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Ist “gut genug” beim Investieren wirklich gut genug?

Die New Horizon Raumsonde der NASA ist letzte Woche am Zwergplaneten Pluto vorbeigeflogen, was ziemlich beeindruckend ist. Es handelte sich dabei um eine Reise über drei Milliarden Meilen, die neuneinhalb Jahre dauerte.

Aber was mich eigentlich umhaut: Laut NASA dauerte die Reise “ungefähr eine Minute weniger als vorhergesagt, als die Sonde im Januar 2006 auf ihren Weg geschickt wurde.”

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Das ist erstaunlich. Die NASA sagte eine vorher nicht dagewesene Reise über einen Zeitraum von einem Jahrzehnt mit einer Präzision von 99.99998 % voraus. Das ist das gleiche, wie wenn du eine Reise mit dem Auto von Berlin nach München machst und die Fahrzeit auf vier Millisekunden genau vorhersagst (danke, Google Maps).

Das ist eine gute Erinnerung daran, mit welche Präzision man auf manchen Gebieten arbeiten kann. Sie werden von Mathematik und Physik regiert und werden nicht von den Launen menschlicher Emotionen belastet.

Es ist auch eine großartige Erinnerung daran, dass das Investieren kein solcher Bereich ist.

Das Investieren wird oft so gelehrt, als ob es so etwas wie Luftfahrtechnik wäre. Man bekommt präzise Formeln präsentiert, die genaue Antworten liefern. Genauso, wie wenn du berechnen würdest, sagen wir mal wie lange es dauert, bis zum Pluto zu fliegen. Im ernst, schau dir das Zeugs an.

Trader berechnen gleitende Durchschnitte und Bollinger Bänder. Ökonomen schaffen Modelle, um vorhersagen zu können, um wie viel Prozent das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr wachsen wird. Marktstrategen modellieren, was der S&P 500 im nächsten Jahr tun wird. Die Finanzwissenschaften sind zum größten Teil auf der Idee aufgebaut, dass wir den Kapitalismus an seinen Hörnern packen können und vorhersagen, was als nächstes passiert, wenn wir nur hart genug daran arbeiten und genügend Zahlen verarbeiten. Und mir bleibt nur das Kopfschütteln zu solchen Ideen.

Manchmal sage ich mir, “OK Morgan, vielleicht verstehst du das Zeugs einfach nicht.” Das stimmt! Es gibt aber überwältigende Beweise dafür, dass selbst die Nutzer dieser komplizierten Investitionsmathematik keinen blassen Schimmer haben. Ein Anfänger würde niemals denken, dass Kursrückgänge nur einmal in einer Milliarde Jahre passieren. Um das zu denken braucht man ein Modell von Goldman Sachs. Ein normaler Mensch hätte es schwer gehabt, beim Boom Ende der Neunziger Jahre alles zu verlieren. Du brauchst ein Team bestehend aus Nobelpreisträgern, um das zu schaffen. Zeig mir eine Person, die es geschafft hat mit ihren mathematischen Ansätzen reich zu werden und ich zeig dir neun, die damit alles verloren haben; und zusätzlich noch mal 20 Landeier, die es geschafft haben mit einfachen Faustregeln reich zu werden.

Es gibt zwei Arten von Dummheit. Eine ist einfach die Ignoranz. Die andere — und wesentlich gefährlichere — ist Brillanz, so tief, dass du glaubst sie in unverwandten Bereichen anwenden zu können. Das Zentrum aller Finanzkatastrophen besteht aus letzterem; einem Genie, dessen Vorhersagen mathematisch unangreifbar richtig waren — bis zum Bankrott. Es war nicht die Mathematik, die falsch war. Falsch war die Annahme, dass die saubere Mathematik auf den Hormondschungel im Finanzbereich angewandt werden kann.

Eine meiner wichtigsten Investment-Lektionen, die ich bisher gelernt habe ist, dass du wahrscheinlich umso weiter von der Realität entfernt landen wirst, je genauer du versuchst etwas zu berechnen. Präzise Berechnungen schaffen einen Zauber der Selbstüberschätzung, was dich gleich doppelt so fest an das glauben lässt, was du glauben möchtest; egal wie falsch es ist. Manche Beispiele sind atemberaubend: Die Top-Marktstrategen der Wall Street sagen jeden Januar vorher, um wie viel der S&P 500 bis zum Ende des Jahres nach oben oder unten gehen wird. Die kollektive Erfolgsbilanz ist schlechter, als wenn du einfach nur annehmen würdest, dass Aktien jedes Jahr mit ihrem langfristigen historischen Durchschnitt steigen werden.

In einer chaotischen Welt voller Emotionen und Fehlinformationen können ungefähre Faustregeln eine exzellente Strategie sein.

Natürlich sind Faustregeln nicht perfekt. Aber das ist deren Vorteil. Dadurch, dass du eine Strategie anwendest von der du weißt, dass sie nicht perfekt ist, erlaubst du dir auf natürliche Weise einen Spielraum für Fehler und du bist flexibler, wenn es darum geht, die Launen des Marktes zu akzeptieren.

Also verwende ich keine raffinierten Bewertungsmodelle, um vorherzusagen, wie hoch die Rendite von Aktien in den nächsten 10 Jahren sein wird. Ich nehme einfach an, dass sie langfristig bei inflationsbereinigten 6 % liegen wird. Ich schätze, dass das gut genug ist.

Ich versuche nicht vorherzusagen, was der Markt in diesem Jahr tun wird. Ich schätze, dass der Markt die Hälfte aller Tage, ein Drittel aller Jahre und ein Fünftel aller Jahrzehnte nach unten gehen wird. Das ist wahrscheinlich gut genug.

Ich versuche nicht vorherzusagen, was die Wirtschaft dieses Jahr tun wird. Ich nehme an, dass wir alle fünf bis sieben Jahre eine Rezession haben werden. Das ist gut genug.

Quäl mich nicht mit Taschenrechnern, die mir zeigen wie viel Geld ich in 30 Jahren haben werde. Ich weiß nicht, was im nächsten Monat auf der Ausgabenseite steht. Ich spare so viel Geld wie ich vernünftigerweise kann, während ich einen Lebensstil pflege, der mich zufrieden stellt. Das ist gut genug für mich.

Erspar mir deine Analyse darüber, in welchen Ländern ich aufgrund von wirtschaftlichen Trends in Aktienmärkte investieren soll. Ich bin diversifiziert und akzeptiere, dass ein Teil meines Portfolios immer schlechter abschneiden wird als die anderen. Für mich ist das gut genug.

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Dieser Artikel wurde von Morgan Housel auf Englisch verfasst und wurde am 20.07.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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