Volkswagenaktien gehen auf Sinkflug, während der Betrugsskandal weltweit für Wellen sorgt
Elf Millionen Autos
Volkswagen (WKN:766403) gab am Dienstag bekannt, dass 11 Millionen Autos, die mit dem 2,0-Liter Dieselmotor ausgestattet waren, eine Software enthalten, die dazu dient, bei Abgastests zu betrügen.
VW bildete daraufhin Rückstellungen in Höhe von 6,5 Milliarden Euro, um die notwendigen Servicemaßnahmen und andere Anstrengungen zu finanzieren, die notwendig sind, um das Kundenvertrauen wiederzugewinnen. In der Bilanz des dritten Quartals wird dies als Aufwand zu sehen sein.
6,5 Milliarden ist eine gewaltige Zahl. Aber die Schlussrechnung könnte noch größer werden. VW sagte selber, dass die Werte noch der Neubeurteilung unterliegen können.
Am Freitag schloss die VW-Aktie noch bei über 161 Euro. Dies war, bevor die Neuigkeiten bekannt wurden. Am Dienstag wurde sie nur noch zu 110 Euro gehandelt. Das Unternehmen hat somit fast ein Drittel seines Wertes eingebüßt und das in nur zwei Tagen.
Es ist ein weltweiter Skandal und die Folgen könnten enorm sein
Der Absturz des Kurses ist keine Überraschung. Die folgenden Enthüllungen machen diesen Skandal zu einem noch größeren Ding. Begonnen hatte es, als die Prüfer der Environmental Protection Agency and California air-quality VW vorwarfen, eine Software installiert zu haben, die bei Abgastests betrügt. Aber nun verlangen Regierungen auf der ganzen Welt Antworten von dem deutschen Autobauer. Außerdem ist eine Strafverfolgung möglich.
In Europa haben die französische, britische, schweizer und deutsche Regierung mit Untersuchungen begonnen oder die EU gebeten, weitere Untersuchungen anzustellen. Auch Australien eröffnet ein Untersuchungsverfahren. Südkorea kündigte an, alle VW Dieselmotoren zu untersuchen und bei Problemen sollen alle Autos von VW in dem Land überprüft werden.
Sowohl BMW als auch Daimler, die Muttergesellschaft von Mercedes Benz, haben verlautbaren lassen, dass ihre Dieselmotoren die Regeln und Gesetze einhalten.
In den kommenden Tagen werden wahrscheinlich noch weitere Regierungen Maßnahmen ergreifen. Aber zumindest in China könnten VW schwere Folgen erspart bleiben. Obwohl es in China der größte Automobilhersteller ist, verkauft es dort kaum Dieselfahrzeuge.
Die negativen Konsequenzen türmen sich dafür aber in den USA. Der Skandal ist bereits jetzt mehr als nur die Verletzung des Clean Air Acts.
Strafrechtliche Konsequenzen könnten folgen – und VWs Chef könnte am Ende sein
Bloomberg berichtete am Montag, dass das amerikanische Justizministerium eine strafrechtliche Untersuchung gegen Volkswagen eingeleitet hat, weil es versucht hat, die amerikanischen Umweltgesetze zu umgehen. Auch der Kongress wird mit einbezogen, indem Mitglieder des Repräsentantenhauses und des Komitees für Energy and Commerce Anhörungen bezüglich des Skandals durchführen wollen.
Es ist wahrscheinlich, dass ähnliche Untersuchungen in vielen Ländern stattfinden. Der Druck auf Volkswagens CEO Martin Winterkorn steigt stark an. Dieser ist bereits aufgrund des langsamen Wachstums in der Kritik. [Anm. d. Red.: Martin Winterkorn trat am 23.09.2015 zurück.]
VW musste Berichte zurückweisen, wonach Winterkorn bereits entlassen wurde. Als Nachfolger ist Matthias Müller im Gespräch. Müller ist gegenwärtig CEO von Porsche, welches von VW kontrolliert wird. [Anm. d. Red.: Matthias Müller wurde am 24.09.2015 als Nachfolger vorgestellt.]
Ein VW-Sprecher widersprach dem Bericht. Jedoch gab ein Sprecher von Porsche gegenüber Reuters bekannt, dass Müller im Hauptsitz von VW an einem Vorstandstreffen teilnimmt.
Wie wird Volkswagen den Schaden an seinem Ruf reparieren?
Die bewusste Entscheidung, bei Abgastests zu betrügen, ist ein massiver Fehler. Aber Winterkorn, oder wer auch immer ihn berät, hat die richtigen Schritte getan, seit der Skandal öffentlich wurde. Jedenfalls hinsichtlich der PR.
Bisher scheint VW sich an den gleichen Rat zu halten wie General Motors CEO Mary Barra, als der Rückruf 2014 stattfand: Schnell alle Fakten sammeln und die Aufmerksamkeit auf die Anstrengungen zur Problemlösung lenken.
Winterkorn hat mehr oder weniger zugegeben, dass die Anschuldigungen stimmen. Er hat eine externe Untersuchung in Auftrag gegeben, um genau herauszufinden, was passiert ist. Außerdem entschuldigte er sich und versprach, das Vertrauen der Kunden wiederzugewinnen.
Bereits am Tag darauf konnte die Öffentlichkeit sehen, dass es das Unternehmen ernst meint, alle schlechten Neuigkeiten so schnell wie möglich offenzulegen.
Allerdings könnten die vielen Behörden und Ankläger dafür sorgen, dass noch mehr Köpfe rollen werden.
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Dieser Artikel wurde von John Rosevear auf Englisch verfasst und am 22.09.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.