Warum die Bombardier-Aktie den Boden noch nicht gefunden hat
Der Aktienkurs von Bombardier (WKN:866671) ist gerade um weitere 14 % gefallen und der Marke von 1 USD je Aktie bedrohlich nahe gekommen. Die Aktie ist bereits so tief gefallen, dass einige Querdenker glauben, dass ein Ausverkauf trotz der trostlosen Lage übertrieben sei.
Werfen wir doch einmal einen genaueren Blick auf Bombardier, um beurteilen zu können, ob das Unternehmen als gute konträre Anlage durchgeht.
Die Aktie geht auf Talfahrt
Am 24. August hat Bombardier den Tiefststand von 1,03 USD je Aktie erreicht. Schnäppchenjäger schlugen bei dieser Gelegenheit zu und die Aktie stieg noch am gleichen Tag auf 1,11 USD. In den letzten 4 Wochen ist der Aktienkurs um üble 38 % eingestürzt; und über 12 Monate betrachtet sogar um 70 %.
Anfang dieses Monats senkte ein Analyst von Macquarie seine Jahresprognose für den Aktienkurs von 1,75 USD auf 1,00 USD. Zum Zeitpunkt dieser Vorhersage wurde die Aktie noch für etwa 1,60 USD gehandelt. Der Schritt schien also etwas drastisch.
Heute, 3 Wochen später, scheint selbst die neue Prognose zu konservativ.
Ernsthafte Zweifel an der CSeries
Bombardiers Aktie legte letzte Woche einen kleinen Höhenflug hin, als die Nachricht die Runde machte, dass die CSeries achtzig Prozent der für die Lizensierung erforderlichen Tests absolviert hat. Die Ankündigung des Unternehmens gibt Anlegern einen Funken Hoffnung. Das gebeutelte Flugzeug könnte Mitte des nächsten Jahres also doch noch in Betrieb gehen.
In Anbetracht der Tatsache, dass das Programm bereits zwei Jahre hinter dem Plan zurückliegt und das Budget um 2 Mrd. USD gesprengt hat, sind jegliche nicht negative Neuigkeiten gute Nachrichten.
Ende letzter Woche sprang die Aktie sogar kurzzeitig von 1,17 USD auf 1,35 USD, aber bereits wenige Tage später war dieser Anstieg wieder eingebüßt.
Die Fertigstellung der Jets ist nur ein Teil des Problems. Die mangelnde Nachfrage bereitet weiteres Kopfzerbrechen.
Nach der Flut von Bestellungen, die eingingen, als das CSeries-Programm erstmalig präsentiert wurde, ist das Interesse an den Jets rasant eingebrochen. Beim Unternehmen sind sogar seit über einem Jahr keine neuen Bestellungen eingegangen.
Bombardier hoffte anfänglich, bis zur Auslieferung 300 konkrete Bestellungen zu verzeichnen. Aktuell beläuft sich die Anzahl der Bestellungen auf nur 243 und Berichten zufolge könnten bis zu 100 Flugzeuge verspätet oder sogar gar nicht ausgeliefert werden.
Cash-Burn
Bombardier verbrennt seine Cash-Reserven in einem rasanten Tempo. Experten befürchten deshalb, dass sich das Unternehmen erneut für eine Finanzspritze an den Markt wenden muss.
Anfang dieses Jahres ist es Bombardier gelungen, 1 Mrd. USD durch die Ausgabe neuer Aktien zu einem Preis von 2,21 USD das Stück aufzubringen. Außerdem hat das Unternehmen Verbindlichkeiten in Höhe von 2,25 Mrd. USD aufgenommen.
Das Management plant weiterhin, diesen Herbst Teile der Transport-Sparte in einem IPO zu verkaufen. Einige Analysten glauben, dass diese Ausgliederung 1-1,5 Mrd. USD in die Kassen spülen könnte. Dies würde dem Unternehmen helfen, sich noch durch die erste Hälfte des kommenden Jahres zu schleppen, aber es ist vermutlich nicht genug, um sich Bilanzprobleme gänzlich vom Hals zu halten; es sei denn, die ersten CS100 Jets werden früher ausgeliefert als geplant.
Bombardier verbrennt momentan ca. 1,5 Mrd. USD pro Halbjahr. Das zweite Quartal 2015 beendete das Unternehmen mit Cash-Reserven von 3,1 Mrd. USD.
Eine erneute Ausgabe von Aktien würde die finanzielle Lage zwar erst einmal lockern, hätte für bestehende Aktionäre aber einen brutalen Verwässerungseffekt zur Folge. Und da die Kreditwürdigkeit des Unternehmens bei bestehenden Verbindlichkeiten von 8,9 Mrd. USD jüngst heruntergestuft wurde, ist eine weitere Schuldenaufnahme eventuell gar keine Option.
Sollte man jetzt noch mitaufspringen?
Eine rasanter Aufstieg ist nicht ausgeschlossen, aber es ist wohl das beste, erst einmal die nächste Finanzierungsrunde abzuwarten, bevor man sich einen Sitzplatz auf diesem turbulenten Flug sichert.
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The Motley Fool hält keine der erwähnten Aktien. Dieser Artikel wurde von Andrew Walker auf Englisch verfasst und am 25.8.2015 auf Fool.ca veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.