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Europas bester Activist Investor und seine Anlageideen

Foto: Julia Roegner

Wenn du dich für Aktien interessierst, dann hast du vielleicht schon mal von Carl Icahn oder Bill Ackman gehört. Sie gehören zu der Gruppe der „Activist Investors“, die Einfluss auf das Management der Firmen ausüben, deren Aktien sie besitzen. Solche Investoren gibt es auch in Europa. Ich habe mich mit dem besten von ihnen – Christer Gardell – beschäftigt und glaube, es könnte sich lohnen, auf seine Pferde zu setzen.

Aber zunächst: Was ist ein „Activist Investor“?

Ein „Activist Investor“ kann eine einzelne Person oder ein Fonds sein, der eine große Anzahl von Aktien eines bestimmten Unternehmens kauft. Dabei geht es nicht nur um eine reine Geldanlage, sondern der Anleger versucht gezielt, Einfluss auf das Management auszuüben, um im Unternehmen erhebliche Änderungen herbeizuführen. Oft werden die Aktien überhaupt nur deswegen gekauft.

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Eine Gesellschaft kann das Ziel eines aktivistischen Investors werden, wenn sie schlecht geführt wird und etwa profitabler sein könnte. Oder es gibt andere Probleme, für die der Aktivist glaubt eine Lösung zu haben.

Letztlich geht es immer darum, dass ein verborgenes Potenzial gehoben wird, von dem die Aktionäre dann profitieren können.

Wer ist Christer Gardell?

Der 55-jährige Christer Gardell ist ein schwedischer Hedgefonds-Manager. Nach seinem Studium arbeitete er bei McKinsey und einer schwedischen Investmentfirma, ehe er 2002 mit einem Partner seine heutige Firma Cevian Capital gründete. Cevian verwaltet derzeit mehr als 10 Milliarden Euro.

Wie geht Christer Gardell vor?

Viele aktivistische Investoren genießen einen schlechten Ruf. Zum einen sind das oft Hedgefonds, die ohnehin schlecht angesehen sind, zum anderen aber auch, weil sie in der Vergangenheit Unternehmen häufig zu Entscheidungen gedrängt haben, die nicht im Interesse der Gesellschafter waren, zum Beispiel hohe Gewinnausschüttungen zu Lasten etwa von Investitionen.

Gardells Stil ist anders. Er schreibt nicht wie Carl Icahn offene Briefe an das Management, sondern versucht, die Vorstände im direkten Kontakt von seinen Ideen zu überzeugen und diese gemeinsam umzusetzen. Dennoch verlangt auch er stets einen Sitz im Aufsichtsrat der Unternehmen und geht auch so weit, das Management auszutauschen, wenn es nicht mit ihm zusammenarbeitet.

Die Strategie von Cevian Capital besteht darin, preiswerte Unternehmen zu finden, die der Markt derzeit links liegen lässt. Ein Beispiel dafür ist Volvo: Cevian stieg ein, als die EBIT-Marge – diese gibt an, wie viel an jedem umgesetzten Euro operativ verdient wird – bei 4 % lag. Das Ziel ist es jetzt, die Marge auf 10 % zu bringen.

Das klingt ein wenig nach Warren Buffett? Hier geht es weiter: Cevian versucht, mögliche Verluste auf 20 % des Kapitals zu begrenzen. Deswegen meidet Gardell Branchen wie Technologie, Biotechnologie, Pharma und Rohstoffe, bei denen die Verluste höher sein können.

Immer noch nicht genug Buffett? Gardell bevorzugt Dienstleister, Industrieunternehmen und spezielle Bereiche der Finanzindustrie. Der Zeithorizont von Cevian liegt bei mehreren Jahren.

Welche Aktien hält Cevian Capital?

Cevian hat ein sehr konzentriertes Portfolio, was bedeutet, dass das Vermögen des Fonds in nur wenigen Aktien angelegt ist. Im Juni 2015 waren das nach eigenen Aussagen 14 Titel.

Darunter waren die Aktien von ABB aus der Schweiz und ThyssenKrupp (WKN:750000) sowie Bilfinger  (WKN:590900) aus Deutschland.

Bei ThyssenKrupp ist Cevian im September 2013 mit 5,2 % eingestiegen und stockte im folgenden Februar auf gute 15 % auf. Seit Januar 2015 sitzt mit Jens Tischendorf ein Cevian-Vertreter im Aufsichtsrat.

Tischendorf ist auch Aufseher bei Bilfinger. Die ersten Aktien des Baukonzerns kaufte Cevian im Oktober 2011. Inzwischen liegt die Beteiligung bei 26 %.

Was möchte Cevian erreichen?

So ganz genau wissen wir das nicht. Wie ich oben schon schrieb: Cevian arbeitet eher im Verborgenen und direkt mit dem Management der Unternehmen statt über die Medien.

Wenn du jedoch das Vorgehen aktivistischer Investoren verfolgst, so tauchen zwei Maßnahmen immer wieder auf:

  • Die Unternehmen sollen über Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden hohe Beträge an die Aktionäre auszahlen (Beispiel: Carl Icahn und Apple)
  • Die Unternehmen sollen unterschiedliche Bereiche in rechtlich selbstständige Gesellschaften aufspalten und die „neuen“ Aktien an die Aktionäre verteilen (Beispiel: Carl Icahn und eBay/PayPal)

So verkaufte Bilfinger in 2011 seine australische Tochter Valemus und hatte danach Barreserven von gut einer Milliarde Euro – also durchaus ein lohnendes Ziel für einen „Activist Investor“. Und in der Tat erhöhte Bilfinger nach Cevians Einstieg die Dividende. Allerdings kann ich nur spekulieren, ob es einen entsprechenden Einfluss wirklich gab – Bilfingers Ergebnisse hätten die höhere Ausschüttung ohnehin hergegeben.

Bei Thyssen dagegen ist etwa das Aufzugsgeschäft deutlich erfolgreicher als der Stahlbereich. Cevian könnte hier eine Aufspaltung anstreben und durch die getrennte Notierung an der Börse Werte für sich und die Mitaktionäre heben. Seit Cevians Einstieg wird darüber auch kräftig spekuliert.

Sich dieselben Aktien kaufen, die sich ein Activist Investor zulegt

Mein Eindruck ist, dass bei Cevian Leute am Werk sind, die ihr Handwerk verstehen und genau wissen, was sie wollen. Für dich kann es meiner Meinung nach lohnend sein, sich einem großen aktivistischen Anleger anzuschließen und die gleichen Aktien zu kaufen – zumindest, wenn du zu dem Schluss kommst, dass dieser gute Chancen hat, seine Ziele zu erreichen. Dabei ist aber – wie immer an der Börse – Geduld erforderlich. Hast du diese, kannst du dafür reichlich belohnt werden.

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Peter Roegner besitzt Aktien von Apple. The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Apple, eBay und PayPal Holdings.



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