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Das ist von Bill Gates amerikanischer Energiewende zu halten

„Revolution statt Evolution“, fordert Bill Gates, wenn es um das Thema Energiewende geht. Mehrere Milliardäre haben sich Gates Ruf angeschlossen, darunter Richard Branson, Hasso Plattner und Mark Zuckerberg. Allerdings gibt es gute Gründe dafür, dass die Suche nach der energetischen Wunderwaffe vielleicht nicht die beste Idee ist.

Das ist der Plan

Dem Microsoft (WKN:870747)-Gründer und Co-Chef der gut ausgestatteten und einflussreichen Bill & Melinda Gates Stiftung geht es mit der Energiewende nicht schnell genug. Die seiner Meinung nach kleinteiligen Verbesserungen bei Wind, Solar und Co. würden nicht ausreichen und auch der Staat tue nicht genug. Wir bräuchten ein „Energy Miracle“, also eine Art Wunderwaffe, welche die Schlacht gegen die globale Erwärmung entscheidet, indem sie die Nutzung fossiler Brennstoffe obsolet macht.

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Deshalb hat er die Breakthrough Energy Coalition vor ein paar Monaten ins Leben gerufen und jetzt die Pläne sowie Finanzierungszusagen konkretisiert. Gemeinsam sollen so Milliarden von Dollars in die Entwicklung nachhaltiger Speicher- und Erzeugungstechnologien fließen, bevorzugt über Jungunternehmen.

Er mag dabei auch an großtechnische Lösungen wie Gezeiten- oder Fusionskraftwerke denken, die nur mit riesigen Investitionen entwickelt werden können. Ein milliardenschwerer Fonds mit langem Atem könnte die Entwicklung solcher Technologien signifikant beschleunigen. Er müsste weder auf Aktionäre noch auf Wähler Rücksicht nehmen. Von daher erscheint das auf den ersten Blick gut gedacht.

Auch die Mission der Initiative hört sich gut an: „Wenn die Welt eine billige und saubere Energiequelle finden kann, dann wird dies mehr Nutzen erzeugen als bloß den Klimawandel zu stoppen. Es wird das Leben von Millionen der ärmsten Familien auf diesem Planeten zum Guten hin verändern.“ Schließlich ist Energie nicht nur ein Produktionsmittel, sondern auch die Basis für Beleuchtung, Mobilität und Fernkommunikation.

Darum ist trotzdem nicht jeder davon begeistert

Kritiker wie Joe Romm, der Gründer der Publikation Climate Progress, merken an, dass doch eigentlich die verfügbaren Lösungen bereits gut genug seien, sie müssten nur in noch größerem Maßstab Verbreitung finden. Die Gelder würden daher ineffizient eingesetzt.

Viel besser wäre es, konkrete Projekte jetzt anzuschieben, anstatt das Problem in die ungewisse Zukunft zu verlagern. Das Zusammenspiel von staatlich finanzierter Forschung und privater Initiative sei außerdem erfolgreich und brauche kein drittes Standbein.

Bedenklich ist auch, dass eine so mächtige Organisation möglicherweise den Fokus von der jetzigen Handlungsfähigkeit ablenkt. Wer auf die Wunderwaffe hofft braucht sich schließlich nicht mit konventionellen Technologien abzugeben. Letztlich richtet sich das Konzept gewissermaßen gegen das eher kontinuierliche Vorgehen bei der Energiewende von japanischer oder deutscher Machart.

Auf das ein oder andere kleinere Unternehmen, das an verbesserten Energielösungen arbeitet, könnte die Initiative auch einschüchternd wirken, der psychologische Effekt ist nicht zu vernachlässigen. „Nichts ist schlimmer als Leute mit dem Eindruck zurückzulassen, dass die einzige Hoffnung der Menschheit aus der Hoffnung besteht, dass in Zukunft ein Wunder geschieht“, schreibt Joe Romm.

Das sind die Auswirkungen für Unternehmen

Das dringendste Problem, das Gates mit seiner Initiative lösen möchte, ist das der preiswerten Energiespeicherung als Ergänzung zu Wind und Solar. „Wir benötigen massive Forschungsanstrengungen, um Tausende von neuen Ideen auszutesten – selbst solche, die auf den ersten Blick verrückt erscheinen – falls wir das Ziel der Nullemissionen bis zum Ende des Jahrhunderts erreichen wollen“, meint er.

Für spezialisierte Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien schätze ich die Initiative eher negativ ein. Beispielsweise werden Nordex (WKN:A0D655), Leclanché (WKN:A1CUUB) und Solarworld (WKN:A1YCMM) kaum Mittel aus dem Fonds bekommen, aber dafür möglicherweise in einigen Jahren starke neuartige Konkurrenz.

Auch innovative Engineering-Unternehmen müssen ihre Ambitionen weiter aus eigener Kraft stemmen. Beispielsweise haben Linde (WKN:648300), thyssenkrupp (WKN:750000) und Siemens (WKN:723610) interessante Ansätze zur Speicherung überschüssiger Energie am Start. Ob es hilfreich ist, wenn die Breakthrough Energy Coalition weitere konkurrierende Technologien massiv fördert, anstatt dem Verfügbaren zum Durchbruch zu verhelfen, ist tatsächlich die Frage.

Dem steht gegenüber, dass es gerade in Deutschland und seinen Nachbarländern bestimmt Hunderte von Ingenieuren und Wissenschaftlern mit spannenden Projekten im Kopf gibt. Allzu oft prallen diese bisher am Management ab. Wenn sich die Gates-Initiative in solchen Fällen als Partner mit tiefen Taschen anbietet, könnten viel mehr gute Ideen beschleunigt den Weg zum Prototypen und weiter zur Marktreife schaffen.

Einige Fragen sind für mich trotzdem noch offen: Wie gut gelingt es, die wirklich aussichtsreichsten Projekte auszuwählen, wie lange wird der Atem tatsächlich sein, wenn teure Projekte scheinbar keine Resultate zeigen und wie stark wird der regionale Fokus auf Amerika gelegt?

Fazit: auf jeden Fall gut gemeint

Sicher ist, dass es Gewinner und Verlierer geben wird, wenn die Initiative volle Fahrt aufnimmt. Für etablierte Spezialisten und Anlagenbauer ist sie ein Schuss vor den Bug. Für innovative Ingenieure hingegen vielleicht die große Chance, wenn sich der Fonds als verlässlicher Realisierungspartner erweist.

Die Gates-Stiftung hat in vielen Bereichen, wie zum Beispiel der Bekämpfung der Malaria-Seuche, großartige Arbeit geleistet. Ob Gates Ähnliches gelingt, wenn er gemeinsam mit vermögenden Geschäftsfreunden das Thema Saubere Energie an sich reißt, ist derzeit unklar.

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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool besitzt keine Aktien genannter Unternehmen.



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