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E.ON: Warum der Energie-Dinosaurier heute kein Kauf ist, zukünftig aber durchaus Chancen bietet

Bei der großen Parade durch den deutschen Aktienindex werfen wir heute einen Blick auf E.ON SE (WKN:ENAG99). Ein Unternehmen, welches aufregende Zeiten durchlebt und derzeit absolut nicht in der Gunst der Investoren steht. Hier erfährst du mehr über die Geschichte des Unternehmens, wieso das Unternehmen derart in Schwierigkeiten steckt und welcher Grund trotzdem für einen Kauf sprechen könnte.

Ein Stück deutscher Industriegeschichte

Das Unternehmen entstand durch die Fusion der Mischkonzerne Vereinigte Elektrizitäts- und Bergwerks AG (VEBA) und der Vereinigte Industrieunternehmungen AG (VIAG). Beide Vorgängerunternehmen waren Gründungsmitglieder des DAX und bis zur Fusion im Jahr 2000 auch durchgehend im deutschen Aktienindex vertreten. Die Geschichte der beiden Vorgängerunternehmen reicht aber bis in die 20er Jahre zurück.

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Die VIAG agierte als eine Beteiligungsholding, die sich zunächst auf die Bereiche Energie, Aluminium und Chemie konzentrierte, im weiteren Verlauf aber auch Anteile an Unternehmen aus den verschiedensten Branchen erwarb.

Die VEBA war über Beteiligungen in den Sparten Strom, Chemie, Öl, Logistik, Elektronik, Immobilienmanagement und Telekommunikation tätig.

Die Fusion der beiden Unternehmen ergab sich aus der Angst, ausländische Investoren könnten die VIAG übernehmen und in ihre Einzelteile zerschlagen. Zudem wollte man durch den Zusammenschluss ein Energieunternehmen schaffen, das auch global wettbewerbsfähig ist. Die anderen, nicht energienahen Geschäftsfelder, sollten veräußert werden.

Und so entstand E.ON. Heute der umsatzstärkste Energiekonzern in Europa. E.ON gliedert sein Geschäft in vier globale Einheiten (Erzeugung, Erneuerbare Energien, Globaler Handel und Exploration & Produktion) mit Aktivitäten auf der ganzen Welt und neun regionale Einheiten (Deutschland, Großbritannien, Schweden, Frankreich, Benelux, Ungarn, Tschechien, Slowakei und Rumänien), die in den jeweiligen Ländern das Vertriebsgeschäft, die regionalen Verteilernetze und dezentrale Erzeugungsanlagen verantworten.

Gründe gegen einen Kauf: Ein Unternehmen auf Schrumpfkurs

Die Förderung der Erneuerbaren Energien, welche im Jahr 2000 in der ersten Fassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) mündete und die Rückkehr zu einem beschleunigten Ausstieg aus der Kernenergienutzung haben den deutschen Energieversorgern in den vergangenen Jahren schwer zugesetzt.

Das EEG führte zu einer Explosion von Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen. Steigende Marktanteile von privaten EEG-Anlagenbetreibern und sinkende Marktanteile der großen Energieversorger waren die Folgen. Zusätzlich rauschten die Strompreise an den Energiebörsen durch den Angebotsanstieg in die Tiefe.

Auf einem freien Markt hätten die Energieversorger nun zuerst teure Kohlekraftwerke abgeschaltet. Durch den beschleunigten Ausstieg aus der Atomenergie müssen diese Kraftwerke aber nun, auf Anordnung der Regulierungsbehörde, weiterbetrieben werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Und das obwohl sie bei den heutigen Strompreisen unwirtschaftlich sind.

E.ON konnte bis jetzt noch nicht die richtigen Antworten auf diese Entwicklung finden. Und die nachfolgenden Charts zeigen es deutlich: Das Unternehmen befindet sich auf Schrumpfkurs und zeigt eine Entwicklung, die Investoren nicht gefallen kann.

Datenquelle: E.ON Geschäftsberichte

Datenquelle: E.ON Geschäftsberichte

Die Anzahl der Mitarbeiter geht deutlich zurück. Der Konzernüberschuss ist, bedingt durch hohe Abschreibungen, in den letzten fünf Jahren zweimal negativ ausgefallen. Das führte zu einer deutlichen Reduzierung des Eigenkapitals pro Aktie. Die Gesellschaft hat also das Geld seiner Anteilseigner – der Aktionäre – verbrannt und damit genau das Gegenteil von dem getan, was Investoren von einem Unternehmen, in dem sie ihr sauer verdientes Geld investieren, erwarten.

An E.ON ging die Rally des deutschen Aktienindex in den letzten Jahren daher komplett vorbei. Während der Dax zwischen 2009 und 2014 um fast 100 % zugelegt hat, verlor die E.ON-Aktie im selben Zeitraum 50 %.

Ob und wann die Tendenz von E.ON wieder in die andere Richtung ausschlägt, lässt sich nur sehr schwer prognostizieren. Einen möglichen Richtungswechsel könnte aber die neue Unternehmensstrategie einläuten.

Gründe für einen Kauf: Klare strategische Ausrichtung

Im Jahr 2014 hat sich E.ON zu einem radikalen Strategiewechsel entschlossen. Das Unternehmen wird im Verlauf des nächsten Jahres in zwei rechtlich und wirtschaftlich selbstständige Gesellschaften aufgespalten. Durch einen Spin-Off erhalten die Aktionäre, zusätzlich zu ihren Anteilen an der bestehenden Gesellschaft, dann Anteile an der „neuen“ E.ON. Beide Gesellschaften werden weiterhin an der Börse notiert sein.

In der bestehenden Gesellschaft, die sich auf die sogenannte neue Energiewelt fokussiert, verbleiben die Bereiche Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen. Dieses Unternehmen soll sich sehr stark auf den Endkunden konzentrieren und die Etablierung neuer, dezentraler und erneuerbarer Energieerzeugungstechnologien vorantreiben.

Die neue Gesellschaft soll das bestehende Portfolio der konventionellen Energieerzeugungsanlagen, den globalen Energiehandel und die Exploration & Produktion verantworten. Diese Gesellschaft steht also für die „alte“ Energiewelt mit großen zentralen Erzeugungsanlagen, die die Versorgungssicherheit garantieren soll.

Und nun? Bedrohter Dinosaurier oder Zukunft der Energiebranche?

Die von E.ON beschlossene Abspaltung ist sicherlich ein radikaler Schnitt. Meiner Meinung nach bietet diese neue Ausrichtung aber durchaus Chancen für einen Turnaround.

Die beiden Gesellschaften können sich auf ihre jeweiligen Kernkompetenzen fokussieren und entsprechend agieren. Investoren sollten meiner Meinung nach allerdings unbedingt den Vollzug des Spin-Offs abwarten. Dann bieten beide Gesellschaften sicherlich Chancen für langfristig orientierte Investoren. Je nach persönlichen Vorlieben in der alten Gesellschaft oder in der neuen Gesellschaft.

Die bestehende Gesellschaft kann sicherlich die Zukunft der Energiebranche mitgestalten. Die neue Gesellschaft ähnelt auf den ersten Blick zwar einem aussterbenden Dinosaurier, allerdings wird dieser Dino meiner Meinung nach auch noch in den nächsten Jahrzehnten seine Daseinsberechtigung in der Energiewelt haben. Denn für die Versorgungssicherheit werden die Kompetenzen der neuen Gesellschaft weiterhin zwingend benötigt.

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Sven besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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