Der eine große Nachteil der Dialog Semiconductor Aktie: Die (vermeintliche) Abhängigkeit von Apple
Vor kurzem habe ich in Dialog Semiconductor (WKN:927200) investiert. Überzeugt hat mich bei der Aktie das Gesamtpaket inklusive der niedrigen Bewertung. Allerdings gab es letztere nicht ohne Grund: Der Erfolg des Unternehmens lag bisher hauptsächlich in den Händen eines einzigen Kunden. Aber wie groß ist das Risiko für das Unternehmen und was bedeutet das für Investoren?
Die Abhängigkeit wurde in den letzten Jahren immer größer
Seit dem Geschäftsbericht 2011 gibt Dialog in den Fußnoten an, dass der Umsatz mit nur einem einzigen Kunden über 10 % des Gesamtumsatzes ausmacht. Die genauen Zahlen zeigen, dass der Umsatzanteil mit diesem einen Kunden sogar sehr viel höher ist.
2011 | 2012 | 2013 | 2014 | |
Gesamtumsatz [in Mio. EUR] | 527 | 774 | 901 | 1.156 |
Umsatz mit dem größten Kunden [in Mio. EUR] | 321 | 598 | 719 | 910 |
Umsatzanteil des größten Kunden | 61 % | 77 % | 80 % | 79 % |
Datenquelle: Geschäftsberichte des Unternehmens
Und wie du siehst, geht die Tendenz eher nach oben, weswegen das Thema des einen großen Kunden für Dialog Investoren von besonderer Bedeutung ist.
Bei der Frage, wer dieser Kunde ist, gehen die Meinungen nicht weit auseinander. In den meisten Spekulationen darüber wird Apple (WKN:865985) genannt. Und das macht durchaus Sinn. Nicht nur führt Dialog Apple in seinem Geschäftsbericht neben Panasonic, Samsung, Bosch und Gigaset als einen der fünf größten Kunden auf. Auch wenn man die Verkaufszahlen von iPhones und iPads (die vermeintlich mit Dialog Chips ausgestattet werden) betrachtet, kann man eine gewisse Übereinstimmung erkennen.
2012 | 2013 | 2014 | |
Umsatzwachstum vom Dialog mit größtem Kunden | 86 % | 20 % | 27 % |
Wachstum der Umsatzstückzahlen von Apples iPad und iPhone | 75% | 21% | 7% |
Datenquelle: Geschäftsberichte des Unternehmens und statista.com
Daher würde ich mich der Meinung der Mehrheit anschließen, dass es sich beim größten Dialog-Kunden um die Jungs aus Kalifornien handelt. Aber was bedeutet das für Dialog?
Hohe Risiken
Das Positive an dieser Sache ist, dass Dialog direkt an den starken Verkaufszahlen von Apples mobilen Produkten heute und potentiell in Zukunft profitiert. Allerdings geht es natürlich mit (sehr) hohen Risiken einher, wenn man so sehr auf ein einziges Pferd setzt. In diesem speziellen Fall sehe ich drei:
- Ein Rückgang von Apples Verkaufszahlen würde sich direkt auf Dialog niederschlagen
- Apple könnte Preisdruck auf Dialog ausüben, was die Profitabilität gefährden könnte
- Apple könnte Dialog ganz oder teilweise durch einen anderen Lieferanten ersetzen
Apple verkaufte im vergangenen Quartal 35 % mehr iPhones als im Vorjahresquartal. Das Wachstum des Giganten ist also noch intakt. Außerdem steht mit der Apple Watch bereits ein weiterer potentieller Wachstumskandidat bereit. Eine Garantie für zukünftiges Wachstum ist das nicht, aber noch scheint der Trend ungebrochen. Das Risiko Nummer 1 in der Liste schätze ich derzeit daher gering ein.
Auch Nummer 2 bereitet mir noch keine Sorgen. Dafür geht die Entwicklung der Bruttomarge zu sehr in die richtige Richtung. (Je höher die Bruttomarge eines Unternehmens, desto höher der Preisaufschlag, den es für seine Produkte verlangen kann.) Dialogs Bruttomarge entwickelt sich seit 2012 laut S&P Capital IQ folgendermaßen:
2012 | 2013 | 2014 | |
Bruttomarge | 38 % | 40 % | 45 % |
Und für 2015 erwartet man eine weitere Steigerung. Es spielen zwar auch andere Faktoren bei diesem Trend eine Rolle, aber wir können auf jeden Fall sehen, dass Dialog (noch) keinen Preisdruck verspürt.
Das Risiko Nummer 3 würde derzeit den Super-GAU für Dialog und seine Investoren bedeuten. Wie wahrscheinlich dieser Fall ist, kann man (oder zumindest ich) von außen nur ganz schwer einschätzen. Mir machen zwei Dinge Hoffnung, dass Dialog (zunächst) als Apple-Lieferant gesetzt ist.
Erstens sind einige Dialog-Produkte den Konkurrenzprodukten technologisch so überlegen, dass sie sich nicht 1:1 ohne merkliche qualitative Einbußen ersetzen lassen. Und besonders Apple ist auf seine Marke angewiesen, so dass das Unternehmen dieses Risiko meiner Meinung nach nicht unbedingt eingehen möchte.
Zweitens finden wir im Geschäftsbericht von Dialog aus dem Jahr 2013 folgendes Zitat.
Wir engagieren uns mit unserem größten Kunden als „erweitertes Forschungs- und Entwicklungsteam“ und liefern eine hohe Differenzierung mit der Geschwindigkeit eines Start-up-Unternehmens.
Ist das so, würde es einige Zeit für Apple dauern, einen anderen Lieferanten so „anzutrainieren“, dass er Dialog 1:1 ersetzen kann.
Trotzdem ist Dialog durch diese Abhängigkeit sehr verletzlich.
Sollten Investoren nach dem starken Anstieg des Aktienkurses die Chance jetzt nutzen und Gewinne einkassieren?
Es scheint so, als hätten das einige Investoren gemacht. Nach Ankündigung der Quartalsergebnisse – die für das zweite Quartal die Erwartungen übertroffen haben — ging es mit dem Kurs ein ganzes Stück nach unten.
Ich denke, dass die Dialog-Aktie zwar eher ein risikoreiches Investment darstellt, dafür aber eines mit interessantem Potential. Aus diesem Grund halte ich die Aktie selbst. Und wenn ich dir noch eine letzte Tabelle mit Dialog-Zahlen zeigen darf, dann gibt es noch einen Grund für etwas mehr Optimismus, als der Markt dem Unternehmen im Moment entgegenbringt.
2012 | 2013 | 2014 | |
Wachstum des Umsatzes mit dem größten Kunden | 86 % | 20 % | 27 % |
Wachstum des Umsatzes mit anderen Kunden | -14 % | 4 % | 35 % |
Datenquelle: Geschäftsberichte des Unternehmens
Besonders die Zahl ganz unten rechts kann eine unabhängigere Zukunft andeuten. Es scheint, als habe das Management einen Weg gefunden, den Cashflow aus dem (vermeintlichen) Apple-Geschäft zu verwenden, um Wachstum in anderen Märkten oder zumindest mit anderen Kunden zu generieren.
Auf diese Zahl werde ich als Investor in Zukunft ganz genau achten, um zu bewerten, ob die Dialog-Aktie in meinem Portfolio eine für die Ewigkeit sein kann.
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Bernd Schmid besitzt Aktien von Dialog Semiconductor. The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Apple.