Was ist: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist die am weitesten verbreitete Investitionkennzahl. Aber es ist eine, über die ein Neuling stolpern kann, der nicht weiß wie man sie benutzt.

Hier ist eine häufig gestellte Frage unter neuen Investoren: “Ist ein Unternehmen mit einer niedrigen KGV eine bessere Wette als eine mit einem hohen KGV?” Die einfache Antwort ist: “Wenn alles andere genau gleich ist, dann ja.” Aber natürlich ist niemals alles andere genau gleich. So einfach man das KGV berechnen kann, es kann eine ziemlich knifflige Zahl sein um nützliche Informationen zu gewinnen.

Also, was ist es?
Das “K” steht einfach nur für ‘Kurs’, also dem aktuellen Aktienkurs. An sich ist ein Aktienkurs bedeutungslos und gewinnt nur im Lichte der tatsächlichen finanziellen Leistungsfähigkeit des Unternehmens an Bedeutung. Ein Unternehmen mit größeren Gewinnen ist mehr wert als ein Unternehmen mit kleineren Gewinnen (auch hier: ceteris paribus). Und an dieser Stelle wird der ‘G’ Teil wichtig, der Gewinn des Unternehmens, auch Ertrag genannt.

Wenn wir uns die Bilanz eines Unternehmens ansehen, ist die wichtigste Zahl der Umsatz – der Geldbetrag, den es tatsächlich im Laufe eines Handelsjahres einnimmt. Davon müssen wir alle Arten von Ausgaben abziehen – Kosten für Rohstoffe und Arbeitskräfte, Miete für Fabriken, Kreditzinsen, Abschreibungen, Steuern und zahlreiche andere Dinge.

Was auch immer dann übrig bleibt, ist das Geld, dass das Unternehmen tatsächlich bekommt, der Gewinn. Typischerweise wird ein Teil davon als Dividende ausbezahlt und ein Teil wird re-investiert, um den Wachstum des Geschäfts zu finanzieren. Aber er stellt das Saldo da in Bezug auf das Geld welches das Unternehmen für dich verdient hat.

Und wenn man diesen Gewinn durch der Zahl der sich in Umlauf befindlichen Aktien teilt, erhält man den “Gewinn je Aktie” (Englisch: earnings per share, oder EPS), der dem ‚G‘ in KGV entspricht. Also wenn zum Beispiel eine Aktie für 20 Euro erhältlich ist und das Unternehmen erwirtschaftet einen Gewinn von zwei Euro je Aktie, dann sehen wir dass das Unternehmen mit dem 10-fachen des Gewinns bewertet wird – es hat ein KGV von 10.

Warum die Unterschiede?
Das führt zu zwei neuen Fragen – warum sollte ein Unternehmen mehr wert sein als es einnimmt, und warum gibt es so große Unterschiede zwischen verschiedenen Unternehmen?

Zunächst einmal, wenn du Aktie eines Unternehmens kaufst, hast du nicht nur Anspruch auf den Gewinn eines Jahres. Was du erhältst ist der Anspruch auf alle zukünftigen Gewinne und der Preis der Aktie sollte diesen Wert widerspiegeln. Also unsere 20-Euro-Aktie mit einem Ergebnis von zwei Euro je Aktie (und damit einem KGV von 10) wird 10 Jahre brauchen, um den Aktienkurs zurück zu zahlen. Das heißt, die Zahl die hinter dem KGV steckt, ist die Antwort auf die Frage “Wie viele Jahre dauert es, bis der Gewinn den Aktienkurs zurückzahlt, wenn der Gewinn gleich bleibt?”.

Und genau der Teil “wenn das Ergebnis gleich bleibt” ist es, was dazu führt, dass unterschiedlichen Aktien unterschiedliche KGVs aufweisen. Weil Investoren Aktien höher bewerten, wenn von einem Unternehmen erwartet wird, dass es den Gewinn Jahr für Jahr zu erhöhen weiß. Wenn von unserem Unternehmen erwartet wird, zwei Euro in diesem Jahr zu verdienen, 3,5 Euro im nächsten Jahr und 4,5 Euro im Jahr darauf, anstatt zwei Euro pro Jahr für die nächsten fünf Jahre, dann wird es dein investiertes Geld viel schneller zurückverdienen. Das würde es zu einer wünschenswerten Aktie machen und Investoren wären bereit, mehr dafür zu bezahlen, was zur Erhöhung des Preises und zu damit einem höheren KGV führt.

Ein Maß für das Wachstum
So kann das KGV eines Unternehmens als Hinweis auf den erwarteten, zukünftige Gewinnwachstum je Aktie gesehen werden. Unternehmen mit höheren Wachstumsprognosen sollten daher höhere KGV-Werte haben, während Unternehmen mit niedrigeren Wachstumsprognosen niedrigere KGV-Werte haben sollten.

Und wir erwarten auch, dass Unternehmen mit ähnlichen Gewinnprognosen ähnliche KGV-Werte haben, oder nicht? Sicher ist die eigentliche Natur des Geschäfts irrelevant, wenn das erwartete Wachstum gleich ist, oder nicht?

In Wirklichkeit werden wir oft Aktien in verschiedenen Industrien (oder sogar in der gleichen Industrie) mit sehr unterschiedlichen KGVs finden, obwohl ihre Gewinnprognosen ähnlich sind. Manchmal sind solche Unterschiede rational, zum Beispiel werden einige Unternehmen und Sektoren als riskanter gesehen. Aber manchmal können sie irrational sein und sind zurückzuführen auf die Stimmung am Markt, Gier, Angst, oder dem Herdenverhalten und allerlei Arten von menschlichen Schwächen. Und genau dort liegen die Chancen für rationale Investoren.