Könnte BP wirklich um 70 % einbrechen?!
Der Kurs des Energieriesen BP (WKN:850517) ist in den letzten Wochen wieder gefallen, als wieder neue Ängste um die chronische Überversorgung den Investoren die Kauflaune verhagelt haben.
Der vorhergehende Anstieg Richtung 50 US-Dollar pro Barrel hat viele Bohrunternehmen mit nach oben gezogen, darunter auch BP. Ende April hatte das Unternehmen auch ein Viermonatshoch von 380p erreicht. Da aber die Nachrichten aus dem Ölsektor im besten Fall düster ausfallen, glaube ich, dass der Kurs von BP gefährdet ist und ins Bodenlose fallen könnte.
Bestandsaufnahme
Der Markt hat gejubelt, als diese Woche die Nachricht kam, dass die amerikanischen Ölvorräte langsam zurückgehen würden. Die Energy Information Administration verkündete, dass die einheimischen Vorräte um 3,4 Millionen Barrel in der Woche vom 6. Mai gesunken waren.
Aber die Investoren sollten da nicht zu viel hineininterpretieren. Das ist wirklich der erste Rückgang seit März, aber eine deutlich Steigerung der Nachfrage – oder ein massiver Rückgang der Versorgung – wären nötig, um von den Rekordständen von 540 Millionen Barrel herunterzukommen.
Solch ein Szenario ist immer noch in weiter Ferne. Die ernste Abkühlung in China hat zu einer weiteren Reduzierung der Rohölimporte geführt, während die Produktion der OPEC-Länder und Russland weiter steigt.
Die Zahlen
In diesem Umfeld bin ich davon überzeugt, dass das hohe Risikoprofil von BP nicht angemessen in den Kurs eingepreist ist. Die Londoner Analysten erwarten vielleicht, dass das Unternehmen nach Verlusten von 35,39 US-Dollar-Cent pro Aktie im letzten Jahr, dieses Jahr einen Gewinn pro Aktie von 17 Cent schaffen wird.
Aber diese Prognosen führen auch zu einem heftigen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 30,3. Das ist deutlich jenseits der 10, die man bei Aktien mit schlechten Gewinnaussichten wie BP ansetzt.
Eine Neubewertung des Kurses mit einem solchen reduzierten KGV würde einen Kurs von 119p mit sich bringen und damit einen kolossalen Verlust von 67 % verglichen mit dem aktuellen Kurs von etwa 360p.
Natürlich verdienen viele Problemaktien hohe kurzfristige Kennzahlen, sollten sie solide langfristige Gewinnperspektiven haben. Aber ich glaube nicht, dass BP zu dieser Kategorie zählt. Die großen Kürzungen bei den Investitionsausgaben und die Veräußerungen werden eine Erholung der Gewinne deutlich behindern, sobald die Ölpreise wieder steigen.
Probleme mit der Dividende?
Der Kurs könnte also noch unter Druck geraten, sollte man endlich in den sauren Apfel beißen und die Dividende kürzen.
BP hat im letzten Monat viele überrascht, als man die vierteljährliche Dividende bei 10 US-Dollar-Cents pro Aktie belassen hat. Stattdessen spielt das Unternehmen mit dem Gedanken, zusätzliche Budgetkürzungen durchzuführen, um die Bilanz zu stützen.
Aber solche Maßnahmen haben sich bereits als ineffektiv erwiesen. Der Schuldenberg von BP wird immer größer in diesem Niedrigpreisumfeld. Im März betrugen die Nettoschulden des Energieriesen unglaubliche 30 Milliarden US-Dollar. Vor einem Jahr waren es noch 25,1 Milliarden gewesen.
Die finanzielle Stabilität des Unternehmens wird sich wahrscheinlich noch weiter verschlechtern, das die Umsätze hinter den Erwartungen zurückbleiben und die kapitalintensiven Betriebsteile ihren Tribut verlangen. Daher sollte man als Investor früher oder später mit einer massiven Dividendenkürzung und mit einem potenziellen Kurscrash rechnen.
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Dieser Artikel wurde von Royston Wild auf Englisch verfasst und wurde am 13.05.2016 auf Fool.co.uk veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.