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Darum würde ich heute die Daimler-Aktie kaufen

Daimler-Aktie
Foto: The Motley Fool

Ganz ehrlich, Unternehmen, die in schnell wachsenden Märkten Jahr für Jahr Marktanteile gewinnen, sind mir als Investor bedeutend lieber. Von Zeit zu Zeit kommt aber auch der Value-Investor in mir durch. Genau darum würde ich heute die Daimler (WKN:710000)-Aktie kaufen. Lass mich erklären, warum.

Die heutige Bewertung der Daimler-Aktie

Schauen wir zunächst auf das sogenannte Industriegeschäft. Im Jahr 2018 wurde dort mit dem Verkauf von Autos (89 Mrd. Euro), Lkws (36 Mrd. Euro), Vans (13 Mrd. Euro) und Bussen (4 Mrd. Euro) ein Außenumsatz von rund 140 Mrd. Euro erzielt. Für das Gesamtjahr 2019 ist man optimistisch, diesen Wert gar noch einmal leicht steigern zu können, und erwartet in keinem der einzelnen Segmente einen Umsatzrückgang – trotz der anhaltenden Sorgen um eine sich abkühlende Konjunktur.

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Über einen kompletten Konjunkturzyklus hinweg rechnet man in Stuttgart mit einer operativen Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 8 % – bei den Pkws sollen es in der Spitze gar 10 % sein. Das erscheint bei einer um Rückrufkosten und Rückstellungszuführungen bereinigten EBIT-Marge von gerade einmal 2,8 % im ersten Halbjahr des aktuellen Jahres zwar sehr ambitioniert, konnte aber auch in der Vergangenheit erreicht werden.

Nehmen wir einmal an, Daimler schafft es im Industriegeschäft, in den kommenden Jahren über einen Konjunkturzyklus hinweg seinen Umsatz konstant zu halten – später mehr dazu, warum ich das für realistisch halte. Allein das Industriegeschäft würde also Jahr für Jahr ein operatives Ergebnis in der Größenordnung zwischen 4,2 Mrd. Euro (3 % Gewinnmarge) und 11 Mrd. Euro (8 % Gewinnmarge) abliefern.

Nun die spannende Frage, wie viel man allein für diesen Teil des Daimler-Konzerns bezahlen würde? Ehrlicherweise wäre ich durchaus bereit, das 10-Fache des mittleren EBIT der oben genannten Bandbreite – also rund 7,5 Mrd. Euro – zu bezahlen. Bei einer Nettoliquidität von 6,6 Mrd. Euro (Stand 30.06) wäre das eine Marktkapitalisierung von rund 80 Mrd. Euro.

Hinzu kommt noch das Segment Daimler Financial Services, das künftig Daimler Mobility heißen wird. Hier werden die Beteiligungen an Mobilitätsservices und die Bankaktivitäten gebündelt. Eine Bewertung anhand eines Vielfachen des operativen Ergebnisses macht also eher weniger Sinn. Lasst uns daher auf den Buchwert und die Eigenkapitalrenditen schauen, um einen fairen Preis zu ermitteln. Das Eigenkapital betrug zum 30.06.2019 gut 13 Mrd. Euro. Bereinigt um Einmaleffekte lag die Rendite auf dieses Kapital in den letzten Jahren durchgehend über 10 %. In den Jahren 2014 bis 2017 gar deutlich über 15 %. Auch wenn ich bei derartigen Kapitalrenditen auch gerne bereit wäre, mehr als das bilanzierte Eigenkapital zu bezahlen, nehmen wir das heutige Eigenkapital von 13 Mrd. Euro einmal als fairen Wert für dieses Geschäftssegment.

Addiert man zu diesen 13 Mrd. Euro die 80 Mrd. Euro, die ich bereit wäre, für das Industriegeschäft zu bezahlen, erhalte ich einen Wert von 93 Mrd. Euro oder beinahe 87 Euro je Daimler-Aktie. Also rund das Doppelte der heutigen Marktkapitalisierung von 47 Mrd. Euro bei einem Aktienkurs von 43,81 Euro (Stand: 04.10.2019).

Natürlich, gerechtfertigte Kritik an dieser Betrachtungsweise ist nicht sehr schwer. Denn eine Garantie, dass der Daimler-Konzern in fünf Jahren so dasteht wie heute, gibt es nicht. Lass mich daher auf die Risiken und meine persönlichen Einschätzungen zu ebendiesen kommen.

Natürlich gibt es Risiken

Das größte und wichtigste Daimler-Segment ist der Pkw-Bereich. Das größte Risiko für die Daimler-Aktie ist also sicherlich die Frage, wie viel Autos denn in Zukunft noch verkauft werden. Eine Diskussion um Peak-Car, also der irgendwann erreichte Höchststand an jährlichen Neuzulassungen, gibt es dabei in der westlichen Welt schon einige Jahre. Zumindest in Deutschland bedeutet Peak-Car aber keinen Rückgang der Zulassungszahlen, sondern eine Stagnation auf einem hohen Wert. Bei einer weltweiten Betrachtung spricht noch ein anderer Fakt gegen die Peak-Car-These. In Ländern mit geringerem Pro-Kopf-Einkommen wie beispielsweise China, Mexiko und Russland liegt die Pkw-Dichte heute bei rund 250 Autos pro Einwohner.

Wenn man an einen steigenden Wohlstand in diesen Ländern glaubt und daran, dass sich mit steigendem Wohlstand immer mehr Menschen den Freiheitstraum der individueller Mobilität erfüllen, muss man dann nicht auch an langfristig steigende oder zumindest stagnierende Pkw-Zulassungszahlen glauben? Nein, muss man natürlich nicht. Denn wer gleichzeitig an strengere Umweltauflagen und die Verdrängung des privaten Pkws durch Mobilitätsservices glaubt, der kann auch anders argumentieren. Nämlich, dass dieser Traum nach Freiheit immer unwichtiger wird oder aber nicht mit dem privaten Pkw, sondern anderweitig erfüllt werden kann.

Lasst mich zunächst zu den strengeren Umweltauflagen kommen. Genauso gut könnte man hier auch argumentieren, dass diese strengeren Umweltauflagen der Branche einen Wachstumsimpuls liefern, wenn ältere Lkws, Lieferwagen und private Pkws durch neuere Modelle mit alternativen Antrieben ersetzt werden müssen. Und wenn das private Auto tatsächlich zum Luxusobjekt wird, dann wäre ich bei einer Marke, wie es Mercedes eine ist, deutlich entspannter als beispielsweise bei Opel oder Fiat.

Zuletzt noch zu den Mobilitätsservices, die künftig vielleicht deutlich bequemer und gar kostengünstiger sind als die heutigen bereitgestellten Mobilitätsservices des öffentlichen Nahverkehrs. Ja, das könnte den privaten Autobesitz überflüssig machen und die Anzahl der notwendigen Pkws aufgrund einer deutlich besseren Auslastung zurückgehen lassen. Zumindest dann, wenn autonome Fahrzeugroboter diese Services übernehmen. Denn nur so sind sie bequem genug für den Konsumenten – wer läuft schon wirklich gerne mehrere Minuten zum nächsten freien Car-Sharing-Auto – und wirtschaftlich zumutbar für den Betreiber – hallo Uber und Lyft! Genau das sehen viele Experten aber eher in einer mehr als zehn Jahre entfernten Zukunft und nicht bereits in einer lediglich fünf Jahre entfernten.

Und wenn wir dann in zehn Jahren tatsächlich in einer solchen Welt leben sollen, dann muss auch dort jemand diese autonomen Fahrzeugflotten bauen, finanzieren und betreiben – egal ob es sich um Flotten mit riesigen Bussen, großen Vans oder kleinen Pkws handelt. Genau das tut Daimler bereits heute.

Für mich überwiegen die Chancen bei der Daimler-Aktie

Ja, es gibt einige Risiken, dass Daimler in einigen Jahren wirtschaftlich schlechter dasteht als heute. Ganz besonders präsent werden diese Risiken, wenn man die weltweiten Demonstrationen, Debatten und Aktivitäten für mehr Klimaschutz betrachtet. Ich glaube, dass diese Herausforderungen nur mit der Automobilbranche und eben nicht in Konfrontation zu ihr bewältigt werden kann. Genau dafür spricht auch, dass Daimler all diese Herausforderungen in der öffentlichen Diskussion nicht unter den Teppich kehrt – zumindest in meiner persönlichen Wahrnehmung. Vielmehr versucht man Antworten darauf zu geben – egal ob bei alternativen Antrieben, autonomem Fahren oder Mobilitätsservices.

Wenn du das anders beurteilst, solltest du natürlich die Finger von der Daimler-Aktie lassen. Aber selbst wenn die Stuttgarter in fünf Jahren nicht ganz so gut dastehen werden wie heute noch, ist die Sicherheitsmarge bei der heutigen Bewertung in meinen Augen groß genug. Sodass die Chancen die Risiken derzeit deutlich überwiegen.

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Sven besitzt Aktien von Daimler. The Motley Fool empfiehlt Uber Technologies.



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