Profitable Heilmittel gegen Reichweitenangst von BMW, Qualcomm, Daimler und Rheinmetall
Es sind vor allem zwei Dinge, die den Durchbruch von Elektroautos hinauszögern: der Preis und die Reichweitenangst. Das Gute ist, dass Entwickler für beides bereits Lösungen in der Schublade haben. Die Kosten werden durch die automatisierte Massenproduktion dramatisch sinken und gegen die Befürchtung, mit leerem Energiespeicher liegen zu bleiben, gibt es einen ganzen Strauß an Lösungsvorschlägen. Hier sind die besten – und wie wir als Anleger davon profitieren können:
Range-Extender mit Verbrennungsmotor
Elektroautos mit Reichweitenverlängerer haben bestechende Vorteile. Mangels serienmäßig verfügbarer Aggregate mit besonders hoher Effizienz hat sich das Konzept aber bisher noch kaum durchgesetzt.
BMW (WKN:519000) hat beim Range Extender für den i3 auf eine Eigenentwicklung gesetzt, einen angepassten Zweiradmotor. Auch wenn dadurch eine teure Neuentwicklung vermieden wurde, stellt diese Lösung sicherlich noch nicht das Nonplusultra dar.
Für Zulieferer bietet diese Situation gute Chancen, mit einem optimierten Design gleich mit mehreren Herstellern ins Geschäft zu kommen und so auch die notwendigen Skaleneffekte durch eine Serienfertigung zu erzielen. Am ambitioniertesten erscheinen die Entwicklungen der deutsch-englischen Mahle Powertrain sowie der Kooperation der FEV Motorentechnik mit der KSPG.
Mahle setzt auf einen kompakten Zweizylinder-Benziner mit integriertem Generator. Die aktuelle Weiterentwicklung von KSPG namens GreenRex geht noch einen Schritt weiter: Dabei wird der ursprüngliche Benziner für einen Betrieb mit CO2-neutralem Biogas angepasst.
Für KSPG spricht zudem, dass man im Verbund der Rheinmetall (WKN:703000) auch konzernintern im Bereich der Verteidigungstechnik Anwendungen für seine mobilen Stromgeneratoren schaffen kann.
Eine kuriose Variante sind tragbare Kompakt-Range-Extender, die als mobile Steckdose fungieren. Damit kann man zur Not auch zur nächsten Tankstelle laufen. Star Engines aus den Niederlanden ist gerade auf der Suche nach weiteren Partnern, um diese Idee in die Serienfertigung zu überführen.
Brennstoffzellen als Range-Extender
Alternativ zu Verbrennungsmotoren bieten sich Brennstoffzellen an, die bereits vermehrt in Flotten und stationären Anwendungen zum Einsatz kommen. Sie dürften meines Erachtens in den kommenden 10 Jahren serienreif und preislich attraktiv werden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, da eine komplette Infrastruktur aufgebaut werden muss und die Technik noch nicht robust genug ist.
Wer davon profitieren wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer auszumachen. Ein Kandidat wäre Plug Power (WKN:A1JA81), die im Bereich der Flurförderzeuge bereits einige Erfolge vorzuweisen hat und letztes Jahr verstärkt in den europäischen Markt eingestiegen ist.
Weniger risikoreich wäre, auf die Wasserstoffinfrastruktur zu setzen, beispielsweise mit Linde (WKN:648300).
Solarzellen
Eine Idee, die immer mal wieder aufkommt und genauso oft verworfen wird, sind Photovoltaik-Module auf dem Autodach. Schön wäre es, wenn diese während der Fahrt genug Strom produzieren könnten, um ein gutes Stück weiter zu kommen.
Leider reicht es bei den aktuellen Konzepten mit nur einem Dachmodul, zum Beispiel von Webasto, maximal dafür, an heißen Tagen den Innenraum angenehm klimatisiert zu halten. Um etwas für die Reichweite zu tun, müsste eine viel größere Fläche mit Solarzellen bedeckt werden.
Bei einem Kastenwagen stünden allein schon auf dem Dach 10 Quadratmeter zur Verfügung, hinzu kommen große Seitenflächen. Pro Sonnenstunde könnte sich auf diese Weise die Reichweite nach meinen Berechnungen um dutzende Kilometer erhöhen.
Die seit Jahren stattfindende World Solar Challenge quer durch das australische Outback gibt einen Eindruck davon, was möglich ist. Das erfolgreiche holländische Nuon Solar Team arbeitet eng mit dem Hersteller technischer Kunststoffe DSM (WKN:A0JLZ7) zusammen. Der Konzern liefert besonders leichte Strukturbauteile und leistungssteigernde Beschichtungen für die Solarzellen.
Induktionsladen
Ein weiterer Ansatz besteht darin, die Ladeinfrastruktur direkt in den Straßen zu verlegen, sodass Fahrzeuge während der Fahrt oder an der Ampel geladen werden können. Kabellose Induktionstechnik, die bei Handys immer beliebter wird, könnte dies auch im großen Maßstab ermöglichen.
Für die Garage kommen solche Systeme bereits auf absehbare Zeit. Unter anderem arbeitet Daimler (WKN:710000) intensiv mit dem amerikanischen Technologieführer Qualcomm (WKN:883121) daran.
Ein komplettes System für die Straße haben die Ingenieure von IAV vor einigen Jahren konzipiert. Etwas Ähnliches soll in England schon bald in einem Pilotprojekt getestet werden.
Für einige Metropolen mag diese Lösung einen Beitrag zur Akzeptanz von Elektrofahrzeugen liefern. Um in den Urlaub an die Adria über den Brenner fahren zu können, taugt es jedoch nicht.
Mobility-Paket
Ein Ansatz, der überhaupt keine besondere Technik benötigt, besteht darin, eine Art Versicherung zu haben, die es ermöglicht, bei Bedarf jederzeit einen konventionellen vollbetankten Verbrenner ausleihen zu können.
So kann man mit seinem Elektroauto seinen täglichen regionalen Aktivitäten nachgehen und wenn eine größere Reise ansteht einfach zum Autovermieter fahren, seinen Wagen eintauschen und weiterfahren. Währenddessen kümmert sich der Vermieter um das Elektrofahrzeug und auf dem Rückweg erhält der Eigentümer seinen emissionsfreien Wagen in Topzustand zurück. BMW hat ein derartiges Angebot für seine i3-Fahrer bereits vorgestellt.
Auch Autovermieter wie Sixt (WKN:723132), die Avis Budget Group (WKN:A0KEE9) und die Europcar Groupe (WKN:A14U65) mit ihren weltweiten Netzwerken haben hier gute Möglichkeiten, ihr Geschäft auszuweiten, sobald die installierte Basis an Elektrofahrzeugen eine kritische Masse erreicht.
Reichweitenangst ist heilbar
Um Fahrern die Reichweitenangst zu nehmen, bestehen zahlreiche Möglichkeiten, die sich auch gut kombinieren lassen. Ein unkomplizierter Zugang zu einem Fahrzeug-Pool und ein hocheffizienter Range Extender erscheinen derzeit am aussichtsreichsten. Solarzellen und Induktionsladen können kaum eine universelle Lösung bieten, aber in bestimmten Nischen sehr sinnvoll sein.
Für Anleger sind daher Autovermieter, die sich mit innovativen Konzepten hervortun, sowie Hersteller von speziell entwickelten Stromgeneratoren besonders interessant.
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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool empfiehlt Qualcomm und BMW. The Motley Fool besitzt Aktien von Qualcomm.