhöhung etwa 14 Milliarden Euro aufbringen müssen. Die damit verbundene Ausgabe neuer Aktien wird von Investoren im Allgemeinen kritisch gesehen, da sich Umsätze und Gewinne nun auf mehr Aktien verteilen und die entsprechenden Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) verschlechtern.

Monsanto erzielte 2015 einen Gewinn von 4,81 US-Dollar pro Aktie. Die Bayer-Offerte bewertet die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25. Das ist schon ein sportlicher Wert, den die zukünftigen Erträge aus der Fusion erst einmal wieder einspielen müssen.

Grund 2: Weniger Wachstumsmöglichkeiten in anderen Bereichen

Bayer sagt, dass die Schulden, die aus der Übernahme resultieren, in den Jahren danach ohne Probleme wieder abgebaut werden könnten. Selbst wenn das so einfach funktionieren sollte, fehlen doch in den nächsten Jahren Mittel, um mögliches Wachstum in den anderen Sparten des Konzerns – etwa durch weitere Übernahmen – zu erreichen.

Grund 3: Warum kommt die Übernahme gerade jetzt?

In der Pressemitteilung nennt Bayer die Argumente, die man zu solchen Anlässen immer wieder liest: sich ergänzende Geschäftsfelder, geografisch passen beide gut zueinander und die Einsparungen (Synergien) betragen pro Jahr rund 1,5 Milliarden US-Dollar. Das mag ja alles stimmen, dennoch erstaunt es schon, dass der neue Chef nur drei Wochen nach seinem Antritt diese riesige Übernahme bekannt gibt. Das ist auch bei großen Aktionären nicht gut angekommen.

Vielleicht ist wichtiger, dass in der Branche vieles in Bewegung ist: Im vergangenen Sommer war Monsanto mit dem Versuch gescheitert, den Pflanzenschutzspezialisten Syngenta zu übernehmen. Die Schweizer werden nun vom chinesischen Staatskonzern ChemChina für 43 Milliarden Dollar geschluckt. Dazu kommen die US-Chemiekonzerne DuPont und Dow Chemical, die ihr jeweiliges Agrarchemiegeschäft als ein gemeinsames eigenständiges Unternehmen aufstellen wollen.

In der kurzen Mitteilung erwähnt Bayer dreimal, dass man einer der „führenden“ Saatgutproduzenten werden wolle. Bayer wirkt dabei wie ein Getriebener, der um keinen Preis in der Saatgutbranche als Letzter zurückbleiben will. Ob das gute Voraussetzungen für weise Entscheidungen sind?

Grund 4: Megafusionen sind häufig nicht erfolgreich

Bei einer Fusion zweier Giganten ist kein Erfolg garantiert. Die Aktionäre von Daimler und Chrysler (1998) können ein Lied davon singen. Auch der Zusammenschluss von America Online und Time Warner 2001 brachte vieles – nur keine Gewinne für die Anteilseigner, sondern die Vernichtung von vielen Milliarden Dollar Kapital.

Diese Erfahrungen sind allemal ein Grund für Skepsis.

Die Aktienkurse

Die Bayer-Aktionäre sehen das wohl ähnlich. Seit am 19. Mai die erste Meldung von Bayer kam, ist der Kurs von 95,10 Euro auf 87,15 Euro (24. Mai 2016) gefallen, das sind 8 %. Der hohe Kaufpreis und die anstehende Kapitalerhöhung drücken ganz offensichtlich auf die Stimmung.

Interessant ist auch, dass der Kurs von Monsanto trotz des 122 US-Dollar Angebotes aktuell nur bei 108,99 Dollar (24. Mai 2016) steht. Viele Marktteilnehmer glauben also, dass der Deal noch platzen könnte, denn wenn alles sicher wäre, müsste der Aktienkurs sofort auf 122 US-Dollar springen.

In der Tat ist es auch so, dass es derzeit nur ein Angebot von Bayer gibt und noch keinen endgültig festen Vertrag. Zudem hat Monsanto das Bayer-Angebot als zu niedrig abgelehnt. Für die Aktionäre von Bayer bleibt zu hoffen, dass der Deal nicht zustande kommt.

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Peter Roegner besitzt keine im Text genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine im Text genannten Aktien.



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