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3 Dinge, die ich von der Siemens-Hauptversammlung gelernt habe

Im Bild: Joe Kaeser, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG.
Quelle: www.siemens.com/presse

Die turbulente Hauptversammlung von Siemens (WKN: 723610) ist zu Ende. Die Medien interessierten sich vor allem für die Auseinandersetzung mit den Klimaaktivisten. Auch Anleger können diesen gesellschaftlichen Konflikt nicht ignorieren. Wichtig ist jedoch auch ein Blick auf die Wachstumspotenziale und da sieht es weiterhin gut aus.

Wird der deutsche Standort zur Last?

Umweltaktivismus ist kein neues Phänomen. Spektakuläre Aktionen gegen skrupellose Walfänger, ätzende Chemiekonzerne und strahlende Atommülltransporte bilden eine lange Tradition. Dabei wurde eine Menge erreicht und das harte regulatorische Umfeld half Deutschland letztlich, zu einem führenden Lieferanten von Effizienztechnik zu werden.

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Kurioserweise richtet sich der Protest heute ausgerechnet gegen effiziente Technik, egal ob es sich um das modernste fossile Kraftwerk von Uniper (WKN: UNSE01) oder Signaltechnik von Siemens Mobility handelt. Die Chancen stehen gut, dass der planlose Widerstand das Gegenteil des Beabsichtigten erreichen wird. Wenn Uniper keinen Strom produzieren darf, dann kommt er eben aus dem Ausland. Wenn Siemens lukrative Aufträge ausschlagen muss, dann liefert eben ein chinesischer Konkurrent – vermutlich weniger nachhaltige Technik.

Gleichzeitig fallen gut bezahlte Arbeitsplätze bei Siemens und anderen Konzernen weg, wodurch die Betroffenen bestimmt nicht zu Mitstreitern der Klimabewegung werden. Im Gegenteil sehe ich zukünftig zunehmend Menschen mit Absicht eine Umweltsauerei veranstalten, um ihrer Frustration Luft zu verschaffen.

Das Problem vergrößert sich noch dadurch, dass der Protest international längst nicht gleichverteilt ist. Während in Deutschland die Kämpfer gegen die Großindustrie teilweise zu Helden stilisiert werden, spielt das Thema in vielen anderen Ländern nur eine untergeordnete Rolle. In den USA wird das Regime von der Mehrheit der Bevölkerung sogar dafür gepriesen, dass es eine Wirtschaftspolitik gegen die Umwelt betreibt. Arbeitsplätze für die vielzitierte „hart arbeitende Mittelklasse“ haben oberste Priorität.

Die Folgen lassen sich an den Aktienkursen ablesen. Delta Air Lines (WKN: A0MQV8) ist beispielsweise mehr als viermal so viel wert wie die Lufthansa (WKN: 823212), obwohl die beiden ähnlich groß sind und eine vergleichbare Wettbewerbsposition in ihren jeweiligen Heimatregionen innehaben. Zugespitzt ausgedrückt: Deutsche Unternehmen werden nun gnadenlos in die Mangel genommen, während amerikanische ungehindert ihr Unwesen treiben können, wenn sie wollen. Es ist eine Entwicklung, die möglicherweise zunehmend auf Aktiendepots mit Deutschlandschwerpunkt lastet.

Die Auftragsdynamik ist besser, als es auf den ersten Blick wirkt

Zeigen sich schon erste Symptome? Im Vorjahresvergleich ging der Auftragseingang in mehreren Sparten zurück: Bei der smarten Infrastruktur um 2 %, bei Energie um 9 % und bei Mobility sogar um 64 %, während die industrielle Digitalisierung und Automatisierung lediglich ein knappes Plus von 1 % aufwies. Es macht den Eindruck, als ob sich hier ein Abschwung andeutet.

Ein zweiter Blick sorgt für Entwarnung: Außer bei Mobility, wo Siemens sowieso bereits Aufträge für mehrere Jahre hereingeholt hat, lagen die Bestellungen überall höher als der Umsatz. Bei der Windturbinentochter erhöhte sich der Auftragsbestand sogar um satte 2,6 Mrd. Euro und auch die Krankenhaustechnik ist weiterhin auf einem sehr gesunden Wachstumspfad, zumal Anfang Februar aus Kanada ein weiterer Großauftrag für Atellica-Systeme einging.

Entsprechend positiv blickt das Management auf die Entwicklung des restlichen Geschäftsjahres. Trotz des verhaltenen Beginns im Weihnachtsquartal sollen die Wachstumsziele erreicht werden. Offenbar kommt schon jetzt in den ersten Wochen von 2020 wieder mehr Dynamik in die verschiedenen Geschäftsbereiche.

Das Digitalgeschäft ist noch nicht groß genug

Dazu sollten auch die Digitalaktivitäten beitragen, in die Siemens in den letzten Jahren unheimlich viel investiert hat. Zahlreiche Übernahmen wurden getätigt, um bei Engineering-Software und Industrie 4.0 eine weltweit führende Stellung zu erobern und zu verteidigen. Kürzlich wurde eine Software des US-Start-ups Pixeom übernommen, um die Edge-Computing-Fähigkeiten der Cloud-Plattform MindSphere zu stärken, und mit der Low-code-Plattform Mendix hat die Sparte ein hyperschnell wachsendes Ass im Ärmel.

Siemens ist meines Erachtens richtig gut aufgestellt, um von einigen der stärksten Industrietrends zu profitieren und schreibt auch schon ordentliche Gewinne mit den verschiedenen Software-Lösungen. Außerdem wurden im ersten Quartal Software-Großaufträge gemeldet. All das konnte jedoch nicht verhindern, dass der vergleichbare Umsatz um 4 % zurückging und die Gewinnmarge um 6 Prozentpunkte. Die schwache Prozesstechnik schlug stärker ins Gewicht.

Noch ist Siemens folglich nicht der digital getriebene Tech-Konzern, der er eines Tages sein möchte. Es wird noch das eine oder andere Jahr dauern, bis die Software eine Größe erreicht hat, dass sie das Wachstum des gesamten Konzerns spürbar bestimmen kann.

Prädikat: Für langfristige Investoren geeignet

Auch wenn die Dynamik noch nicht mit Tech-Unternehmen mithalten kann, spricht die gute Auftragslage und die exzellente Marktpositionierung über alle Sparten hinweg dafür, dass Siemens seine Ergebnisse zukünftig steigern kann. Die überzogenen Attacken der Umweltaktivisten würde ich im Auge behalten, aber zunächst nicht überbewerten wollen. Von daher erwarte ich, dass die bereits jetzt attraktiven Dividenden weiterhin in Trippelschritten steigen können.

Verstärkt ins Blickfeld kommt jetzt der Börsengang von Siemens Energy, wobei ich sehr zuversichtlich bin, dass sich dieser positiv auf den Konzern auswirken wird. Im Mai werden wir detailliertere Informationen bekommen, wie die Sache genau ablaufen wird. Sobald es neue Erkenntnisse gibt, werde ich an gleicher Stelle berichten.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Delta Air Lines.



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