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Nordex-Aktie mit Übernahmefantasie: Darum ist Verkaufen jetzt die zweitbeste Wahl

Hoch oder runter mit der Nordex-Aktie?
Bild: Nordex AG

Dass Nordex (WKN: A0D655) als einer der letzten konzernunabhängigen Windturbinenbauer ein Übernahmeziel sein könnte, wurde schon länger spekuliert. Nachdem mit Senvion nun ein Wettbewerber ausgeschieden ist, nutzt Acciona (WKN: 865629) die Gunst der Stunde, um ihren Anteil zum reduzierten Kursniveau auszubauen. Das ist wohl ein schlauer Schachzug des spanischen Infrastrukturkonzerns. Was Nordex angeht, ist die Sache nicht ganz so eindeutig.

Die Hintergründe

Im April 2016 wurde die Übernahme von Acciona Windpower (AWP) abgeschlossen. Neben einem stolzen Kaufpreis erhielten die Spanier damals auch 29,9 % der Anteile an der neuen kombinierten Nordex. Damals wurde vereinbart, dass die Beteiligung über die folgenden 3 Jahre nicht erhöht werden darf. Diese Frist ist mittlerweile abgelaufen und Acciona hat sich nun zu einem deutlich günstigeren Kursniveau dazu entschlossen, eine exklusive Eigenkapitalerhöhung über knapp 100 Mio. Euro von Nordex zu zeichnen.

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Nun liegt der Anteil bei gut 36 % und die Börsenregeln besagen, dass die Spanier ein Angebot an alle übrigen Aktionäre machen müssen. Freiwillig kann natürlich jederzeit mehr geboten werden, aber aus den Durchschnittskursen der letzten drei Monaten ergibt sich ein gesetzliches Mindestgebot von 10,32 Euro; und das ist, was Acciona laut ihrer Mitteilung nun beabsichtigt, den Nordex-Aktionären zu zahlen.

Warum eine Übernahme für Acciona Sinn ergibt

Ziemlich bald auf die damalige Fusion folgte der Markteinbruch, welcher sowohl die Umsatzplanung als auch die erhoffte Margenentwicklung pulverisierte. Da Nordex eine Menge Firmenwerte (Goodwill) in der Bilanz stehen hat, drohte das Unternehmen in Schieflage zu geraten. Hilfreich war in dieser Situation, dass die strategische Partnerschaft mit Acciona funktionierte. Der weltweit aktive Konzern entwickelte eine Reihe von Windparks, bei denen AWP-Turbinen zum Einsatz kamen.

Im Gegensatz zur auf sich allein gestellten Senvion gelang es so, durch diese schwierige Phase zu navigieren und den Turnaround einzuleiten. Trotzdem wurden die letzten Zweifel noch nicht ausgeräumt. Um das Vertrauen von Kunden und Zulieferern zu stärken, erfolgte nun diese Kapitalspritze. Damit wird Nordex in der Lage sein, das gut gefüllte Auftragsbuch vorzufinanzieren, ohne bei einer Bank nach einer Ausweitung des Kreditrahmens fragen zu müssen.

Ein anderer Aspekt ist, dass Acciona als einer der größten Betreiber von erneuerbaren Energien weltweit in der Rolle des Minderheitsaktionärs nur einen Teil der Erfolge der Kooperation einfährt. Hätte der Konzern die Mehrheit, dann könnten Synergien besser geschöpft werden.

Wenn man zudem bedenkt, dass Nordex Ende 2015 über 3 Mrd. Euro wert war und jetzt nur noch rund 1 Mrd. Euro, dann sieht das auch aus diesem Blickwinkel wie ein guter Deal aus.

Was Nordex-Aktionäre nun bedenken müssen

Die große Frage ist aber natürlich, ob es für die anderen Eigentümer von Nordex ein guter Deal wäre. Noch über den Frühling und Sommer bewegte sich der Kurs lange Zeit immerhin im Bereich von 12 bis 16 Euro. Das Produktprogramm erscheint stark, die Bestellungen erfolgen weiterhin in erfreulicher Frequenz und die immer bedrohlicher wirkende Klimakrise führt dazu, dass internationale Geldgeber noch mehr als zuvor günstiges Kapital für neue Projekte bereitstellen.

Nordex ist auf bestem Weg, mittelfristig den Umsatz in Richtung 4 Mrd. Euro zu heben. Wenn davon nur 2 % unter dem Strich übrig bleiben, dann sind das 70 bis 80 Mio. Euro Gewinn, was den aktuellen Kurs sicherlich rechtfertigen würde. Dazu muss man wissen, dass Champion Vestas (WKN: 913769) regelmäßig 6 bis 10 % herausholt, sodass Nordex noch viel Luft nach oben hat. Das würde dafür sprechen, das Angebot der Spanier zu ignorieren.

Andererseits könnten die schwierigen Marktbedingungen noch eine Zeit lang anhalten, bevor es möglicherweise besser wird. Die Tatsache, dass Nordex die Kapitalspritze brauchte, um die Banken zu beruhigen, zeigt ja, dass nicht alles zum Besten steht. Wenn der Markt also jetzt über 11 Euro (09.10.) bietet, dann könnte es eine gute Gelegenheit sein, um Kasse zu machen, nachdem der Kurs nun seit September etwa ein Viertel zugelegt hat.

So wie es sich für mich darstellt, hat die ziemlich hoch verschuldete Acciona keine Lust, einen noch größeren Aufpreis auf das Eigenkapital zu bezahlen. Trotzdem würde ich als Aktionär dazu tendieren, an der Seite der Spanier engagiert zu bleiben und die Abarbeitung des milliardenschweren Auftragsbuchs und die erwartete Rückkehr zur nachhaltigen Profitabilität mitzuerleben.

So geht es jetzt weiter

Noch ist etwas Papierarbeit zu erledigen: Bis Ende Oktober wird Acciona die Unterlagen bei der BaFin einreichen, sodass die Angebotsphase zur Andienung der Aktien voraussichtlich im Laufe des Novembers starten kann. Die Frist endet dann sicherlich frühestens im Januar, sodass im laufenden Geschäftsjahr keine Auswirkungen mehr zu erwarten sind, weder bei Nordex noch bei Acciona.

Gelingt es, die Mehrheit zu erringen, dann kommen die Wettbewerbsbehörden ins Spiel. Da die beiden abgesehen von einigen Aktivitäten bei der Projektentwicklung und des Windparkbetriebs keine Überschneidungen haben, dürfte das recht schnell gehen.

Im Moment gehe ich jedoch nicht davon aus, dass viele Aktionäre auf die Offerte eingehen werden. Lassen wir also in Ruhe die kommenden Ereignisse auf uns zukommen. Vielleicht ergibt sich ja sogar noch ein Bieterkampf wie bei OSRAM (WKN: LED400). Darauf setzen würde ich jedoch nicht.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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