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Quartalsbericht der Deutschen Telekom: Hoffnung ja, Jubelstimmung nein

Der Aktienkurs der Deutschen Telekom (WKN:555750) hat innerhalb eines Jahres (Stand: 06.08.2015) um beeindruckende 50 % zugelegt. Der DAX schaffte im selben Zeitraum lediglich ein Plus von 28 %. Auch der deutsche Konkurrent O2 liegt mit einem Plus von 29 % deutliche hinter der Performance der einstigen Volksaktie.

Ist dieser Kursanstieg durch eine Verbesserung der Unternehmenssituation gerechtfertigt oder ist der Börsenkurs der wirtschaftlichen Entwicklung weit vorausgeeilt? Diese Frage habe ich mir gestellt und habe die entsprechenden Antworten in den Geschäftsberichten und im Halbjahresbericht, der am 06.08.2015 veröffentlicht wurde, gefunden.

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Die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens

Foolishe Investoren interessieren sich für Unternehmen die wachsen. Denn wenn das Unternehmen wächst, dann können sich über kurz oder lang auch die Aktionäre freuen. Entweder über konstante oder gar steigende Dividendenzahlungen oder über steigende Börsenkurse.

Aber wächst denn die Deutsche Telekom? Diese Frage beantwortet euch die nachfolgende Tabelle, in der sowohl das Umsatzwachstum als auch das Ergebniswachstum vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (kurz: EBITDA) für das Gesamtunternehmen und die vier operativen Geschäftseinheiten dargestellt ist.

Umsatzwachstum 2012 – 2014EBITDA-Wachstum 2012 – 2014
Gesamtunternehmen+ 3 % p.a.– 1 % p.a.
Deutschland– 1 % p.a.– 1 % p.a.
restliches Europa– 4 % p.a.– 4 % p.a.
Systemgeschäft– 3 % p.a.+ 6 % p.a.
USA+ 13 % p.a.+ 4 % p.a.

Quelle: Geschäftsbericht 2014 der Deutschen Telekom

Wie würde ein perfektes Unternehmen aussehen? Meiner Meinung nach hätte ein perfektes Unternehmen ein hohes Umsatzwachstum und ein noch stärkeres EBITDA-Wachstum. Das würde nämlich bedeuten: Das Unternehmen muss jedes Jahr, für jeden Euro Umsatz den es macht, weniger Geld für Rabatte oder Werbemaßnahmen ausgeben.

Für die Deutsche Telekom sehen die Zahlen aber eher bescheiden aus:

  • Der Umsatz des Gesamtunternehmens kann leicht zulegen, die Gewinnmargen sind allerdings rückläufig und unterm Strich wird sogar weniger Geld verdient als vor drei Jahren.
  • Im Deutschland-Geschäft und im restlichen Europa können die Margen bei rückläufigem Umsatz konstant gehalten werden. Unterm Strich wird aber weniger Geld verdient.
  • Im Systemgeschäft wird zwar weniger verkauft, unterm Strich bleibt aber mehr Geld in der Kasse.
  • Umsatzwachstum wird ausschließlich im USA-Geschäft erzielt. Für jeden Euro Umsatz bleibt aber jedes Jahr weniger übrig.

Das zweite Quartal: Hoffnung ja, Jubelstürme nein

Aber lassen wir die Vergangenheit ruhen und schauen auf die Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr. Letzte Woche hat die Telekom die Ergebnisse des ersten Halbjahres veröffentlicht. Und das Unternehmen hat es tatsächlich geschafft, insgesamt zu wachsen – sowohl der Umsatz als auch das EBITDA stiegen im Vergleich zum ersten Halbjahr des letzten Jahres. Im Detail der einzelnen Geschäftsbereiche sieht das folgendermaßen aus:

Umsatzwachstum (H1 2015 vs. H1 2014EBITDA-Wachstum (H1 2015 vs. H2 2014)
Gesamtunternehmen+ 14 % p.a.+ 12 % p.a.
Deutschland+ 2 % p.a.– 1 % p.a.
restliches Europa– 1 % p.a.– 2 % p.a.
Systemgeschäft– 2 % p.a.– 14 % p.a.
USA+ 39 % p.a.+ 49 % p.a.

Quelle: Konzernzwischenbericht der Deutschen Telekom zum zweiten Quartal 2015

Wirklich beeindruckend sind die Wachstumszahlen des USA-Geschäfts. Hier sieht man genau das Wachstum, welches meiner Meinung nach ein hervorragendes Unternehmen kennzeichnet. Allerdings sollte man beachten, dass in etwa die Hälfte des EBITDA-Wachstums durch Wechselkurseffekte verursacht wurde – also eigentlich operativ lediglich ein Wachstum von etwa 25 % zu verzeichnen ist. Bei den anderen Geschäftsbereichen sehen die Wachstumszahlen allerdings exakt so bescheiden aus wie im Dreijahresvergleich.

Daher lautet mein Fazit hier: Das US-Geschäft macht Hoffnung auf mehr. Die bescheidenen Entwicklungen der restlichen Geschäftsbereiche und weil knapp die Hälfte des Wachstums in Amerika auf Sondereinflüsse zurückzuführen ist, sorgen aber dafür, dass ich nicht in Jubelstürme ausbreche.

Teuer oder günstig? Abwarten oder kaufen?

Nachdem wir uns nun die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens angeschaut haben, gibt es nur noch eine entscheidende Frage: Ist der Börsenkurs der Telekom-Aktie derzeit zu teuer oder besteht die Chance, ein Schnäppchen zu erzielen.

Die einfachste Möglichkeit zu erkennen, ob eine Aktie teuer oder günstig ist, bietet das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Diese Kennzahl ergibt sich wie der Name schon sagt, in dem man den derzeitigen Kurs der Aktie durch den Gewinn pro Aktie dividiert.

Die Entwicklung des KGV könnt ihr der nun folgenden Tabelle entnehmen. Wobei ich für die Jahreskurse der Jahre 2012 bis 2014 jeweils einen Mittelwert aus Jahresanfangs- und Jahresschlusskurs verwendet habe. Der Kurs im Jahr 2015 ist der Schlusskurs am 06.08.2015 – also am Tag der Veröffentlichung des Quartalsberichts.

2012201320142015
Kurs8,97 EUR10,60 EUR12,69 EUR16,99 EUR
Gewinn pro Aktie– 1,24 EUR0,21 EUR0,65 EUR0,66 EUR *
KGV502026

Quelle: Geschäftsbericht und Quartalsbericht des Unternehmens
* lineare Hochrechnung des Ergebnis pro Aktie im ersten Halbjahr 2015

Diese Zahlen unterstreichen meiner Meinung nach noch mal meine Einschätzung. Das erwartete KGV von 26 ist wirklich ziemlich teuer für ein Unternehmen, welches lediglich in einem Geschäftsbereich Wachstumszahlen vorweisen kann, die ein solch hohes KGV rechtfertigen könnten.

Die Kursentwicklung ist deutlich stärker als die erwartete Ergebnisentwicklung – meiner Meinung nach zu stark. Foolishe Investoren sollten daher derzeit eher abwarten als beherzt zugreifen. Es bieten sich sicherlich noch günstigere Einstiegsmöglichkeiten als zum jetzigen Kurs.

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Sven Vogel besitzt Aktien der Deutschen Telekom. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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