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Warren Buffett und der Kult der wertorientierten Investoren

Also, ich bin nur ein kleiner Junge aus Omaha. Wenn ich Milliarden von Dollar an der Börse verdient habe, dann nur, weil ich immer die Goldene Regel befolgt habe.

Das ist zwar kein Zitat von Buffett, aber das könnte es sein, denn es entspricht seinen Stil zu philosophieren und vielem von dem, was er selbst über seine Karriere gesagt hat. Buffett ist ein brillanter Geschäftsmann mit einem guten Gespür dafür, wie er sich selbst vermarkten muss und er ist auch klug genug, zu verstehen, wie man die unvermeidliche Kritik in seiner Position vermeiden kann.

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Man sollte auch seine Zitate nicht oberflächlich sehen. Das wäre naiv. Aber die Leute machen es doch immer wieder. Vielleicht, weil sie sehen, wie das Value Investing Berührungspunkte mit traditionellen Werten wie harte Arbeit und Tiefgründigkeit hat – und das dann mit menschlicher Güte zusammenführen. Vielleicht haben einige von uns das psychologische Bedürfnis, an einen Helden zu glauben, an einen Superman der Investmentbranche, der das Gute verteidigt und nicht einmal Alkohol trinkt?

In jedem Fall ist es nicht nur naiv, sondern geht am eigentlichen Punkt vorbei. Zuerst einmal, weil dabei einige von Buffetts besten Eigenschaften übersehen werden: Wie schlau er sich vermarktet (ein Mann, der 67 Milliarden USD angehäuft hat, aber trotzdem für seine Geduld anstatt für seine Raffgier bekannt ist, versteht was vom Marketing), sein Opportunismus und seine mentale Vielseitigkeit. Darüber hinaus ist es intellektuelle Faulheit, Heldenverehrung anstatt seiner eigenen Meinung zu kultivieren.

Das nennen wir den „Kult des Value Investing”. Hier ein Beispiel: Nehmen wir Bill Ackman – den CEO des 14-Milliarden-USD-Hedgefonds Pershing Square Capital Management. Als Jim Cramer ihn letztes Jahr bei der CNBC Delivering Alpha Konferenz gefragt hat, warum er nicht in Tech-Aktien investiere, umschrieb Ackman Buffett: „Wenn man 10 %, 15 % oder 20 % seiner Vermögenswerte in ein Unternehmen steckt, dann möchte man, dass es unglaublich robust, stabil und vorhersehbar ist. Er fügte hinzu, dass Tech-Unternehmen „zu dynamisch” wären und dass „man eines Morgens aufwacht und dann sind da ein paar Jungs in einer Garage in der Nähe der Universität von Stanford… und sie starten ein neues bahnbrechendes Unternehmen… Wir mögen Unternehmen, die die Zeit überdauern.”

Ackman ist dabei kein Einzelfall. Es gibt Dutzende solcher Zitate von Vermögensmanagern auf der ganzen Welt, die damit zufrieden zu sein scheinen, große Stücke ihrer Philosophien von einem 85jährigen aus Omaha zu übernehmen – und seine Aussagen wie die heilige Schrift zu sehen, die sie einfach gebetsmühlenartig aufsagen. Sie kopieren und legen Buffetts Erfahrungen über ihre eigenen, ohne sie wirklich verstanden zu haben.

Viele Tech-Unternehmen können heutzutage als das neue Coca-Cola oder McDonald’s verstanden werden und obwohl die Worte „dieses Mal ist es anders” in Investmentkreisen oft verspottet werden… naja, dieses Mal ist es anders.

In den letzten 15 Jahren etwa wurde eine komplett neue Art von Unternehmen geschaffen: Unternehmen, die quasi unbegrenzt erweiterbar sind und wenig Kapital erfordern, um ihr Potenzial auszuschöpfen, Unternehmen wie Alphabet (WKN:A14Y6H), Facebook (WKN:A1JWVX) und Visa (WKN:A0NC7B)(Visa gibt es schon seit 1958, aber die Investoren hatten erst beim Börsengang 2008 die Möglichkeit, Aktien zu kaufen.)

Wenn man sich diese Unternehmen ansieht, dann fallen aber viele Value Investoren in ihre alten Muster zurück. Kurs-Gewinn-Verhältnisse, Buffett-Zitate und die selbstgefällige Befriedigung, sich im Recht zu fühlen – selbst wenn sie nur noch Staub schlucken müssen.

Was Buffett betrifft, erfüllen viele seiner erfolgreichsten Investitionen nicht das Kriterium „Value Investing”, zumindest nicht in der konventionellen Form. Der Buchwert von GEICO lag bei etwa 27,66 USD, als Buffett das Unternehmen 1996 für 70 USD pro Aktie kaufte. Und er hat wiederholt angegeben, dass GEICO eine seiner besten Investitionen wäre.

Eine wichtige Sache, die Buffett bei GEICO angezogen hat, abgesehen von einem Geschäftsmodell mit niedrigen Kosten, war der finanzielle Puffer, den Versicherungen generieren. Die meisten Value Investoren kennen dieses Konzept sehr gut, wenn auch nur im Kontext einer Versicherung, wie Buffett oft in seinen Briefen an die Aktionäre erwähnt hat. Daher kann man sagen, dass er das Konzept popularisiert hat. Die meisten seiner Jünger haben aber Amazon (WKN:906866) verpasst, einen der größten Profiteure des Puffers der heutigen Zeit.

Weil Amazon allgemein Zahlungen einzieht bevor die Lieferanten bezahlt werden, kann das Unternehmen sich fast unbegrenzt vergrößern, um die Nachfrage seiner Kunden zu bedienen. Amazon wird von seinen Lieferanten finanziert anstatt von seinen Gläubigern oder Investoren.

Kurz gesagt, viele wertorientierte Investoren mögen die Konzepte von Buffett und haben zumindest ein rudimentäres Verständnis davon. Aber bei der Umsetzung kommen sie nicht über die Grundlagen hinaus, die Buffett ihnen mitgegeben hat. Und die Opportunitätskosten dieser Fehler sind extrem hoch.

Auf der Haben-Seite muss man nur ein bisschen kreativ denken, um daraus Gewinn zu schlagen. (Vielleicht ist das negative Betriebskapital das, was für Buffett der Puffer war?)

Daher wollen wir nicht sagen, dass es nicht gut wäre, von Buffett zu lernen. Wir zählen ihn zu unseren größten Einflüssen. Es gibt einen Grund – abgesehen davon, dass er eine fast schon religiöse Persönlichkeit geworden ist – warum er nicht oft kritisiert wird. Er ist ein sehr intelligenter Mann, der mit seinem Wissen viel wohltätiger war, als er es hätte sein müssen. Und dafür sind wir ihm dankbar. Den Fans wird das wahrscheinlich nicht so gut gefallen.

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Suzanne Frey ist Führungskraft bei Alphabet und Mitglied des Vorstands von The Motley Fool.
Motley Fool besitzt und empfiehlt Alphabet (A), Alphabet (C, Amazon.com, Facebook und Visa.

Dieser Artikel wurde von Catherine Baab-Muguira und Scott Hall  auf Englisch verfasst und wurde am 19.01.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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