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3 Szenarien, die Gilead Sciences in Bedrängnis bringen könnten

Keine Biotechaktie hat die Anleger 2014 so in Atem gehalten wie Gilead Sciences (NASDAQ:GILD) (FRA:GIS) (ETR:GIS). Gilead schloss das Jahr mit 26% im Plus ab. Das ist doppelt so viel wie der durchschnittliche Marktindex. Die Genehmigung und der sehr gute Start des Hepatitismedikaments Sovaldi und Harvoni war der Grund für diese Aufregung.

Die Qualität der Behandlung macht einen gewaltigen Sprung nach vorn

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Als kleine Geschichtsstunde: 2011 galt eine Kombination aus Interferon und Ribavirin als Standardbehandlung gegen Hepatitis C, einer Lebererkrankung, die schwere Komplikationen auslöst und zum Tode führt. Die Kombination drückte die Zahl der Viren in der Hälfte der so weit, dass sie nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Dies war mit vielen unangenehmen Nebenwirkungen, inklusive Ausschlag und grippeartigen Symptomen verbunden. 2011 hatte Vertex Pharmaceuticals Incivek vorgestellt, eine Tablette, die die Virenkonzentration in 80% der Fälle unter das Nachweisniveau drücken konnte. Allerdings musste dieses Medikament noch mit Interferon und Ribavirin verabreicht werden.

Quelle: Gilead Sciences

Quelle: Gilead Sciences

Sovaldi von Gilead war ein Durchbruch bei der Behandlung. Es kann für Patienten mit den HCV Genotypen 2 und 3 eingesetzt werden und muss nicht mit Interferon kombiniert werden. Dadurch verschwinden die grippeartigen Symptome. Harvoni ist ein Kombinationspräparat, welches Sovaldi und Ledipasvir enthält. Es wird den Patienten verabreicht, die den Erreger des Genotyps 1 in sich haben. Auch dieses Medikament kann ohne Interferon oder Ribavirin verabreicht werden. Darüber hinaus steigerten diese beiden Medikamente die Wirksamkeit auf über 90%.

Es ist daher wahrscheinlich keine Überraschung, dass Sovaldi in den ersten drei Quartalen 8,55 Milliarden USD an Verkaufserlösen erzielt hatte. Dies ist ohne Frage die beeindruckendste und erfolgreichste Markteinführung eines Medikamentes der Geschichte. Damit wurde Gileads Aktie zu einem Muss im Portfolio.

3 Szenarien, wie Gilead ausgebremst werden könnte

Ich gebe freimütig zu, dass ich ein Gilead Sciences-Bulle bin. Ich mag die langfristigen Möglichkeiten, die die Behandlung von HCV bietet, auch dann, wenn verschiedene Marktteilnehmer vorhanden sind. Allerdings bin ich auch ein Realist. Jede Aktie hat Gegenwind, den sie überwinden muss – das gilt auch für Gilead. Hier sind drei Szenarien, die dazu führen könnten, dass die Aktie von Gilead einen beachtlichen Teil ihres Wertes einbüßt.

1. Die Regierung schreitet ein

Die Kosten für das Gesundheitswesen in den USA sind die höchsten weltweit. Im Vergleich sind die Ausgaben für das Gesundheitswesen als Anteil am BIP pro Kopf in den USA um 156% höher als im OECD-Durchschnitt, der 34 Länder umfasst. Es gibt verschiedene Gründe, warum die USA die Nummer 1 bei den Ausgaben für das Gesundheitswesen ist. Aber die hohen Kosten für die Verschreibung von Medikamenten sind sicherlich ziemlich weit oben auf der Liste.

Quelle: OECD Gesundheitsstatistik, 2013, WHO Global Health Expenditure Database

Quelle: OECD Gesundheitsstatistik, 2013, WHO Global Health Expenditure Database

In den USA gibt es nur wenig Uneinigkeit zwischen den Versicherern, Pharmavertreibern und dem Kongress über die richtige Preissetzung von Medikamenten. Wenn ein Medikamentenentwickler ein Medikament herausbringt, welches einen fünf- oder sechsstelligen Betrag kostet, sind die meisten gewillt, dieses zu akzeptieren. Sovaldi und Harvoni von Gilead zum Beispiel kosten 84.000 USD bzw. 94.500 USD für eine zwölfwöchige Behandlung.

Regierungen und Aufsichtsbehörden anderer Länder sind nicht so nachsichtig. Indien hat 2013 eine Deckelung des Preises für Medikamente angeordnet, die in dem Land verkauft werden. Im Juli 2014 hat die Nationale Preissetzungsbehörde für Medikamente angekündigt, dass weitere 108 Medikamente darunter fallen, um diese für die Einwohner Indiens erschwingbar zu machen. Viele Bürger Indiens haben keine Krankenversicherung.

In der Schweiz wird die gleiche Linie im Umgang mit Medikamentenentwicklern verfolgt. Beispielsweise wurde Roche aufgefordert, die Kosten für das Krebsmedikament Perjeta um 20% unter den Preis zu senken, der in verschiedenen EU-Ländern verlangt wird. Roche weigerte sich und die Schweiz nahm daraufhin das Medikament von der Liste der erstattungsfähigen Medikamente.

Es ist möglich, dass der Kongress eine ähnliche Richtung einschlägt. In dem Bestreben, Preise für Medikamente konstant zu halten und Bürger sowie Versicherer zu schützen, könnte er Preisgrenzen für neue Medikamente festlegen. Aber auch andere Methoden sind denkbar, mit denen abgeschätzt werden kann, wie viel ein Medikament kosten darf und die darauf beruhen, wie sehr ein Medikament hilft. Sovaldi und Harvoni helfen den Patienten offensichtlich, aber es ist nicht klar, ob das Medikament 84.000 USD bzw. 94.500 USD pro Jahr wert ist.

Der Nachteil dieser Preisgrenzen ist, dass sie Innovationen behindern. Große Pharmaunternehmen blühen in den USA aufgrund der Möglichkeit, hohe Preise für ihre Medikamente anzusetzen. Jede Beschränkung dieser Preise könnte dazu führen, dass die Pharmaunternehmen sich nach anderen Orten umschauen, in denen sie ihr nächstes Forschungszentrum aufbauen.

2. Ein wirksameres Medikament kommt auf den Markt

Sowohl Gileads Sovaldi als auch Harvoni und AbbVies neulich genehmigtes Viekira Pak sind hocheffiziente Therapien. In Studien haben die Medikamente zwischen 90% und 100% zu einem anhaltenden virologischen Ansprechen (SVR) geführt. Die meisten Daten konzentrieren sich bei 95%.

Quelle: Merck & Co.

Quelle: Merck & Co.

Aber dies bedeutet auch, dass noch Platz für Verbesserungen ist, da nicht jeder Patient eine vollständige SVR erreicht hat. Daher ist das zweite Szenario, wie Gilead in Schwierigkeiten kommen könnte, ein Auftauchen einer überlegenen HCV-Behandlung.

Dies sieht zwar ziemlich gewagt aus, aber schau dir an, wie weit wir seit 2011 gekommen sind. In den vier Jahren sind wir von einer Heilungsrate von 50% auf eine 90%ige Heilungsrate geklettert. In weiteren fünf bis zehn Jahren können wir vielleicht die 100% erreicht haben. Die Frage ist, ob Gileads Duo dann noch eine große Rolle spielen wird.

Du solltest nicht vergessen, dass große Unternehmen wie Merck hart daran arbeiten, den Markt für Hepatitis C-Behandlungen mit neuen Medikamenten zu betreten. Das Kombinationspräparat von Merck, bestehend aus MK-5172 und MK-8742, hat letzten April eine SVR von 98% angekündigt. Zudem könnte die Übernahme der Produktpipeline von Idenix Pharmaceuticals zu mehreren neuen Therapien ausgebaut werden.

Außerdem ist es nicht nur die Heilungsrate, die man beachten muss. Wenn eine andere Behandlung verfügbar ist, die ebenfalls eine SVR von 90% erreicht und dafür aber weniger Zeit benötigt, könnte Gilead seine Felle davon schwimmen sehen. Seine Konkurrenten suchen ganz sicher nach kürzeren Behandlungsdauern. Aber zum Glück hat bisher noch niemand damit Erfolg gehabt.

Einfach ausgedrückt, die zwei oder drei Unternehmen werden die schätzungsweise 180 Millionen Menschen, die sich mit Hepatitis C infiziert haben, nicht über Nacht heilen. Daher haben Merck und seine Mitstreiter genug Zeit, ein besseres HCV-Medikament zu entwickeln.

3. Ein Preiskrieg bricht aus

Zu guter Letzt könnte sich Gilead in Bedrängnis befinden, wenn eine gleichwirksame Behandlung auf den Markt kommt und billiger angeboten wird als Sovaldi und Harvoni.

Quelle: Express Scripts

Quelle: Express Scripts

Letzen Monat haben wir gesehen, wie AbbVie und der Pharma-Benefits Manager (PBM) Express Scripts einen Deal abgeschlossen haben, bei dem die Kunden von Express Scripts mit dem Genotyp 1 ausschließlich Viekra Pak erhalten. Im Gegenzug erhält Express Scripts einen „deutlichen Rabatt“ für Viekra Pak, dessen Marktpreis bei 83.000 USD liegt. Investoren sind gegenwärtig besorgt, wie dies Gilead beeinflussen wird. Ich bin allerdings nicht zu sehr beunruhigt, da hier die Wahl des Kunden durch den PBM vorgeschrieben wird. Ich vermute, dass dies negative Auswirkungen auf Express Scripts haben könnte, besonders, weil manche Patienten immer noch Ribavirin als Teil von Viekra Pak einnehmen müssen.

Stattdessen bin ich wegen Merck, Johnson & Johnson oder einem anderen großen Player besorgt, der ein hocheffektives Medikament für den Genotyp 1 auf den Markt bringt, welches ohne Interferon oder Ribavirin auskommt, welches 60.000 USD bis 70.000 USD pro Behandlung kostet. Wir wissen, dass die von Gilead angebotene Therapie gut funktioniert, aber wir wissen auch, dass Kunden nicht gern Geld für Medikamente ausgeben.

Beispielsweise ist FluMist von AstraZeneca genau so wirksam wie eine normale Grippeimpfung. Aber weil es ein Nasenspray und nicht so schmerzhaft, wie eine Spritze ist, kostet es 1 USD bis 15 USD mehr als eine herkömmliche Grippeimpfung. Man würde annehmen, dass die Menschen ein paar Dollar mehr ausgeben für die höhere Bequemlichkeit. Aber da liegst du falsch. FluMist war hinsichtlich der Verkaufszahlen eine riesige Enttäuschung, wohingegen die Standardbehandlungen weiter florieren.

Kunden achten auf den Preis und die Möglichkeit der Wahl. Wenn du den Kunden ein paar Optionen gibst, entscheiden sich die meisten für die billigste. Je mehr Behandlungsalternativen verfügbar sind, desto stärker könnte Gileads Ertragskraft in Bedrängnis geraten, wenn es in einen Preiskrieg hineingezogen wird.

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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Express Scripts, Gilead Sciences und Johnson & Johnson. The Motley Fool empfiehlt außerdem Vertex Pharmaceuticals

Dieser Artikel wurde von Sean Williams auf Englisch verfasst und am 11.1.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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