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GlaxoSmithKline: Kauf oder Lauf?

In der Pharmabranche gehört GlaxoSmithKline (WKN:940561) zu den größten Unternehmen hinsichtlich der Marktkapitalisierung. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „wissenschaftsgetriebenes weltweites Gesundheitsunternehmen“. Bei den Kunden ist das in London ansässige Unternehmen durch Marken wie Sensodyne für Menschen mit empfindlichen Zähnen, Poligrip (Zahnhaftcreme) und Theraflu (ein frei verkäufliches Grippemittel) bekannt. Neben den Konsumentenprodukten sind die verschreibungspflichtigen Medikamente und Impfungen die wichtigste Einnahmequelle. Diese machen knapp 80% des Umsatzes aus.

Kaufen oder Abstoßen?

Glaxo war in letzter Zeit häufig in den Nachrichten. Manche waren gut, wie zum Beispiel eine gerüchteweise Übernahme, manche schlecht, wie die Entscheidung, die Dividenden für die nächsten Jahre einzufrieren, manche seltsam, wie ein Legionellenausbruch und ein Rückruf von Holzzahnpasta, und manche waren geradewegs abstoßend, wie die Bestechungsvorwürfe in China.

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Diese Nachrichten haben auch den Aktienpreis beeinflusst. Nun scheint es eine gute Zeit zu sein, zu überlegen, ob GSK ein guter Kauf ist.

Die guten Nachrichten:

Deal mit Novartis

2014 haben Glaxo und Novartis (WKN:904278), ein in der Schweiz ansässiges Pharmaunternehmen, einen Deal abgeschlossen. Darin verkaufte GlaxoSmithKline seine Krebssparte an Novartis und erhielt dafür die Impfsparte der Schweizer. Die zwei Pharmariesen gründeten zudem ein Joint Venture, um verschiedene Konsumentenprodukte zu vermarkten.

Die Ergebnisse aus dem 2. Quartal geben erste Hinweise darauf, welchen Einfluss die neuen Impfungen haben. CEO Sir Andrew Witty gab bekannt, dass 11 Produkte, darunter zwei neue Impfungen aus dem Novartisdeal, die zurückgehenden Umsätze bei dem Medikament Advir ausgelichen haben.

Manche denken, dass dies ein schlechtes Geschäft war, da es sich von seiner begehrten Krebssparte getrennt hat. Die Transaktion kann aber dazu beitragen, den zukünftigen Umsatz zu glätten, da sich Glaxo so von verschreibungspflichtigen Medikamenten zu Konsumentenprodukten und Impfungen bewegt. Beide sind weniger anfällig für auslaufende Patente.

Einnahmen im zweiten Quartal und Erwartungen

Die Quartalsumsätze wuchsen um 6% auf 9,2 Milliarden USD in den ersten drei Monaten bis zum 30. Juni im Vergleich zur gleichen Periode ein Jahr zuvor. Diese Periode ist die erste, in der die neuen Produkte vollständig eingehen. Allerdings sanken die Kernumsätze um 9%.

Der Rückgang ging hauptsächlich auf das Konto von Advair und dem Verlust der Krebsmedikamente, die eine hohe Marge haben. Allerdings wurde das Quartal durch Impfungen aufgepolstert. Das Unternehmen deutete an, dass es auf dem Weg ist, seine Kerneinnahmen 2016 im zweistelligen Prozentbereich zu erhöhen.

40 Neue Medikamente in der Pipeline

Die veröffentlichten Zahlen des zweiten Quartals gaben auch einen Einblick in die Zukunft des Unternehmens. Der CEO präsentierte die „nächste Klasse“. Damit sind die 40 Medikamente in der Pipeline gemeint. Glaxo erwartet, dass 20 davon in den kommenden fünf Jahren die Zulassung erhalten. Witty glaubt, dass diese neuen Medikamente deutliche Wachstumschancen darstellen.

Malariamedikament näher an Zulassung dran

Jedes Jahr sterben 500.000 Menschen an Malaria. Aber dank Glaxo könnten diese Zahlen reduziert werden. Die Impfung, welche diese Krankheit verhindern soll, hat eine positive wissenschaftliche Meinung erhalten. Das ist ein wichtiger Schritt im Zulassungsprozess und einer, der viel dazu beiträgt, dass dieses Medikament irgendwann auf den Markt kommt.

Diese Entwicklung wird keinen übermäßigen Einfluss auf die finanzielle Lage des Unternehmens haben. Allerdings wird es die Leben derjenigen verbessern, die in Gebieten leben, die von Malaria betroffen sind. Dies sind eindeutig gute Nachrichten für die Menschheit.

Potenzielle Käufer

Es gibt Gerüchte, dass Glaxo ein Übernahmekandidat von einigen großen Pharmagiganten sein soll. Genannt werden Johnson & Johnson und kürzlich auch Pfizer. Der Fusion von Glaxo und Pfizer würde Pfizer die begehrten Atemwegsmedikamente bescheren. Zwar sieht sich Advair, der Eckpfeiler dieses Franchises, Herausforderungen gegenüber aber Glaxo hat immer noch den größten weltweiten Marktanteil im Atemwegsmarkt. Dies ist ein verlockender Leckerbissen für einen Käufer. Wenn der Deal kommen sollte, würden Aktionäre von Glaxo fürstlich entlohnt.

Die schlechten Nachrichten:

Eingefrorene Dividende

Anfang des Jahres kündigte Glaxo an, dass es seine Dividende bis 2017 nicht erhöhen wird. Damit verbleibt die Auszahlung auf dem Niveau von 2014. Dies ist zwar kein Dividendenrückgang, bei dem die Dividende gekürzt oder ganz eingestellt wird, aber trotzdem sind das für Investoren schlechte Nachrichten. Besonders enttäuscht sind jene, die auf Dividenden angewiesen sind und einen jährlichen Anstieg fest eingeplant hatten.

Es ist aber nicht ganz so schlimm, da die Rendite immer noch bei 5,6% liegt. Denke aber daran, dass ein ausbleibender Umschwung doch noch zu einem Dividendenschnitt 2016 führen könnte.

CEO unter Beobachtung

Der sinkende Umsatz und die unbeständigen Gewinne haben den CEO in eine heikle Situation gebracht. Witty steht unter ständigem Druck, sein Versprechen zu erfüllen, dass der Gewinn je Aktie 2016 verdoppelt wird. Wenn dies nicht eintritt, könnte eine neue Person seine Stelle einnehmen.

Auslaufender Patentschutz für Advair

Der Umsatz von Advair, ein täglich einzunehmendes Medikament, welches von Millionen Menschen eingenommen wird, um Asthma zu bekämpfen, ging aufgrund des gestiegenen Preisdrucks durch mächtige Medikamentenhändler zurück. Einer davon ist beispielsweise Express Scripts. Advair verlor 2010 sein Hauptpatent für den Wirkstoff. Das Sekundärpatent für das Diskus-Gerät, damit wird das Medikament eingenommen, läuft erst im kommenden Jahr aus. Danach wird die Schranke angehoben und wir können den Markteintritt von Generika erwarten. Dies sollte einen deutlichen Einfluss auf den Umsatz haben.

Fehlende neue Verkaufsschlager

Witty gab uns einen Einblick in die Zukunft des Unternehmens, indem er 40 Medikamente in frühen Entwicklungsphasen vorstellte. Allerdings fehlen in der Pipeline von Glaxo Mittel, die sich in einer späten Phase befinden und das Zeug zum Verkaufsschlager habe. Der Umsatz des Unternehmens wird daher wahrscheinlich weiter holprig sein.

“Wir haben sehr interessante Krebsmedikamente in der Pipeline”, sagt Witty während einer Telefonkonferenz mit Analysten. „Da wir die aktuelle Welle verpasst haben, sind wir sehr froh, dass wir bei der nächsten Welle dabei sein werden.“ Das Unternehmen muss ein enormes Selbstbewusstsein haben, da es seine gegenwärtigen Krebsmedikamente an Novartis abgegeben hat. Trotz all dem Optimismus wird der Mangel an Verkaufsschlagermedikamenten den Umsatz negativ beeinflussen.

Das eingenommene Geld von Novartis wird nicht an die Shareholder ausgeschüttet

Nachdem Glaxo den Deal mit Novartis bekannt gegeben hatte, hieß es, dass 6,3 Milliarden USD als Extradividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Allerdings wurde die erwartete Ausschüttung auf 1,6 Milliarden USD reduziert, als bekannt gegeben wurde, dass die Dividende eingefroren werden soll. Damit soll die finanzielle Flexibilität aufrechterhalten werden.

Die seltsamen Nachrichten

Zahnpasta: Eine neue Faserquelle?

Vor mehreren Jahren demonstrierten unsere Freunde von LifeHacker, wie Zahnpasta verwendet werden kann, um Wasserflecken von Holzoberflächen zu entfernen. Dafür wurde Sensodyne verwendet. Zwar verbessert Zahnpasta das Aussehen von Holz, aber Holz in Zahnpasta verbessert im Allgemeinen nicht das Zahnhygieneprodukt.

Vor Kurzem rief GSK knapp 4 Millionen Tuben seiner Sensodyne und Biotene zurück, da sich darin kleine Stücke Holz befanden. Der Bericht der FDA sagte, dass „Holzstücke in dem Produkt gefunden wurden, welches auf eine Zahnbürste gedrückt wurde.“ Obwohl die Konsumentenproduktsparte keinen großen Teil des Umsatzes von Glaxo ausmacht, können solche Nachrichten die Reputation des Unternehmens negativ beeinflussen.

Legionärskrankheit

Nachdem bei einem Routinetest in einem Betrieb mit 850 Beschäftigten in North Carolina Legionellen in zwei externen Kühltürmen entdeckt wurden, musste dieser geschlossen werden. Infolge dessen fiel der Aktienpreis von GSK um 1%, da Investoren eine Verzögerung der Auslieferung von Advair befürchteten.

Die normale Produktion wurde ein paar Tage später wieder aufgenommen, nachdem die Anlagen gereinigt und desinfiziert wurden. Dieses Problem wurde schnell gelöst, bevor es schlimmere Auswirkungen hatte.

Die hässlichen Nachrichten:

Skandal in China

Die zweifelsohne peinlichste Nachricht für den Pharmagiganten aus Großbritannien kam letztes Jahr aus China. Damals kam heraus, dass das Unternehmen in einem Bestechungsskandal in China verwickelt war. Dadurch soll es schätzungsweise 150 Millionen USD an illegalen Gewinnen eingenommen haben. Der Skandal wurde durch eine Zahlung von 500 Millionen USD und einer zur Bewährung ausgesetzten Gefängnisstrafe für einige Manager beendet.

Eine interne Untersuchung des Skandals führte zu einer Entlassung von mehr als 100 Angestellten in China. Allerdings dauert der Aufbau der Reputation seine Zeit in dem Land mit der zweitgrößten Wirtschaft weltweit. Dieser Skandal wird GSK also eine ganze Weile beschäftigen.

Kaufe ich?

Nein. Die Dinge scheinen sich für GSK etwas zu verbessern, aufgrund seiner Einnahmen, die im letzten Quartal die Erwartungen übertroffen haben, einem möglichen Übernahmeinteressenten und einer Dividendenrendite, die ziemlich verlockend ist. Allerdings gibt es auch eine ganze Menge Unsicherheit bezüglich der Zukunft des Unternehmens. Fragen gibt es hinsichtlich der Umsätze, der Medikamentenpipeline, dem Einfluss von Generika auf Advair und der eingefrorenen Dividende. Für meinen Geschmack überwiegt die Unsicherheit das Potenzial. Daher werde ich im Moment die Hände von Glaxo lassen.

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The Motley Fool hält keine der oben erwähnten Aktien.

Dieser Artikel wurde von David Weinberg auf Englisch verfasst und am 24.08.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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