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Warum hat Warren Buffett Öl-Aktien im Wert von 700 Mio. USD verkauft?

Jeder Schritt des Weltklasse-Investors und Berkshire Hathaway (WKN:854075) CEO Warren Buffett wird von Anlegern genauestens verfolgt. Jedes Jahr, wenn das Orakel von Omaha die gesetzlich vorgegebenen Investitionsberichte seines Unternehmens offenlegt, werden diese von Investoren, die Buffet nacheifern, akribisch nach Trends, Möglichkeiten oder anderen wertvollen Informationen durchforstet.

Als langjähriger Buffett-Bewunderer und jemand, der den Verlauf des Energiemarkts eng verfolgt, habe ich mit Interesse zur Kenntnis genommen, dass Berkshire letztes Quartal sämtliche Anteile seiner zwei Öl-Riesen Phillips 66 (WKN:A1JWQU) und National Oilwell Varco (WKN:903541) verkauft hat. Basierend auf den durchschnittlichen Kursen des letzten Quartals hatten diese Aktien einen Wert von ca. 700 Mio. USD. Gibt Onkel Warren den Öl-Sektor jetzt auf oder steckt ein anderer Grund hinter diesem Verkauf? Werfen wir doch einen genaueren Blick auf diese Angelegenheit.

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Der Verkauf

Größtenteils war Berkshires Anteil an Phillips 66 nicht gewollt herbeigeführt, sondern eine Aktiendividende als ConocoPhillips-Aktionär, als Phillips 66 als eigenes Unternehmen ausgegliedert wurde. Seither hat sich Berkshires Anteil am Midstream-Riesen – mit einigen Ausnahmen in jüngsten Quartalen, als das Unternehmen geringe Stückzahlen der Aktie erwarb – stetig verringert.

Am 30.Juni 2013 hielt Berkshire noch über 27 Mio. Aktien im Wert von damals 1,7 Mrd. USD. Im letzten Quartal schrumpfte dieser Bestand auf unter 7,5 Mio. Aktien im Wert von 600 Mio. USD.

Oil price stock since 2014

PSX DATA BY YCHARTS

Auf gleiche Weise trennte sich Berkshire auch von seinen Aktien des Unternehmens NOV, wie es seit Sommer 2013 genannt wird. Berskshires Bestand zählte damals 8,9 Mio. Aktien. Jedoch hat Berkshire an den Aktien von NOW, der ehemaligen Vertriebstochter von NOV, die letztes Jahr ausgegliedert wurde, festgehalten. Ende Juni war Berkshires NOW-Bestand von 1,8 Mio. Aktien circa 29 Mio. USD wert. Mit einem Gesamtportfolio im Wert von 108 Mrd. USD ist dies für Berkshire allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Weshalb der Verkauf?

Interessanterweise lässt sich nicht ganz nachvollziehen, weshalb Berkshire sowohl seine Anteile an Phillips 66 und National Oilwell Varco verkauft hat, wenn man sich die Tatsache vor Augen führt, dass beide Unternehmen in ihren jeweiligen Branchen zu den Klassenbesten gehören. Außerdem wirkt sich der Ölpreis auf diese zwei Unternehmen nicht so gravierend aus, wie es bei Ölproduzenten der Fall ist.

Natürlich wird der massive Abfall der Bohraktivitäten auch nicht an NOV spurlos vorüberziehen. Momentan befinden sich in Nordamerika im Vergleich zum letzten Jahr nur halb so viele Bohranlagen in Betrieb – und letztendlich profitiert „kein anderer Lieferant“ großartig, wenn die Bohraktivitäten wieder zunehmen. Das Unternehmen berichtete neulich, dass sich die Preise wieder stabilisieren – ein Hinweis darauf, dass sich die Nachfrage für seine Bauteile, Produkte und Dienstleistungen wieder erholt. Das Schlimmste könnte für das Unternehmen also bereits überstanden sein.

Phillips 66 kann dahingegen von niedrigen Öl- und Gaspreisen profitieren, da diese Produkte die Inputs des Produktions- und Raffinierungsgeschäfts des Unternehmens sind und somit seine Herstellungskosten senken. So oder so scheint es merkwürdig, dass Berkshire sich an einem Zeitpunkt von diesen zwei Aktien trennt, zu welchem sich ihre Kurse eventuell am Tiefststand befinden.

Das Gesamtbild betrachten

Diese Aktienverkäufe widersprechen einem von Buffetts berühmtesten Zitaten: „Seid gierig, wenn andere ängstlich sind, und seid ängstlich, wenn andere gierig sind. So einfach ist das.“

Wenn es so einfach ist, warum hat dann Buffett genau in der rezessiven Phase verkauft, wo dies doch der schlechteste Zeitpunkt zum Verkaufen ist? Vermutlich aufgrund der Opportunitätskosten.

Seit März hat Berkshire über 47 Mrd. USD für Übernahmen aufgebracht. Im Frühling hat das Unternehmen 10 Mrd. USD in den Kraft-Heinz-Unternehmenszusammenschluss gesteckt, um das börsennotierte Kraft mit Heinz, das sich im gemeinsamen Besitz von Berkshire und 3G Capital befindet, zu vereinen. Vor kurzem hat Berkshire die größte Übernahme seiner Geschichte angekündigt. Das Unternehmen will 37,2 Mrd. USD aus seinen Cash-Reserven und durch Kreditaufnahme aufbringen, um Precision Castparts zu akquirieren.

In anderen Worten: Die Vermutung liegt nahe, dass der Verkauf der zwei Öl-Riesen nicht der negativen Haltung zu diesen geschuldet ist, sondern das Unternehmen sein Geld lediglich anderweitig investieren will. Im letzten Jahrzehnt hat Berkshire immer größere Anteile seiner Cash-Reserven zum Kauf ganzer Unternehmen verwendet; und es ist sehr wahrscheinlich, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird. Berkshire ist mit der Zeit schlicht so groß geworden, dass sich eine Investition in Aktien nicht so sichtbar auf die Geschäftszahlen des Unternehmens auswirkt, wie es bei der Akquisition eines ganzen Unternehmens der Fall ist.

Betrachte das Ganze folgendermaßen: Seit der Übernahme von BNSF Railways im Jahr 2009 hat Berkshire mehr als 100 Mrd. USD für entweder partielle oder komplette Akquisitionen aufgewendet. Das Beteiligungsportfolio des Unternehmens stieg von 56 Mrd. auf 115 Mrd. USD. Die Investitionen in Übernahmen waren fast doppelt so hoch wie die Beträge, die für Neu- oder Zukäufe von Aktien hingeblättert wurden.

Buffett nachzueifern bedeutet nicht, jeden Schritt zu kopieren

Natürlich ist es lobenswert, Buffett nachzuahmen. Aber es besteht ein großer Unterschied zwischen dem einfachen Kopieren seiner Schritte und der Lektion, die man daraus lernt. Das ist besonders wichtig, wenn die Zielsetzung Buffetts – in diesem Fall die potenzielle Kapitalaufbringung zur Durchführung einer Akquisition – nicht mit deinen eigenen übereinstimmt.

In diesem Sinne ist nun vermutlich der richtige Zeitpunkt, nicht wie Buffett zu handeln und sich stattdessen ernsthaft mit dem Kauf dieser zwei Unternehmen zu beschäftigen. Wenn Buffett nicht daran interessiert wäre, gleich den ganzen Laden zu kaufen, wären dies genau die Art von preiswerten erstklassigen Unternehmen, die er sich in den Einkaufswagen legen würde.

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The Motley Fool empfiehlt Berkshire Hathaway, National Oilwell Varco, NOW und Precision Castparts. The Motley Fool hält Aktien von Berkshire Hathaway, National Oilwell Varco und NOW. Dieser Artikel wurde von Jason Hall auf Englisch verfasst und am 23.8.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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