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Was bringt Geschichte?

Liest du über historische Ereignisse? Glaubst fast alles, was geschrieben wird? Nimmst es als Wegweiser für die Zukunft?

Ich auch. Aber lass uns über etwas nachdenken. Schau dir diese beiden Aussagen an:

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Seit 2009 wurden 11 Millionen Arbeitsplätze geschaffen. Aktienkurse haben sich verdreifacht. Die Arbeitslosenquote sank um fast die Hälfte. Unter Präsident Obama hat sich die US Wirtschaft stark erholt.

Die Erholung seit 2009 war eine der schwächsten seit der Aufzeichnung von Wirtschaftsdaten. Die Staatsverschuldung ist in die Höhe geschossen. Gehälter stagnieren. Millionen von Amerikanern haben die Suche nach Arbeit aufgegeben. Unter Präsident Obama hat war die wirtschaftliche Entwicklung eine Enttäuschung.

Beide Aussagen sind wahr. Beide sind Geschichte. Welche davon ist richtig?

Das ist eine komische Frage, weil Geschichte eigentlich objektiv sein sollte. Es sollte nur eine richtige Aussage geben.

Aber das ist so gut wie nie der Fall, besonders wenn ein so emotionales Thema wie deine Meinung zum Präsidenten eine Rolle spielt. Jeder pickt sich die Version der Geschichte heraus, die zu dem passt; was er glauben möchte; welche eine Reflektion der Art und Weise ist, wie er erzogen wurde, welche bei jedem einzigartig ist. Wir machen das mit der Wirtschaft, dem Aktienmarkt, Politik — mit allem.

Das kann Geschichte gefährlich machen. Was als Versuch beginnt, die Vergangenheit objektiv zu bewerten, kann schnell zu einem Manöver werden, seinen bisherigen Glauben zu bestätigen. Das ist so ähnlich wie Steroide zu nehmen, um dein Selbstbewusstsein zu steigern und führt zu Entscheidungen, die du bedauern wist und fehl am Platz sind. (Und die Geschichte ist voll von fehlgeleiteten, bedauernswerten Entscheidungen, darin sind sich alle einig).

In seinem Buch Why Don’t We Learn From History? schreibt B.H. Liddell Hart:

[Geschichte] kann nicht mit Hilfe von Vorstellungskraft und Intuition interpretiert werden. Die Schiere Menge an Beweisen ist so überwältigend, dass man nicht drum herum kommt, eine Auswahl treffen zu müssen. Und Auswahl ist Kunst.

Diejenigen, die über historische Ereignisse lesen, haben eine Tendenz danach zu suchen, was sie bestätigt und ihren persönlichen Meinungen entspricht. Sie lesen mit dem Ziel, Bestätigung oder Material für einen Angriff zu finden. Sie widerstehen unangenehmen Wahrheiten, weil alle auf der Seite der Engel sein wollen. Genauso wie wir Kriege anfangen, um Kriege zu beenden.

Ich sehe das in der Investmentwelt die ganze Zeit. Die uns vorliegende Datenmenge ist unfassbar groß und wächst jeden Tag. Jeder kann sich etwas ausdenken und dann sich dann durch Berge historischen Materials wälzen, um Beispiele zu finden, die dieser Ansicht den Rücken stärken.

Glaubst du Aktien sind teuer? Die Geschichte stimmt dir zu. Denkst du Aktien sind billig? Die Geschichte stimmt dir zu. Glaubst du Steuererleichterungen kurbeln die Wirtschaft an? Die Geschichte stimmt dir zu. Glaubst du Steuererleichterungen kurbeln die Wirtschaft nicht an? Auch hierzu stimmt dir die Geschichte zu. Die Geschichte zeigt, dass steigende Zinsen sowohl gut als auch schlecht für Aktien sind. Sie beweist, dass kaufen-und-halten sowohl die beste als auch die schlechteste Investment-Strategie ist. Im Zeitalter von Big Data ist keine Idee so absurd, dass eine gute Tabellenkalkulation nicht in der Lage wäre, sie zu bestätigen.

Und sehr viele historische Ereignisse, die Investoren untersuchen — von Rezessionen über Bärenmärkte bis hin zu Hyperinflationen — sind so rar, dass wir nicht ausreichend Beispiele vorfinden, um Schlussfolgerungen daraus abzuleiten.

Wenn du zum Beispiel viel über Rezessionen herausfinden möchtest, dann bräuchtest du idealerweise hunderte von Beispielen, die du untersuchen könntest. In den letzten 150 Jahren gab es aber nur 33 Rezessionen. Und die Daten, die wir über diese Rezessionen besitzen sind zwielichtig. Schätzungen über die Höhe der des Rückgangs der Wirtschaft während der Rezession im Jahre 1920 reichen von 2,4 % bis 6,9 %. Das ist der Unterschied zwischen einer moderaten Rezession und einer fast-Depression. In den letzten 50 Jahren, über die uns bessere Daten vorliegen, gab es lediglich sieben Rezessionen in den USA. Also wie ernst können wir historische Statistiken über die durchschnittliche Rezession nehmen? Wie lange dauert die durchschnittliche Rezession? Wie häufig kommen sie vor? Wie hoch kann die Arbeitslosenquote steigen? Wir sprechen über etwas, das im letzten halben Jahrhundert gerademal sieben Mal aufgetreten ist.

Also was bringt es uns, die Geschichte zu studieren?

Tatsächlich sehr viel. Du solltest es nur nicht zu weit damit treiben.

Leute verstehen Geschichte falsch, wenn sie auf spezifische Ereignisse zurückblicken und erwarten, dass sie sich in der Zukunft wiederholen werden. Es ist sehr leicht zu unterschätzen, wie viele vergangene Ereignisse durch Kleinigkeiten und Zufälle, anstatt durch Trends, die sich sauber wiederholen müssten, ausgelöst wurden. Investoren, die einen unerschütterlichen Glauben daran haben, dass Märkte zu irgendwelchen historischen Durchschnitten zurückkehren werden, haben oft die schlechtesten Erfolgsbilanzen, die du dir vorstellen kannst. Historische Aufzeichnungen sind oft subjektiv. Der Historiker Henry Adams sagte einmal: “Ich habe zu viel über Geschichte geschrieben, um noch daran zu glauben.”

Aber Geschichte kann großartig sein, uns umfassende, unspezifische Lektionen zu erteilen. Hier sind fünf davon.

Im Normalfall kommt etwas vor, das dazu führt, dass gute und schlechte Nachrichten für immer weitergehen. Rezessionen lösen sich auf, weil sich zu hohe Preise normalisieren; Ein Boom endet, weil alles eingepreist wird. Die meisten Menschen wachen jeden morgen auf, um aus der Welt einen besseren Ort zu machen. Aber Psychopathen, Idioten und Scharlatane sind überzeugend genug, um hin und wieder Leben in die Bude zu bringen.

Nicht nachhaltige Dinge können länger andauern, als du denkst. Jeder Krieg sollte mutmaßlich nach einem Monat enden, jeder Aufschwung war jeden Tag fällig zu Ende zu gehen, jede neue Gelddruckrunde der Fed bedeutete, dass uns Inflation kurz bevor stand. In Wirklichkeit können nicht nachhaltige Dinge über Jahre oder sogar Jahrzehnte länger andauern, als man es für möglich hält. „Ich hatte Recht, war nur zu früh dran“ sind berühmte letzte Worte und bedeuten nichts anderes als „Ich lag falsch“.

Normalzustände ändern sich schneller, als du es erwartest. „Nassim Taleb schreibt „Geschichte kriecht nicht, sie springt.“ Dinge „gehen von Zusammenbruch zu Zusammenbruch, mit etwas hin-und-her dazwischen. Trotzdem wollen wir an den vorhersagbaren, inkrementellen Fortschritt glauben.“

Irrationalität verbreitet sich zu den schlimmsten Zeitpunkten. Die meisten Leute reagieren vernünftig, wenn alles ruhig ist. Wenn es aufregend wird, dann übernehmen allerdings Emotionen die Kontrolle — in Bullenmärkten, Bärenmärkten, Kriegen, Rezessionen. Was wichtig ist: Entscheidungen, die du während dieser verrückten Momente triffst, sind langfristigen, die wichtigsten Entscheidungen, die du treffen wirst.

Keine Kraft ist so stark wie Eigeninteresse. Wenn ein für viele Leute Verantwortlicher am meisten Gewinn macht, indem er sein Eigeninteresse verfolgt, dann bekommst du im besten Fall Ineffizienz. Viel öfter resultieren Katastrophen daraus. Was jeder weiß ist, dass die Wahrheit oder angemessenen Maßnahmen ignoriert werden, weil ein paar Leute einfach zuerst etwas anderes machen. Das ist eine Beschreibung der meisten Organisationen.

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Dieser Artikel wurde von Morgan Housel auf Englisch verfasst und wurde am 05.06.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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