NEL asa geht jetzt in die Vollen, um sich gegen die Konzerne zu behaupten
Die Wasserstoffwirtschaft tritt nun in eine exponentielle Phase ein und NEL (WKN: A0B733) will davon besonders profitieren. Die jahrelangen Anstrengungen, um die Kosten nach unten zu bringen und den Markt zu entwickeln, sollen sich endlich auszahlen. Dafür werden die Kapazitäten nun gewaltig erweitert. Kann NEL auf diese Weise dem aufkommenden Wettbewerb enteilen? Hier ist meine Einschätzung.
Jetzt geht es bei NEL um alles
Kürzlich habe ich darüber geschrieben, wie das Engagement von Industrie- und Energiekonzernen im Bereich Elektrolyse und Brennstoffzellen geradezu explodiert ist über die letzten Quartale. Immer mehr Entscheidern wird nun klar, dass dieser Markt reif ist, um von einzelnen Pilot- und Kleinprojekten in die Großserienfertigung überzugehen.
Wenn es in dieser Branche ein Unternehmen gibt, das nicht vorhat, unter das Dach eines Konzerns zu schlüpfen, dann ist es mit ziemlicher Sicherheit NEL. Als Abspaltung des früheren staatlichen Ölkonzerns Statoil genießt es seine Unabhängigkeit und setzt alles daran, seine Wachstumsstrategie eigenständig umzusetzen. Bisher wurden dafür regelmäßig die Aktionäre zur Kasse gebeten, die für die Verwässerung mit weiteren Entwicklungsschritten kompensiert wurden.
Aber Trippelschritte sind nicht genug, wenn nun die Großindustrie mit aller Macht in den Markt drängt und andere Spezialisten wie H-TEC SYSTEMS und Sunfire ebenfalls große Pläne schmieden. Um sich zu behaupten, muss NEL schneller als die Konkurrenten in die Großserie kommen. Nur so können die Norweger das werden, was Vestas (WKN: 913769) in der Windkraft geworden ist: ein echter Champion.
NEL denkt schon zwei Schritte weiter
Noch sind die Umsätze wirklich mickrig. Im Vorjahresvergleich gab es sogar einen leichten Rückgang im zweiten Quartal auf gerade mal 12 Mio. Euro. Das hält das Management allerdings nicht davon ab, weiterhin daran zu arbeiten, einen milliardenschweren Konzern zu schaffen. Die Kasse ist dank der Kapitalerhöhungen gut gefüllt und das Auftragsbuch schwillt so langsam an, auch wenn die als All-time-high angepriesenen 57 Mio. Euro jetzt noch nicht so wahnsinnig beeindruckend sind.
Noch besser sieht es jedoch den Angaben des Managements zufolge bei der Vertriebspipeline aus, wo sich noch deutlich größere Dinge anbahnen. Wenn sich beispielsweise das Projekt mit Yara International (WKN: A0BL7F) als Erfolg erweist, dann könnte es jede Menge weiteres Geschäft nach sich ziehen. Ähnlich aussichtsreich ist die Initiative zur beschleunigten Kommerzialisierung von Wasserstoffbussen in Europa gemeinsam mit Wrightbus und weiteren Industriepartern.
NEL war meines Wissens nach das erste Unternehmen, das in eine Serienfertigung von Wasserstofftankstellen investiert hat, weshalb die Chancen gut stehen, dass die Norweger sich hohe Marktanteile sichern können, wenn nun international die Infrastruktur ausgebaut wird. Je mehr Wasserstoff getankt und nachgefragt wird, desto mehr muss auch produziert werden. Zweifellos wird die Nachfrage nach Elektrolyseanlagen bald sprunghaft ansteigen.
Auch hier investiert NEL in neue Kapazitäten. Im Industriepark Herøya sollen schon bald hocheffiziente Alkaline-Elektrolyseanlagen im Umfang von 360 Megawatt pro Jahr gefertigt werden. In einem späteren Entwicklungsschritt sollen es sogar mehr als 1.000 Megawatt sein. Der Standort liegt günstig nahe der norwegischen Küste mit Blick in Richtung des Windkraftlands Dänemark und nach Göteborg, wo der Partner PowerCell Sweden (WKN: A14TK6) seinen Sitz hat.
Bisher liegt die Kapazität über alle Varianten hinweg bei lediglich gut 80 Megawatt. In einigen Jahren kann also mit den neuen Kapazitäten vielleicht ein zehnmal so hoher Umsatz erwirtschaftet werden, wenn es gelingt, sie auszulasten und die Preise nicht zu stark verfallen. Der potenzielle Markt ist jedenfalls groß genug. Das Unternehmen schätzt, dass 1.000-mal mehr Kapazität gebraucht wird, schon allein um die weltweite Ammoniak- und Stahlproduktion auf grünen Wasserstoff umzustellen.
NEL bleibt ein spannender Wert
NEL ist auf einem guten Pfad, um den Umsatz über die kommenden Jahre von aktuell rund 50 Mio. Euro auf eine halbe Milliarde zu hieven. Bei diesem Geschäftsvolumen sollte es dann auch gelingen, endlich erste Gewinne zu erwirtschaften. Kurzfristig ist damit allerdings nicht zu rechnen. Selbst operativ vor Abschreibungen werden zunächst negative Werte erwartet. Die eine oder andere verwässernde Kapitalerhöhung steht daher wohl noch an, bevor sich das Unternehmen günstig mit Fremdkapital versorgen kann.
Die Frage, die ich mir stelle, ist, wie profitabel das Unternehmen in 7 bis 10 Jahren sein kann. Die aktuell ziemlich dynamische Wettbewerberlandschaft sieht für mich nicht gerade danach aus, als ob sie sich auf absehbare Zeit konsolidieren würde. Vielmehr ist mit dem Markteintritt von neuen Technologien und Herausforderern zu rechnen. Andererseits könnte es NEL durch die mutigen Expansionsschritte auch gelingen, ihre Nischen erfolgreich zu behaupten und dann schrittweise an Preissetzungsmacht zu gewinnen. In diesem Fall hätte die Aktie sicherlich noch viel Luft nach oben.
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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.