Wird der nächste Börsencrash ein ETF-Crash?
Die weltweiten Aktienmärkte nähern sich in diesen Tagen mal wieder ihren Hochs. Der DAX notiert beispielsweise über einem Punktestand von 13.000 Zählern und somit unmittelbar unter einem Rekordhoch. Viele weitere Indizes tun es ihm gleich. Neben der Euphorie, die von einer solchen Performance ausgeht, werden einige Investoren vorsichtiger.
Höhere Notierungen bergen schließlich das Risiko einer Korrektur. Insbesondere, weil auch das Bewertungsmaß weiter ansteigt und noch immer gewisse Belastungsfaktoren wie der Handelskonflikt über den Börsen schweben. Eine Entwicklung, die nicht von der Hand zu weisen ist.
Speziell der Markt der ETFs und Passivfonds könnte durchaus seinen Anteil an dieser Entwicklung haben. Allerdings auch an einer künftigen Abwärtsbewegung, ja, sogar an einem Crash. Werfen wir in diesem Sinne daher einmal einen Blick auf ein paar spannende Zahlen und Faktoren, die zeigen könnten, dass der kommende Crash ein ETF-Crash werden könnte.
Der Markt ist wirklich gewaltig
Ein erster Indikator dafür, dass ETF und Passivfonds möglicherweise in naher oder ferner Zukunft für eine heftige Korrektur sorgen könnten, hängt definitiv mit den Volumina zusammen, die dieser Markt inzwischen ausmacht. Gemeint ist hierbei allerdings nicht, dass sich die Auswahl der jeweiligen Produkte inzwischen auf mehrere Tausend verschiedene Passivfonds beläuft. Sondern vornehmlich, welche gewaltigen Geldberge inzwischen in diesen Produkten investiert sind.
Bereits zum Ende des vergangenen Jahres belief sich die Summe der investierten Gelder auf über 6 Billionen US-Dollar, was gewiss eine gewaltige Menge an finanzieller Masse ist, die hier in den Passivfonds gebündelt ist. Außerdem stieg dieses Volumen in den letzten Jahren rapide an.
Vor rund zehn Jahren, also im Jahr 2009, betrug das Volumen der in ETFs investierten Mittel lediglich eine Billion US-Dollar. Gut, wir können an dieser Stelle natürlich darauf hinweisen, dass sich dieser Zeitpunkt quasi direkt nach einer Korrektur befunden hat, wo mehr Investoren womöglich skeptisch gewesen sind. Nichtsdestoweniger hat sich hier in den letzten Jahren viel Finanzmasse angesammelt, die sich in den kommenden Jahren bewegen könnte. Und auch für Bewegungen an den Märkten verantwortlich sein könnte. Zum Guten wie zum Schlechten.
Wissen die Investoren, was sie tun?
Eine zweite, wesentliche Sache, die mitsamt diesem gewaltigen Volumen zu einem Verhängnis werden könnte, ist außerdem, dass viele Investoren sich der Chancen und Risiken vielleicht nicht ganz bewusst sind. Immer wieder liest man schließlich, wie einfach, bequem und aufwandsarm das Investieren in die Passivfonds ist. Ja, sogar die Risiken sind hierbei minimiert, was das Chance-Risiko-Verhältnis natürlich potenziell aufhellt.
Auch wenn an einem solchen Blickwinkel natürlich nichts verkehrt ist, übersehen einige Investoren, dass marktübliche Risiken bei ETFs noch immer vorhanden sind. Eine Korrektur kann auch die breiten Märkte treffen und hier für kurzfristige Buchverluste sorgen. Ob das jeder auch in Anbetracht der zuletzt eher wenig volatilen Zeiten auf dem Schirm hat, wag ich daher zu bezweifeln.
Wenn ich diesen gewaltigen investierten Geldberg der 6 Billionen US-Dollar sehe und einen potenziell nicht unerheblichen Anteil an nervösen bis unerfahrenen Investoren, die bei einer Korrektur die Reißleine ziehen könnten, ist ein Crash durch ETFs nicht gerade unwahrscheinlich. Zumindest können diese Mengen an unerfahrenen Investoren im Rahmen einer Korrektur oder eines Crashs als Katalysator dienen, die hier den Abwärtstrend noch weiter beschleunigen.
Es ist definitiv nicht unmöglich
Dass ETFs für einen Crash oder eine Korrektur verantwortlich sein können, ist daher eine legitime These, die momentan diskutiert wird. Ob es allerdings episch wird, historisch oder sonst irgendwas, das ist eine andere Frage.
Einen Auslöser muss es stets geben und der Run auf Passivfonds könnte möglicherweise eine Gefahrenquelle sein. Möglich scheint hier vieles.
Nichtsdestoweniger sollten auch ETF-Investoren nicht vergessen, dass Korrekturen und Crashs zum langfristigen Vermögensaufbau an der Börse dazugehören. Und dass hier trotz dieser kurzfristig belastenden Aussichten langfristig noch immer marktübliche Renditen winken, die solche schwierigeren korrigierenden Marktphasen miteinschließen.
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