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Könnte sich die Commerzbank zur deutschen Wells Fargo entwickeln?

Aktionäre der Commerzbank AG (WKN:CBK100) hatten es in den vergangenen 10 Jahren nicht leicht. Finanzkrise, Kapitalerhöhungen und Niedrigzinsen führten letztlich zu einem Kurseinbruch von 95 %.

Doch das Unternehmen hat sich neu ausgerichtet, weg vom riskanten Investmentbanking hin zum Geschäft mit Privat- und Mittelstandskunden. Klingt ein bisschen nach Wells Fargo (WKN:857949), eine der erfolgreichsten Banken Amerikas und die größte Position im Depot von Warren Buffett.

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Ob sich das Frankfurter Geldinstitut tatsächlich zu einer deutschen Wells Fargo entwickeln könnte, habe ich mir daher einmal genauer angeschaut.

Der Kunde steht an erster Stelle

Der Geschäftsbericht 2014 von Wells Fargo beginnt mit der Geschichte des Truckers Frank Guzman, der sich mit Hilfe von Wells Fargo seinen Traum von der Selbstständigkeit erfüllen konnte. Die Bank gewährte ihm einen Kredit, mit dem er sich die benötigte Ausstattung zulegen konnte. Doch das war noch nicht alles, sie unterstützte ihn auch beim Erstellen eines Business Plans und bei der Verwaltung seiner Unternehmensfinanzen.

Die Geschichte zeigt, dass sich Wells Fargo nicht nur als Geldgeber versteht. Sie möchte dem Kunden als Partner zur Seite stehen, in diesem Fall unterstützte sie Frank bei der Firmengründung und beim Verwalten der Finanzen. Der Trucker konnte sich so auf das eigentliche Geschäft konzentrieren und gleichzeitig vom Know-how eines erfahrenen Bankers profitieren.

Diese Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Kunden ist in meinen Augen einer der Hauptgründe für den Erfolg des amerikanischen Geldinstitutes. Wenn sich die Commerzbank also zu einer deutschen Wells Fargo entwickeln möchte, sollte der Kunde einen besonderen Stellenwert im Unternehmen einnehmen. Lass uns hierzu einen Blick auf den Geschäftsbericht 2014 werfen.

Nun, auf den ersten beiden Seiten findet man das Wort “Kunde” gar nicht. Erst auf Seite 3, nach Zahlen und Fakten, wird von den Bedürfnissen des Kunden geschrieben. Man bekommt also beim Lesen nicht unbedingt das Gefühl, dass der Kunde an erster Stelle steht.

Dieser Eindruck täuscht allerdings. Immerhin wurden die Frankfurter 2015 zum zweiten Mal hintereinander von den Lesern des Magazins Euro zur besten Filialbank Deutschlands gewählt. Und auch der renommierte Focus Verlag kürte die Commerzbank, nämlich zur Bank mit der besten Kundenberatung im City-Contest, und das bereits zum dritten Mal in Folge.

Vielleicht schaut Wells Fargo noch genauer auf die Kundenbedürfnisse, als die Commerzbank das tut. Dass sich die Frankfurter Bank diesbezüglich aber auf einem sehr guten Weg befindet, zeigen die oben genannten Auszeichnungen, die ihr in mehreren aufeinander folgenden Jahren verliehen wurden.

Das Cross-Selling-Prinzip

Cross-Selling bedeutet, dass ein Kunde, der sich für ein Produkt eines Unternehmens entscheidet, dazu gebracht werden soll, weitere Produkte zu kaufen oder abzuschließen. Man möchte den Kunden damit noch stärker an das eigene Unternehmen binden.

Du kennst dieses Prinzip vielleicht bei Versicherungen. Wenn du drei oder mehr Verträge bei einem Versicherer abschließt, erhältst du auf alle Policen einen Rabatt von beispielsweise 5 %. Dadurch erhöht man die Kundentreue, da diese sich schwerer tun, Versicherungen bei einem anderen Anbieter abzuschließen, auch wenn diese einzeln woanders günstiger sind.

Wells Fargo wendet dieses Prinzip äußerst erfolgreich an. Ein Beispiel: Ein Premium Girokonto kostet normalerweise $ 13 monatlich. Hat man jedoch auch sein Eigenheim bei Wells finanziert, entfällt die Gebühr komplett.

Ein weiteres Beispiel ist das Bonus-Programm Wells Fargo Rewards. Bezahlt man Rechnungen oder Einkäufe mit der bankeigenen Kreditkarte, so erhält man Bonuspunkte, welche man zum Beispiel für die Rückzahlung von Krediten, natürlich von Wells Fargo, verwenden kann. Ein wunderbares Prinzip zur Förderung der Kundentreue! Doch nutzt auch die Commerzbank das Cross-Selling, um die Kunden möglichst langfristig an sich zu binden?

Um es kurz zu halten: Nein, das tut sie nicht. Zumindest wirbt sie nicht offiziell damit. Das ist schade, denn in meinen Augen ist diese Methode eine effiziente Möglichkeit, Kunden langfristig an sich zu binden, auch wenn das im ersten Schritt ein paar Euro Gewinn kostet.

Die Bilanzen

Was die Bilanzen von Unternehmen betrifft, halte ich mich an Zahlen, die auch Investmentlegende Warren Buffett zur Bewertung eines Unternehmens heranzieht, das sind unter anderem die Eigenkapitalrendite, die Eigenkapitalquote und die Efficiency Ratio.

Eigenkapitalrendite Eigenkapitelquote Efficiency Ratio
Commerzbank AG               2,5 %            14,6 %          79,1 %
Wells Fargo             13,4 %            11,0 %          58,1 %

Quelle: Geschäftsberichte Commerzbank / Wells Fargo 2014

Bei der Eigenkapitalrendite, welche aussagt, wie viel Gewinn ein Unternehmen im Verhältnis zu seinem Eigenkapital erwirtschaftet, hat Wells Fargo klar die Nase vorne. Für mich als potentieller Investor ist diese Kennzahl so wichtig, weil sie zeigt, wie effektiv eine Bank ihr Kapital einsetzt. Und diesbezüglich ist die Commerzbank noch meilenweit von Wells Fargo entfernt.

Die Eigenkapitalquoten ähneln sich und sind für den Bankensektor völlig in Ordnung. Diese Kennzahl sagt aus, wie viel Eigenkapital ein Unternehmen im Verhältnis zu seinen Schulden hat.

Die Efficiency Ratio zeigt uns, wieviel Prozent vom Umsatz von Ausgaben wieder aufgefressen werden. Je niedriger der Wert, desto besser. Wie schon bei der Eigenkapitalrendite hat die Commerzbank auch hier das Nachsehen.

Es bleibt viel zu tun, auf dem Weg zur deutschen Wells Fargo

Die Commerzbank hat mit der Finanzkrise begonnen, ihre Ausrichtung zu ändern. Weg vom riskanten Investmentbanking hin zum Geschäft mit Privat- und Mittelstandskunden. Die vielen Auszeichnungen bezüglich Kundenzufriedenheit und deren Beratung zeigen, dass man sich auf einem guten Weg befindet.

Um zu einer deutschen Wells Fargo zu werden, bedarf es aber tiefer gehender Bemühungen bezüglich der Erfüllung von Kundenbedürfnissen. Und auch an der Rentabilität muss das Unternehmen noch hart arbeiten, und dass ohne dabei zu viel Investmentbanking zu betreiben.

Ob das gelingt, hängt ganz entscheidend davon ab, wer auf CEO Martin Blessing folgt, der dieses Jahr seinen Vorstandsposten räumen wird. Ich werde den Weg der Commerzbank auf jeden Fall gespannt weiter verfolgen. Vielleicht wird das Frankfurter Geldinstitut ja tatsächlich irgendwann einmal ein bisschen wie Wells Fargo.

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Thomas Brantl besitzt Aktien von Wells Fargo. The Motley Fool empfiehlt Wells Fargo und besitzt die folgenden Optionen: Short März 2016 $52 Puts auf Wells Fargo.



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