Übernahmephantasie in der Chemiebranche, Schiffschaukelbremser besser als Fondsmanager, DAX läuft Richtung 10.000: Was du kurz vor Ostern wissen musst
Habt ihr schon mal etwas von Hobby-Gehirnchirurgen oder Nebenerwerbsindustrietauchern gehört? Bestimmt nicht, denn es gibt Tätigkeiten, die nur speziell ausgebildete Experten übernehmen können.
Für den Bereich „Geldanlage“ gilt dies allerdings nicht: Bei Aktien kann jeder Schiffschaukelbremser die hoch gelobten und gut bezahlten Investmentprofis von Banken und Fondsgesellschaften schlagen. Das zeigen Analysen der Wertentwicklung von aktiv gemanagten Aktienfonds – zum Beispiel die soeben veröffentlichte Studie „Year-End 2015 Europe S&P Indices Versus Active Funds“.
Die Studie zeigt, dass der Prozentsatz der erfolgreichen Manager von Aktienfonds mit zunehmender Anlagedauer drastisch abnimmt. Das zeigt sich besonders gut am Beispiel von aktiv gemanagten Aktienfonds, die das Geld der Anleger weltweit in Dividendenpapiere investieren: Bei einer Anlagedauer von 10 Jahren entwickeln sich 97,8 % aller globalen Aktienfonds schlechter als ihr Vergleichsindex.
Das bedeutet: Jeder Kleinanleger investiert besser als die Profis, wenn er statt teurer, aktiv gemanagter Aktienfonds börsengehandelte Indexfonds (ETFs) kauft. Oder anders: Wer sich selbst um seine Finanzen kümmert, fährt besser als Otto Normalbankkunde. In der Motley-Fool-Gemeinde hat sich das zwar bereits herumgesprochen, aber es ist trotzdem schön, wenn es regelmäßig bewiesen wird.
Inhaber von DAX-ETFs haben übrigens in den vergangenen fünf Wochen keine Verluste eingefahren. Dieser Trend scheint sich fortzusetzen…
Was war an der Börse los?
Nach fünf Gewinnwochen in Folge ging dem DAX (WKN:846900) am Montag beim Kampf mit der 10.000er-Marke die Puste aus. Der deutsche Leitindex konnte die „psychologisch wichtige“ Schwelle zwar überschreiten, gab aber im Laufe der Handelssitzung seine Gewinne wieder ab und schloss mit 9.949 Punkten nahezu unverändert. Für Unsicherheit auf dem Parkett sorgte u. a. die Äußerung des Chefs der regionalen Notenbank von San Francisco, dass er eine baldige Zinsanhebung in den USA erwarte.
Im Fokus des Interesses standen Chemiewerte. Es kursierten Gerüchte, dass der US-Saatguthersteller Mosanto in Deutschland nach Übernahmezielen suche. Konkret genannt wurde die Agrarchemie-Sparte von Bayer (WKN:BAY001). Die Aktie des Leverkusener Konzerns verteuerte sich um 3,3 % und setzte sich damit an die DAX-Spitze. Der Kurs der Bayer-Konkurrentin BASF (WKN:BASF11) stieg um 0,7 %.
Die neu in den DAX aufgenommene Aktie von ProSiebenSAT1 Media (WKN:PSM777) gab 0,7 % ab. Die in den MDAX (WKN:846741) abgestiegenen Anteilscheine von K+S (WKN:KSAG88) legten 0,4 % zu.
Der Dienstag stand ganz im Zeichen der Brüsseler Anschläge. Trotzdem nahm man auf dem Parkett zur Kenntnis, dass sich die Stimmung in deutschen Chefetagen und Vorstandskantinen gebessert hat: Der am Vormittag aktualisierte ifo-Geschäftsklimaindex war besser als erwartet ausgefallen.
Besser als erwartet lief es auch beim DAX: Das Börsenbarometer fiel nach den Meldungen über die Terroranschläge in Belgien um bis zu 2 %, konnte die Verluste später aber vollständig wettmachen. Nach XETRA-Schluss verblieb beim Stand von 9.990 Zählern sogar ein Plus von 0,4 %.
Das galt allerdings nicht für die Lufthansa (WKN:823212), die besonders unter den Attentaten zu leiden hatte und ans untere Ende der DAX-Tabelle durchgereicht wurde. Die Anteilscheine der Airline verbilligten sich um 1,3 %. Von der Deutschen Bank (WKN:514000) war zu vernehmen, dass sie im laufenden Jahr nicht mehr mit einem Verkauf der Postbank rechnet. Die Aktie des einstmals vornehmen Geldhauses fiel um etwas mehr als 1 %. Bester-DAX-Wert war der Versorger RWE (WKN:703712) mit einem Kursplus von 2 %.
Am Mittwoch übersprang der DAX die 10.000-Punkte-Schwelle und legte 0,3 % auf 10.023 Punkte zu. Besonders gefragt waren Papiere von Infineon (WKN:623100) und Adidas (WKN:A1EWWW), denen die Marktteilnehmer einen Aufschlag von 2,0 % bzw. 1,8 % spendierten.
Wie geht es weiter?
Am Donnerstag (24.03.) informieren uns zur Frühstückszeit die Statistiker über die Entwicklung der Außenhandelspreise im Februar. Kurz darauf berichtet das Marktforschungsunternehmen GfK über das Konsumklima. Die EZB legt ihren Wirtschaftsbericht für Februar vor. In den USA wird die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht. Außerdem gibt’s Februar-Daten zu den Auftragseingängen für langlebige Güter. Aufschluss über die aktuelle Stimmung im US-Dienstleistungsgewerbe gibt der Einkaufsmanagerindex für März.
Am Karfreitag (25.03.) sind die Börsen in Europa (Ausnahme: Russland) und den USA geschlossen. Auch am Ostermontag (28.03.) wird auf den europäischen Aktienmärkten nicht gehandelt. Dies gibt uns Zeit, uns um Dinge zu kümmern, die wichtiger sind als Unternehmensanalysen und Kursgewinne.
Wir wünschen den Lesern des Motley Fool ein schönes Osterfest.
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Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Winfried Rauter besitzt keine der im Text erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der im Text erwähnten Aktien.