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Würde Benjamin Graham Apple als hochwertige Aktie bezeichnen?

BILDQUELLE: APPLE.

BILDQUELLE: APPLE.

Es mag seltsam sein, die Worte Apple (WKN:865985) und Value-Aktie im selben Satz zu verwenden, besonders, wenn man sich den kometenhaften Aufstieg des Unternehmens in den letzten 10 Jahren ansieht. Jetzt, wo sich das Wachstum verlangsamt hat und die Aktie dem Markt und den Konkurrenten hinterherläuft, ist es eine gute Idee, sich die Aktie unter den Gesichtspunkten eines Value Investment anzusehen. Und wer könnte das besser bestimmen als der Vater des Value Investing höchstpersönlich?

Schnell und einfach

Benjamin Graham kaufte am liebsten Wertpapiere, die verglichen mit ihrem intrinsischen Wert unterbewertet waren. Graham hatte dabei auch eine relativ simple Gleichung, um schnell bestimmen zu können, ob eine Aktie Potenzial hatte. Es folgt die sogenannte Ben-Graham-Formel:

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Der intrinsische Wert einer Aktie = Gewinn pro Aktie der letzten 12 Monate * [8,5 + (2*Gewinnwachstum pro Aktie)] * (4,4/AAA Anleihenrendite)

Das sieht auf den ersten Blick etwas verwirrend aus, also zerlegen wir das ganze mal. Die Zahl 8,5 bezieht sich auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das er für ein Unternehmen ohne Wachstum zu zahlen bereit war und das er entsprechend der erwarteten langfristigen Wachstumsrate anglich. 4,4 ist die Mindestrendite, die Graham erwartete, denn das war auch die Durchschnittsrendite von hochwertigen Unternehmensanleihen in den 60ern, als er diese Formel einführte. Indem wir das durch die aktuelle Rendite einer AAA-Anleihe teilen, gleichen wir das an die Gegenwart an.

Bei Apple beträgt der Gewinn pro Aktie der letzten 12 Monate 9,40 US-Dollar. Die Analysten erwarten in den nächsten fünf Jahren ein Gewinnwachstum pro Aktie von annähernd 12 %. Triple-A-Anleihen werfen aktuell 3,9 % ab. Mit einem langfristigen Durchschnitt fährt man im aktuellen Niedrigzinsumfeld aber sicherer. 1919 waren es etwa 6 %.

Wenn wir das mal ausrechnen, dann bekommen wir einen unglaublichen Kurs von 345 US-Dollar pro Aktie! Ist Apple wirklich so sehr unterbewertet oder haben wir etwas übersehen? Erstens ist diese Formel sehr sensibel, was die erwarteten Wachstumsraten angeht.

Idealerweise nimmt man eine möglichst langfristige Wachstumsrate, wie für die nächsten 10 Jahre, aber die Analysten an der Wall Street nehmen üblicherweise nur fünf Jahre. Wenn wir annehmen, dass das langfristige Wachstum näher an 6 % liegt, was realistischer ist, weil sich der Smartphonemarkt ja verlangsamt, dann sinkt der Wert auf 217 US-Dollar pro Aktie – dann wäre Apple aber immer noch stark unterbewertet.

Zweitens sind der Wert 8,5 und der Multiplikator 2 etwas willkürlich. Einige Value-Investoren wählen hier konservativere Zahlen, wie 7 für eine Aktie mit null Wachstum und multiplizieren das Ganze nur mit dem Wachstumsfaktor 1,5 anstatt 2. Das ergibt dann einen Wert von 170 US-Dollar pro Aktie. Selbst wenn wir konservativ rechnen, dann sieht Apple nach Grahams Formel immer noch günstig aus.

Grahams Liste

Vielleicht gibt uns die 10-Punkte-Checkliste von Graham einen besseren Eindruck davon, ob Apple als Value-Aktie durchgeht.

Die ersten fünf Punkte der Liste sollen feststellen, ob die Aktie guten Wert bietet und unterbewertet ist, während die zweite Hälfte sicherstellen soll, dass man kein Unternehmen kauft, das Probleme, zu viele Schulden hat oder Gefahr läuft, bankrott zu gehen.

  1. Eine Gewinn-Kurs-Rendite von mindestens dem doppelten des AAA-Anleihenzinses. Die Gewinn-Kurs-Rendite ist genau, das, wonach es sich anhört – eine Umkehrung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses. Apple schneidet auch hier gut ab, da das aktuelle KGV von 10,9 umgekehrt einen GK-Wert von 9,2 % ergibt, was mehr als das Doppelte des aktuellen AAA-Zinses von 3,9 % ist.
  2. Ein KGV von weniger als 40 % des höchsten KGV, das die Aktie in den letzten fünf Jahren hatte. Apple hatte vor fünf Jahren ein KGV von fast 20, daher erreicht das aktuelle KGV von 10,9 einen Wert von 55 % und schafft es damit nicht unter die Marke von 40 %.
  3. Eine Dividendenrendite von mindestens zwei Dritteln der AAA-Anleihenrendite. Apple schafft auch das nicht ganz mit einer Dividendenrendite von 2,1 %, was 54 % der aktuellen Anleihenrendite von 3,9 % entspricht.
  4. Ein Kurs zwei Drittel unter dem materiellen Buchwert pro Aktie. Hier liegt Apple deutlich daneben, da der reguläre Buchwert ein Viertel des Kurses beträgt. Diese Kennzahl funktioniert aber auch nicht für Tech-Aktien oder Unternehmen mit einem hohen Markenwert.
  5. Die Punkte 5 und 8 auf der Liste behandeln das Nettoumlaufvermögen (Umlaufvermögen minus gesamte Verpflichtungen). Auch das funktioniert nicht bei den heutigen Tech-Aktien und auch nicht für Apple, da der Großteil der liquiden Mittel als langfristige Vermögenswerte aufgeführt werden. Daher bekommen wir hier einen negativen Wert, wenn wir versuchen, diese Kennzahl zu berechnen. Aber heutzutage erfüllen nur die wenigsten Unternehmen dieses Kriterium.
  6. Die Gesamtschulden sollten weniger als der Buchwert sein. Obwohl Apple die Schuldenmärkte schon mehrmals bemüht hat, liegen die Gesamtschulden von 63 Milliarden US-Dollar deutlich unter dem Buchwert von 128 Milliarden US-Dollar.
  7. Das Verhältnis von Schulden zu Buchwert sollte größer als 2 sein. Wer das nachschlägt, wird herausfinden, dass er bei Apple im letzten Quartal nur bei 1,0 lag, aber auch das liegt daran, dass die massive Kriegskasse als langfristige Investition eingestuft wird. Wenn wir diese Mittel einbeziehen, dann erhalten wir einen Wert von sicheren 3,3.
  8. Siehe 5.
  9. Das Gewinnwachstum sollte in den letzten 10 Jahren mindestens 7 % betragen. Man muss fernab der Zivilisation leben, um das massive Gewinnwachstum von Apple in den letzten zehn Jahren nicht mitbekommen zu haben.
  10. Maximal zwei Jahre während des letzten Jahrzehnts, in denen die Gewinne um 5 % oder mehr gesunken sind. Alles klar! Es gab da aber ein Jahr – ein Minus von 10 % im Jahr 2013.

Und hier die Auswertung. In der ersten Hälfte hat Apple nur eines der Kriterien erfüllt, hat Nummer 2 und 3 aber nur knapp verpasst. Das bedeutet, dass die Aktie attraktiv erscheint, aber kein Schnäppchen ist.

Dem gegenüber stehen aber die gesunde Bilanz und die stabilen Einnahmen. Die meisten Unternehmen, die wie Schnäppchen aussehen, sind aus einem bestimmten Grund so günstig. Graham wollte einfach sicherstellen, dass niemand hier in eine Wertfalle tappt. Die Kriterien 4,5 und 8 sollten entweder herabgesetzt oder auf die aktuellen Verhältnisse im Tech-Sektor angepasst werden.

Alles in allem glaube ich, dass Apple auch heute auf Grahams Radar auftauchen würde. Es wäre wahrscheinlich kein Schnäppchen, aber selbst Graham unterschied zwischen „defensiven“ Investoren und „unternehmerischen“ Investoren. Basierend auf seinen Kennzahlen scheint Apple eine gute Wahl für einen unternehmerischen Investor. Aber wie immer sind das nur Hilfestellungen und man sollte immer noch selbst weitere Recherchen vornehmen.

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Motley Fool besitzt und empfiehlt Apple.

Dieser Artikel wurde von Chris Kuiper auf Englisch verfasst und wurde am 21.03.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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