Einzigartig: Carlos Slim, der mexikanische Warren Buffett
Carlos Slim Helú, Präsident der mexikanischen Grupo Carso (WKN:885075), gehört seit Jahren zu den reichsten Menschen der Welt und überflügelte zeitweise sogar Bill Gates und Warren Buffett. Wie konnte er diese Position erreichen? Alles was du über diesen umstrittenen Magnaten wissen musst, erfährst du hier in Kürze.
Sein Imperium
Die Grupo Carso ist mit Warren Buffetts Berkshire Hathaway (WKN:A0YJQ2) durchaus vergleichbar. Auch Carlos Slim setzt auf werthaltige Unternehmen, die aufgrund besonderer Umstände tief bewertet sind und gibt ihnen dann Zeit, ihr Potenzial zu entfalten.
Am bekanntesten ist wohl das Engagement in der Telekommunikationsbranche. Über viele Jahre verfügte er über ein Monopol am Heimatmarkt. Die Beteiligung América Móvil (WKN:627186) ist mittlerweile einer der größten Mobilfunkkonzerne überhaupt, der sogar in Österreich und Osteuropa der Deutschen Telekom (WKN:555750) Konkurrenz macht.
Zur Gruppe gehören auch Handelsketten, Baufirmen und industrielle Beteiligungen.
Ein erstaunlicher Aufstieg, der viele misstrauisch macht. Da wir bei Mexiko immer schnell an kriminelle Machenschaften denken, sollten wir uns die Person Carlos Slim einmal genauer anschauen und erst dann urteilen.
Seine Herkunft
Libanesen bzw. die Bewohner der dortigen Vorgängerstaaten sind seit vielen Jahrhunderten berühmt für ihr Handelsgeschick und Unternehmertum.
Carlo Slims Eltern waren zwei der vielen libanesischen Einwanderer, die um 1900 nach Lateinamerika flüchteten. Sein Vater Julián war ein gewiefter Kaufmann mit guten Verbindungen in die Heimat, der seinen Nachkommen von frühester Kindheit an einen gesunden Geschäftssinn einimpfte. Während der Wirren der Mexikanischen Revolution 1914 kaufte er seinem größeren Bruder die Anteile an ihrem gemeinsamen Unternehmen ab. Er glaubte fest an eine bessere Zukunft für Mexiko und die Geschichte gab ihm Recht.
Der 1940 geborene Carlos probierte sich bereits im Jugendalter als Aktionär und Arbeitnehmer und studierte dann zunächst Bauingenieurwesen. Noch als Student betätigte er sich als Mathematik-Dozent. Später belegte er Kurse in den Wirtschaftswissenschaften, sodass er ein komplettes Instrumentarium zur Verfügung hatte, um Geschäftschancen scharfsinnig zu bewerten.
Aber der schlaueste Geist hilft nichts, wenn es der Persönlichkeit an Zielstrebigkeit und der richtigen Einstellung mangelt.
Sein Charakter
Gelegentlich wird Slim als geizig charakterisiert, unter anderem weil sein philanthropisches Engagement im Vergleich zu Warren Buffett und Bill Gates gering erscheint. Aber immerhin gibt es seit vielen Jahren seine Stiftung, die über die Jahre hunderte Millionen in soziale Projekte investiert hat, weshalb er wohl keinen Vergleich mit den überwiegend öffentlichkeitsscheuen deutschen Superreichen scheuen muss.
Jedenfalls gilt er als bodenständig, ausschweifender Luxus ist ihm fremd. Diego Osorno schreibt in seiner ausführlich recherchierten aktuellen Biographie, dass der für Außenstehende schwer zugängliche Carlos Slim im persönlichen Umgang unprätentiös und kumpelhaft sei. Im Gespräch nehme er kein Blatt vor den Mund und drücke die Dinge einfach aus. Mit seinen 76 Jahren wirke er immer noch höchst vital und zeige eine Menge Interesse am Tagesgeschäft und der aktuellen Nachrichtenlage.
Verbunden mit der starken Arbeitsethik und den moralischen Werten, die ihm sein Vater mitgegeben hat, sind das bereits gute Voraussetzungen für wirtschaftlichen Erfolg. Um einer der reichsten Männer der Welt zu werden, braucht es aber vielleicht noch einen Tick mehr.
Sein Umfeld
Am heikelsten ist die Tatsache, dass zu seinem engeren Umfeld dubiose und skrupellose Persönlichkeiten gehören. Seine Frau ist die Nichte eines für mehrere Massaker verantwortlichen libanesischen Präsidenten. Der Pfarrer ihrer Hochzeit war der Gründer einer skandalumwitterten Kongregation. Sein Bruder Julián war ein führendes Mitglied im Staatssicherheitsdienst, mitverantwortlich für Entführungen und Folter.
Vorteilhaft für Slim war, dass seine Frau Soumaya als Teil einer der bedeutendsten Familien der libanesischen Oberschicht über weltweite Kontakte verfügte. Er selbst pflegte darüber hinaus ausgezeichnete Beziehungen zu Vertretern der Regierungspartei und intellektuellen Kreisen.
Dieses Netzwerk aus einflussreichen Persönlichkeiten, welche Türen öffnen und Informationen zuspielen können, war vielleicht der letzte wichtige Baustein für den Aufstieg von Carlos Slim.
Seine Erfolgsgeschichte
Zunächst vermehrte er mit klugen Investitionen an der Börse sein geerbtes Vermögen, bevor er in den 70er-Jahren damit begann, sein Imperium aufzubauen. Als sich in der Krise der 80er-Jahre nordamerikanische Unternehmen aus dem Land zurückzogen, nutzte er die günstige Gelegenheit und griff beherzt zu.
Danach wurde Mexiko wie viele andere Entwicklungsländer auch von der Weltbank und dem IWF zu Privatisierungen gedrängt, wodurch sich weitere Chancen ergaben, die Carlos Slim nicht verstreichen ließ.
Bald wurden die Aktivitäten über ganz Lateinamerika und darüber hinaus erweitert. Der bis heute andauernde Boom der Mobilfunkbranche tat ihr übriges.
Fazit: Hier kommt alles zusammen
Carlos Slim hat nicht nur einen scharfen Intellekt und das richtige Temperament mitbekommen, sondern auch ein passendes Netzwerk und gutes Verhandlungsgeschick. Er beherrscht das Spiel der Mächtigen seit Beginn seiner Karriere und wusste die regelmäßigen Krisen und Umbrüche in Mexiko stets gewinnbringend zu nutzen.
Aufgrund der außergewöhnlich vorteilhaften Konstellation dürfte es für die meisten von uns schwierig sein, seine Strategie nachzuahmen. Was wir jedoch aus seiner Biographie auf alle Fälle lernen können, ist, dass in jeder Krise der Beginn eines Aufschwungs steckt, den wir nutzen können, wenn wir die komplexen Entwicklungen richtig lesen.
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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Berkshire Hathaway.