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Erkenntnisse für Investoren von einem der Gründungsväter der Behavioral Finance

Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio. — Hamlet

In seinem Buch Misbehaving: The Making of Behavioral Economics, erzählt Richard Thaler eine amüsante Anekdote, die viel breitere Implikationen für Investoren hat.

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Während eines Abendessens mit einer kleinen Gruppe Akademikern machte ein berühmter Ökonom – der streng an die Effizienz von Finanzmärkten glaubte — Witze über die lächerlichen wirtschaftlichen Entscheidungen seiner Frau. Sie kaufte zum Beispiel einmal ein teures Auto und lehnte dann ab, es zu fahren, da sie befürchtete es zu beschädigen.

Er lachte auch über seine Studenten die nicht imstande waren, auch nur die grundlegendsten Konzepte zu verstehen. Thaler schreibt, dass die Geschichten umso lustiger wurden, je mehr Wein ausgeschenkt wurde.

Nach einer Weile stellte ein führender Psychologe dem Ökonom eine Frage:

Du scheinst zu glauben, dass praktisch alle Leute in deinem Bekanntenkreis unfähig sind auch nur die einfachsten wirtschaftlichen Entscheidungen zu treffen. Aber du nimmst an, dass all die Akteure in deinen Modellen Genies sind. Wie passt das zusammen?

Der Ökonom antwortete mit fuchtelnden Händen und vagen Anmerkungen, wie der Markt schlussendlich alles wieder zurecht biegt. Thaler nennt dieses Argument nun die „Invisible Handwave“, da es eine Menge Handzeichen mit einem mysteriösen Zugehörigkeitsgefühl zu Adam Smith verbindet.

In der Theorie sind wir alle wie Mr. Spock

Diese fröhliche Geschichte illustriert die konträre Denkweise von Thaler sehr gut was traditionelle Wirtschaftswissenschaften anbelangt. Gemäß wirtschaftswissenschaftlicher Theorien wählt jeder von uns die besten Produkte und Dienstleistungen aus, die er sich mit seinem Budget leisten kann. Theoretisch sind wir alle effektive Optimierer.

Thaler hat einen Großteil seiner Karriere jedoch damit verbracht zu zeigen, dass die Theorie in der Praxis oft falsch ist. „Econs“ — wie er diese theoretischen Optimierer nennt — mögen konsistent rationale Entscheidungen treffen, normale „Menschen“ tun das aber nicht. Schau dir als Beweis nur die ganzen Studien an, die die schlechten Entscheidungen zeigen, die Leute bezüglich ihrer Ersparnisse für den Ruhestand oder bei der Aktienauswahl treffen.

Auch die Auffassung, dass man einfach nur Experten anheuern kann, die einem bei der Entscheidungsfindung helfen, schließt die Lücke zwischen Theorie und Praxis nicht wirklich. Thaler schreibt:

Es ist unlogisch zu denken, dass jemand der nicht in der Lage ist ein gutes Portfolio für seine Rentenersparnisse zusammenzustellen, irgendwie in der Lage sein wird einen guten Finanzberater oder Immobilienmakler zu suchen.

In seinem weisen und unterhaltsamen Buch rät uns Thaler, dass wir damit aufhören zu glauben, dass die Modelle richtig sind. Stattdessen brauchen wir Wirtschaftswissenschaften mit einem „starken Schuss guter Psychologie und anderen Sozialwissenschaften.“

Warum du bei Costco kaufst

Richard Thaler hat zusammen mit Daniel Kahneman und Amos Tversky geholfen, das aufblühende Feld der Behavioral Finance zu entwickeln. Ursprünglich mal ein junger Kerl im Berufszweig der Wirtschaftswissenschaften, ist Thaler jetzt Vorsitzender der American Economic Association. Robert Shiller, ein weiterer Experte auf dem Feld der Behavioral Economics, wird Thalers Amt im nächsten Jahr übernehmen.

Das Buch könnte zwar sehr akademisch erscheinen, in Wirklichkeit ist es aber sehr lebhaft geschrieben. Thaler tweetete vor kurzem: “Misbehaving zu schreiben hat so lange gedauert, weil ich erst herausfinden musste, wie ich es unterhaltsam machen kann.“ Dieses Ziel hat er definitiv erreicht.

Er hat sehr viele Illustrationen wichtiger Konzepte wie „Opportunitätskosten“ und dem „Endowment Effekt“ hereingenommen. Warum kaufen reiche Leute gerne bei Costco ein? Weil sie vom „Transaktionsnutzen“ profitieren. Warum würde jemand mit Tickets für ein Fußballspiel auch einen Schneesturm aushalten, um das Spiel zu sehen? Weil er oder sie „versunkene Kosten“ ignoriert. Was passiert, wenn ein paar Ökonomen Büroräume in einem brandneuen Bürogebäude aufteilen sollen? Das Resultat wäre genauso traurig und chaotisch wie es Verhaltenspsychologen vorhersagen würden. Scheinbar sind nicht einmal Ökonomen selbst „Econs“.

Können “Menschen” den Markt schlagen?

Ich war natürlich am meisten daran interessiert, was Thaler über das Investieren zu sagen hatte. Für die meisten von uns empfiehlt er Einfachheit:

Wenn mich irgendjemand nach Investitionsratschlägen fragt, sage ich immer, dass man ein diversifiziertes Portfolio zusammenstellen soll, das stark auf Aktien ausgerichtet ist, besonders wenn man jung ist, und dass man es dann vermeiden soll, irgendetwas in der Zeitung jenseits des Sportteils zu lesen…TV-Nachrichten zu schauen ist strengstens verboten.

Thalers Meinung bezüglich den Märkten ist einigermaßen differenziert. Er glaubt nicht, dass Märkte besonders effizient sind. Es gibt also möglicherweise einen Spielraum, um Anomalitäten auszunutzen. Das Problem ist jedoch, dass Preise zwar falsch sein können, sie könnten aber auch „falsch bleiben oder sogar noch falscher werden.“ Investoren sollten aufpassen, wenn sie glauben, dass sie “scheinbare Fehlbewertungen ausnutzen“ können. Seine Schlussfolgerung nach jahrzehntelangen Studien über den Finanzmarkt ist, dass es zwar „möglich“ ist, aber „nicht leicht.“

In einer Fußnote im Kapitel über das Investieren gibt Thaler an, dass er seit 1998 Partner eines Unternehmens in der Vermögensverwaltung namens Fuller and Thaler Asset Management ist. Das Unternehmen schaut nach Situationen “wo das voreingenommene Verhalten von Investoren wahrscheinlich zu Fehlbewertungen führen kann.“ Und er witzelt, dass “die Tatsache, dass wir immer noch im Geschäft sind, suggeriert, dass wir Behavioral Finance entweder erfolgreich angewandt haben um den Markt zu schlagen, oder dass wir damit einfach Glück hatten, oder beides.“

Der Investmentexperte Larry Swedroe schaute sich vor kurzem die Performance von Fuller and Thaler Asset Management an und hat nicht viele Indizien dafür gefunden, dass das Unternehmen die Märkte schlagen könnte.

Der Niedergang des raionalen Dummkopfs

Abgesehen von seinen Investitionsfähigkeiten hat Thaler die Wirtschaftswissenschaften und das Finanzwesen sicherlich transformiert. Er zitiert den großartigen Ökonomen Amartya Sen, der sagte, „Der rein wirtschaftliche Mensch ist in der Tat nah daran, ein sozialer Schwachkopf zu sein. Wirtschaftswissenschaftliche Theorien waren immer sehr mit diesem rationalen Dummkopf beschäftigt.“ Heute glauben nur noch wenige Leute an diesen rationalen Dummkopf. Und Richard Thaler verdient eine Menge Anerkennung dafür. Ich kann dir nur empfehlen, dieses faszinierende und unterhaltsame Buch zu lesen.

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Dieser Artikel wurde von John Reeves auf Englisch verfasst und wurde am 04.08.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.

The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Costco Wholesale.



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