4 Gründe, warum ein niedriger Ölpreis eine großartige Neuigkeit für langfristige Investoren ist
Da der Ölpreis im letzten Jahr um mittlerweile ganze 60 % im gefallen ist, sind Investoren aus Angst vor einbrechenden Gewinnen, Dividenden-Kürzungen und Unternehmensinsolvenzen aus dem Öl- und Gassektor geflohen.
Jedoch sind niedrige Ölpreise für langfristig orientierte Investoren nicht das Ende der Welt, sondern Teil eines jahrzehntelangen Zyklus. Und es gibt vier wichtige Gründe, warum ein gesunkener Ölpreis großartig für eben jene Investoren sein könnte.
Es lohnt sich einfach nicht
Es kostet viel Geld, Öl zu finden und zu fördern und wenn Unternehmen keinen anständigen ROI (Return on Investment) für ihren Aufwand erwarten können, lassen sie das Öl einfach in der Erde.
Dieser Prozess hat schon begonnen. Ölprojekte im Wert von 200 Milliarden USD wurden im vierten Quartal letzten Jahres abgebrochen. Analysten gehen davon aus, dass am Ende insgesamt Projekte im Wert von über 1 Billion USD abgesagt werden könnten.
Und wenn viele neue Projekte aufgehalten werden, besteht das Risiko, dass die Welt damit beginnt, zu wenig in Öl zu investieren, was das Angebot reduzieren könnte. Gleichzeitig wird die Nachfrage steigen, da niedrige Ölpreise den Konsum anheizen.
Zyklische Kräfte, die durch steigende Nachfrage und fallendes Angebot entstehen, werden die Preise längerfristig möglicherweise in neue Höhen treiben. Diese Prozesse brauchen aber Zeit, um sich zu etablieren.
Konsolidierung
Niedrige Ölpreise haben bereits einen Effekt auf kostenintensive Ölproduzenten. Gewinne brechen ein, Schulden steigen und viele kleine und mittelgroße Spieler straucheln.
Daher können sich Unternehmen, die finanziell gut aufgestellt sind, die besten Kaufmöglichkeiten heraussuchen und Deals zu ihren Bedingungen schließen. Das sind großartige Neuigkeiten für Aktionäre der großen Ölunternehmen.
So hat zum Beispiel der Öl-Gigant Noble Energy Anfang Juni das kleinere Rosetta Resources für 3,9 Milliarden USD aufgekauft. 12 Monate zuvor war Rosetta drei Mal so viel Wert.
Forderungsausfälle
Sechs großen Schieferölproduzenten aus den USA ist das bisher in diesem Jahr passiert. Die dramatischste Insolvenz war dabei die von Sabine Oil & Gas, welches Verbindlichkeiten in Höhe von 2,9 Milliarden USD und ein Vermögen von nur 2,5 Milliarden USD hatte.
Diese Insolvenzen stellen eine großartige Chance für große Spieler mit robusteren Gewinnen, die Vermögen zu sehr geringen Preisen erwerben können, dar. Vor nur einem Jahr haben Bohrunternehmen das 5 bis 6-fache für Land zum Bohren in den USA gezahlt, welches sie heute durch Insolvenzen erwerben. Es handelt sich hier um das traditionelle Modell: Billig Kaufen und teuer Verkaufen.
Auch hier profitieren Aktionäre von finanziell konservativen und gut aufgestellten Unternehmen.
Konjunkturzyklus
Für die Weltwirtschaft sind niedrige Ölpreise ein Geschenk. Sie führen zu geringeren Kraftstoffpreisen, die wiederum die Preise für Güter und Dienstleistungen senken. Dadurch steht Konsumenten mehr Einkommen zum Ausgeben zur Verfügung und Wirtschaftswachstum beginnt. Wirtschaftliche Expansion ist normalerweise gut für Märkte.
Die Schätzungen variieren, aber einige deuten darauf hin, dass die niedrigen Ölpreise Konsumausgaben in der Eurozone für das Jahr 2015 um 1 % steigern könnten. Das sind 14 Milliarden EUR neue Ausgaben. Im Vereinigten Königreich wurde geschätzt, dass niedrige Ölpreise zu dem Entstehen von bis zum 90.000 neuen Jobs führen könnten.
Während die Ölbranche also kämpft, profitieren andere Sektoren davon. Aber langfristig sieht das anders aus. Wenn das Öl-Angebot sinkt und die Nachfrage steigt, sollten die Preise wieder steigen. Langfristige Investoren müssen sich um nichts sorgen.
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The Motley Fool UK besitzt keine der erwähnten Aktien.
Dieser Artikel wurde von Rupert Hargreaves auf Englisch verfasst und am 17.7.2015 auf Fool.co.uk veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.