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BMW mit neuem Chef: Worauf es nun ankommt

Mini Cooper SE
Foto: BMW Group

Zuerst Diess, dann Källenius und nun Zipse: Die deutsche Autoindustrie erneuert am Fuße der Mobilitätswende ihr Führungspersonal. Auch der neue BMW (WKN: 519000)-Chef wird einige Herausforderungen erfolgreich meistern müssen, wenn er die Aktie aus ihrem Tiefschlaf reißen will. Was können Anleger von ihm erwarten? Dieser Frage bin ich im Folgenden nachgegangen.

Neuer Schwung dringend gesucht

Im Gegensatz zu Ola Källenius, der als betriebswirtschaftlich ausgebildeter Schwede erst schrittweise in das Stuttgarter Technikimperium hineinwuchs, hat Oliver Zipse als Ingenieur aus der Rhein-Neckar-Region den Maschinenbau im Blut. Seine Karriere hat er jedoch offenbar von Anfang an international ausgelegt, ausgehend von einem Grundstudium der Informatik und Mathematik in den USA. Spätere Stationen bei BMW führten ihn um die halbe Welt.

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Wichtig ist dabei, dass er drei Jahre lang für die Konzernplanung und Produktionsstrategie zuständig war, bevor er 2015 in den Vorstand einzog. Wir können also davon ausgehen, dass der zukünftige Chef in alle Werke und Entwicklungsstandorte weltweit gut vernetzt ist. Das dürfte seine Einarbeitungszeit erheblich verkürzen, sodass er sofort neue Impulse setzen kann.

Die wären auch bitter nötig, denn die Aktionäre misstrauen dem Konzern. Die Marktkapitalisierung von 43 Mrd. Euro (18.07.) unterschreitet mittlerweile deutlich das zum 31. März gemeldete Eigenkapital in Höhe von 58 Mrd. Euro. Im Verhältnis zum 2018er-Gewinn ergibt sich nun ein KGV von spärlichen 6, das eine Rendite von 16 % versprechen würde, wenn BMW dieses Niveau zukünftig im Schnitt halten kann. Dafür müssen nun die richtigen Weichen gestellt werden.

Worauf Aktionäre jetzt achten sollten

Produktdesign
Das ist natürlich Geschmacksache, aber nach meinem Eindruck haben die Designer in letzter Zeit etwas überdreht. Klar, die Koreaner und Chinesen haben aufgeholt und bringen seit einigen Jahren sehr gefällige Modelle auf den Markt, die optisch kaum hinter den wesentlich teureren Premiummodellen abfallen. Da will man sich als stolze BMW differenzieren. Aber ob die in meinen Augen ziemlich protzige statt stromlinienförmige Front vieler neuer Modelle wirklich förderlich ist?

Seit Kurzem übernahm Domagoj Dukec die Design-Verantwortung für die Marke BMW, sodass zukünftige Modelle möglicherweise wieder zurück zur sportlichen Eleganz finden, die BMW seit Jahrzehnten kennzeichnet. Letztlich wird es das Machtwort von Zipse sein, das die Richtung vorgibt.

Die flexible Plattform
Eine Sache, die er sicherlich mitentschieden hat, ist die flexible Plattform, die den Einbau aller Antriebsformen auf einer einheitlichen Basis erlaubt. Hier wird es wirklich spannend, ob dieser Weg zum Erfolg führt. Vereinheitlichung hört sich für mich zunächst nach Kompromiss an. Aber braucht es nicht radikale Konzepte, um Spezialisten wie Tesla (WKN: A1CX3T) oder den optimierten Baukästen von Volkswagen (WKN: 766403) etwas entgegenzusetzen?

Der Vorteil ist, dass BMW sich keine Sorgen um das Volumen der Basis zu machen braucht, während VW sich eifrig nach Partnern umschauen muss, um auf ausreichend Stückzahlen zu kommen. Ich vermute jedoch, dass dies nur eine Übergangslösung sein kann, sodass Zipse sich schon bald Gedanken machen muss, wie es in etwa vier Jahren weitergehen soll, wenn die heute geplanten 25 elektrifizierten Modelle auf dem Markt sind.

Der erste elektrische Mini
Den Anfang macht in Kürze der Mini Cooper SE und ich behaupte, dass dieses Modell das Zeug zum Verkaufshit hat. Allerdings kommt es dabei sehr stark auf die Vermarktungsstrategie an. Im Fachblatt Automobil Produktion wird von einem „potenziellen Kultmobil“ gesprochen und das „Gokart-Feeling“ gelobt. Der Spaß soll aber auch mindestens 32.500 Euro kosten.

Zipse steht nun vor der Wahl, ob er die verkaufte Menge maximieren will, um damit dem Tesla Model 3 Marktanteile abzujagen, oder ob er auf die Maximierung der Stückmarge setzt. An den Verkaufszahlen dieses Modells werden wir gut ablesen können, wie ernst es BMW wirklich ist mit der Elektromobilität.

Brennstoffzelle
In diesem Zusammenhang kann Zipse auch beim Thema „Brennstoffzelle“ eine neue Richtung vorgeben. Bisher hieß es, dass BMW erst 2025 in die Serienfertigung eines wasserstoffbetriebenen Modells einsteigen will. Die Technik sei derzeit noch viel zu teuer und man wolle warten, bis über die Massenfertigung die Kosten purzeln, erläutert Entwicklungschef Klaus Fröhlich.

Bis dahin werden Konkurrenten wie Hyundai schon die dritte oder vierte Generation anbieten. Ob BMW es sich wirklich leisten kann, seinen Kunden bis dahin keinerlei Angebot zu machen?

Batterie
Ähnliches gilt für die Strategie bei den Batteriezellen, wo BMW sich bisher gegen eigene Großinvestitionen entschieden hat. Man ist überzeugt, dass Batteriezellen uninteressante Massenware sind. Erst beim Design und der Montage der Batteriepacks entstünde echter Mehrwert.

Ich denke, es ist grundsätzlich richtig, in einem so dynamischen Markt nicht auf ein einziges Pferd zu setzen (auch die ab 2021 in Thüringen startende Fertigung von CATL wird nur einen Teil des Bedarfs abdecken). Was aber, wenn Tesla eine überlegene Zellchemie entwickelt, die nicht frei am Markt verfügbar sein wird? Oder wenn es doch schneller gelingt, Festkörper-Akkus zur Serienreife zu führen? VW rechnet damit bis etwa 2025, während BMW eher mit 2030 kalkuliert.

Wie es jetzt weitergeht

Stichtag der Amtsübernahme ist der 16. August und damit zwei Wochen nach Verkündung der Halbjahreszahlen. Bis zum Spätherbst dürfte es dann ein Update der Strategie geben, die vielleicht bereits Antworten auf die eine oder andere hier aufgeworfene Frage gibt.

Dabei würde ich noch auf eine Reihe von weiteren Aspekten achten, insbesondere bezüglich der Geschäftsfelder außerhalb der reinen Automobilproduktion. Diese sind Oliver Zipse sicherlich nicht ganz so vertraut und es wird spannend, ob er schon bald klare Worte dazu findet, was aus den investitionsintensiven Initiativen rund um Mobilitätsdienstleistungen und Energie werden soll, die bisher noch vergleichsweise wenig mit dem Kerngeschäft verzahnt sind. VW ist da schon weiter.

Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg hängt in dieser entscheidenden Phase oft von Kleinigkeiten ab. Beweist der neue Chef dabei Fingerspitzengefühl, dann dürfte auch die BMW-Aktie bald wieder bessere Zeiten sehen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla. The Motley Fool empfiehlt BMW.



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