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3 Gründe, warum du nicht an diesen Börsenindikator glauben solltest

Pixabay.de, JamesDeMers

Am 11. März war es so weit: Einen Tag, nachdem die EZB die ganz harten Maßnahmen ergriffen und Zinsen praktisch abgeschafft hat, empfahl die BILD-Zeitung erstmals seit 16 Jahren wieder Aktien zu kaufen. Wer damals schon dabei war, erinnert sich: Den Schlagzeilen im Jahr 2000 folgte kurz darauf der Sturz ins Bodenlose. Steht uns etwas Ähnliches heute auch bevor?

Der BILD-Zeitungsindikator

Für mich ist dieser Tipp in der BILD mehr als nur ein Gag, den ich amüsant finde. An der Börse kennt man sogar den BILD-Zeitungsindikator in dem Sinne, dass das Ende steigender Kurse naht, wenn die bunte Zeitung mit den großen Buchstaben auf der Titelseite über Börsenthemen berichtet.

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Denn wenn erst einmal die Boulevardpresse das Thema Aktien aufgreift, dann steigen auch wenig informierte Kleinanleger an der Börse ein, und das wird oft als die letzte Phase einer Spekulationsblase angesehen.

Im Jahr 2000, zum Boom der Dot-Com-Aktie, hat dieser Indikator funktioniert. Aber heute glaube ich nicht, dass wir wieder vor einem großen Crash stehen. Und dafür sehe ich drei Gründe.

Grund 1: Es gibt keine Aktieneuphorie

Als die Deutsche Telekom AG (WKN: 555750) 1996 an die Börse gebracht wurde, erfolgte das unter dem Label der „Volksaktie“. Es sollten damals bewusst neue Anlegerschichten für die Börse gewonnen werden und mit der Aktie einer Telefongesellschaft – die Grundbedürfnisse der Verbraucher abdeckt – gelang das auch.

In der Folge interessierten sich immer mehr Privatanleger für Aktien und das trieb den damaligen Neuen Markt, ein Segment speziell für Technologieunternehmen, in schwindelerregende Höhen. Dieser Artikel aus dem Jahr 1998 ist zwar eine Glosse und zugespitzt, bringt aber die Goldgräberstimmung, die damals herrschte, genau auf den Punkt.

Heute ist das völlig anders. Die meisten Privatanleger meiden Aktien wie der Teufel das Weihwasser. Im Gegenteil: Paradoxerweise bunkern Bankkunden umso mehr Geld auf vermeintlich sicheren Tagesgeldkonten, je niedriger die Zinsen werden.

Aus meiner Sicht gibt es derzeit keine Aktienkurse, die von unerfahrenen Privatkunden künstlich aufgebläht wurden (die sogenannte „Dienstmädchenhausse“). Ich sehe daher auch keine Blase, die demnächst platzen könnte.

Grund 2: Es gibt keine absurden Bewertungen

Ende 1999, Anfang 2000 gehörte es ja bald zum guten Ton, dass Aktien extrem hoch bewertet waren. Der Klassiker damals war „1.000 Euro Umsatz, 1 Million Euro Verlust, 1 Milliarde Euro Börsenbewertung“. Selbst große multinationale Konzerne aus dem DAX waren sehr teuer.

Das ist heute anders. Zum Vergleich habe ich hier das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) einiger DAX-Werte dargestellt:

BASFDt. TelekomSAP
Gewinn pro Aktie 1999 in EUR2,000,415,76
Aktienkurs 31.12.199951,9071,00593,00
KGV 199926,0173,2103,0
Gewinn pro Aktie 2015 in EUR4,340,711,07
Aktienkurs 16.03.201665,3015,97571,52
Aktuelles KGV15,022,566,8

Quelle: Geschäftsberichte 1999 und 2015 der Unternehmen

Man kann darüber streiten, ob die Aktien heute preiswert sind oder nicht. Und natürlich gibt es auch heute Beispiele von übertriebenen Kursen. Mir fällt etwa Tesla Motors ein. 2015 erzielte der Konzern einen Umsatz von 4 Milliarden Dollar und einen Verlust von knapp 900 Millionen Dollar. An der Börse wird Tesla derzeit mit etwa 29 Milliarden Dollar bewertet – und das schon nach einem deutlichen Kursrückgang.

Das klingt zwar wie Neuer Markt, aber dennoch sind wir heute insgesamt von den aufgeblähten Niveaus des Jahres 1999 weit entfernt.

Grund 3: Es gibt kostenloses EZB-Geld in Hülle und Fülle

Man kann vom Kurs der Europäischen Zentralbank halten, was man möchte. Ich sehe große Gefahren für die Volkswirtschaften Europas sowie die Sparer und Versicherungskunden in der Eurozone.

Eines bewirkt die massive Ausweitung der Geldmenge aber auf jeden Fall: Ein erheblicher Teil des Geldes fließt in die Aktienmärkte und wirkt somit stützend.

Das führt jedoch auch dazu, dass einige Marktbeobachter von einer Blase sprechen. Wie ich oben schon schrieb, kann ich das in dieser Form nicht nachvollziehen. Die Kurse mögen etwas höher als normal sein (aber was ist an der Börse schon normal?), doch völlig unrealistische Werte kann ich nicht erkennen.

Dennoch ist Vorsicht geboten

Auch wenn derzeit keine Blasenbildung erkennbar ist, solltest du trotzdem wachsam sein.

Wichtig ist zunächst, dass du dein Depot so gestaltest, dass du dich damit wohlfühlst, dass du die Unternehmen kennst und durch deine Recherchen die Aussichten beurteilen kannst.

Von großen Schlagzeilen, seien es nun Verkaufsempfehlungen irgendwelcher Banken, Vorhersagen von Crashpropheten oder Anlagetipps der BILD-Zeitung, solltest du dich nicht beeinflussen lassen.

Wenn du stattdessen ein gut gestreutes Depot hast, etwa mit Produkten, die du kennst und jeden Tag benutzt, kannst du ein derartiges Getöse gut aussitzen. Das könnten zum Beispiel Aktien von Apple, BMW oder Henkel sein.

Wenn du keine einzelnen Aktien kaufen möchtest, kannst du dir auch ETFs zulegen. Mit diesen Indexfonds kaufst du einen ganzen Markt, wie z.B. den DAX oder den S&P 500.

Es ist auf jeden Fall sinnvoll, einen Teil deines angelegten Geldes in bar zu halten. Das bringt zwar derzeit keine Zinsen, gibt dir aber die Freiheit, bei einem deutlichen Kursrückgang günstig zuzuschlagen und dir gute Aktien für dein langfristiges Depot zu sichern.

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Peter Roegner besitzt Aktien von Apple und BASF. The Motley Fool besitzt Aktien von Apple und Tesla Motors. The Motley Fool empfiehlt BMW, Apple und Tesla Motors.



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