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LEONI und ElringKlinger: Fässer ohne Boden oder einmalige Value-Chancen?

Quelle: LEONI AG

Aktien aus der Automobilbranche haben seit Jahren einen schweren Stand, egal ob Hersteller oder Zulieferer. Einige Unternehmen wurden an der Börse allerdings besonders verprügelt, darunter LEONI (WKN:540888) und ElringKlinger (WKN:785602). Dabei haben diese durchaus ihre Vorzüge. Übertreibt der Markt also nach unten?

So schlimm ist das Desaster

Bei LEONI reichen die Probleme mindestens bis ins Jahr 2015 zurück, als Störungen im Produktionsnetzwerk zu einer Serie von Gewinnwarnungen führten. 2016 glaubten viele Marktteilnehmer, eine Verbesserung der Aussichten zu erkennen, und die Kurse erreichten bis Ende 2017 wieder alte Höchststände. Seither wurde die Aktie rabiat viergeteilt. Fast noch furchtbarer hat es die Aktionäre von ElringKlinger getroffen. Dort geht es bereits seit 2013 tendenziell nach unten. Mit 5,46 Euro (01.07.) liegt der Kurs über 80 % unterhalb früherer Niveaus – brutal!

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Dabei sind beide seit Jahrzehnten etablierte Lieferanten mit weltweiter Präsenz, hohen Marktanteilen im Kerngeschäft und aussichtsreichem Neugeschäft. Insbesondere LEONI ist geradezu geschaffen für den Elektrifizierungstrend und hat keinerlei Einbußen durch eine zunehmende Abkehr von Verbrennungsmotoren zu befürchten. Bei ElringKlinger, das groß im Geschäft mit Motorteilen ist, sieht das zwar etwas anders aus, aber dafür ist das Unternehmen gut bei Brennstoffzellen-Stacks positioniert und kann seine Material-, Fertigungs- und Leichtbaukompetenz auf neue Anwendungsfelder ausweiten.

Trotzdem ist der Umsatz bei LEONI im ersten Quartal organisch um über 5 % zurückgegangen und Probleme in einem mexikanischen Werk, Sonderkosten im operativen Bereich und Abschreibungen haben das Quartalsergebnis weit in den negativen Bereich getrieben. Es treten Defizite in unterschiedlichsten Bereichen zutage, vom Personal- bis zum Finanzmanagement. Nun soll es ein 120 Mio. Euro teures Restrukturierungsprogramm richten.

Bei ElringKlinger sieht es beim Absatz und der Auftragslage eigentlich ganz gut aus, aber die Profitabilität ist schwach. Der Hauptgrund liegt in gestiegenen Materialkosten, zum Teil verursacht durch den von den USA geführten Handelskrieg. Zudem werden große Summen für Investitionen in Zukunftsfelder verbraucht, sodass der Konzern auf Pump expandiert. Deshalb wird von verschiedenen Seiten gelegentlich spekuliert, ob nun eine Eigenkapitalerhöhung anstehen könnte, um dem Geldabfluss entgegenzuwirken und die Finanzen zu stabilisieren. Die Aktionäre ergreifen wohl vor allem wegen der Furcht vor einer Verwässerung in Scharen die Flucht.

Was jetzt?

Hinzu kommt, dass sich die Leerverkäufer auf die beiden Aktien gestürzt haben. Schon allein diejenigen, welche die Meldeschwelle von 0,5 % überschreiten, haben zusammen sage und schreibe 14 % der ausstehenden Aktien in den Markt gegeben. Bei ElringKlinger sind es immerhin 3 %.

LEONI und ElringKlinger sind offenbar keine erstklassigen Qualitätsunternehmen, die man selbst auf etwas erhöhtem Kursniveau noch bedenkenlos einem Freund empfehlen könnte. Aber auch zweit- und drittklassige Kandidaten können für Anleger interessant sein, wenn der Preis nur tief genug ist. Schauen wir uns also mal ein paar Zahlen an:

ElringKlinger LEONI
Mitarbeiter 10.000 95.000
Umsatz 2018 in Mio. EUR 1.699 5.101
Eigenkapital (31.03.) in Mio. EUR 902 955
Operativer Gewinn (EBIT) 2018 in Mio. EUR 96 144
Bewertung des schuldenfreien Betriebs (Enterprise Value, EV zum 01.07.) in Mio. EUR 1.170 1.520
Marktkapitalisierung (01.07.) 346 464
Kurs-Umsatz-Verhältnis 0,20 0,09
Kurs-Buchwert-Verhältnis 0,38 0,49
EBIT-EV-Multiple 12,16 10,56

Tabelle: Berechnungen des Autors auf Basis von Zahlen aus Investor-Relations-Unterlagen und Yahoo! Finance

Ich denke, es wird deutlich, dass wir es hier mit sehr depressiven Bewertungen zu tun haben, die wohl auch katastrophale Entwicklungen mit signifikanter Eintrittswahrscheinlichkeit berücksichtigen. Sollte sich das Bild über die nächsten Monate aufhellen, dann werden die Leerverkäufer Kasse machen und eine scharfe Trendwende könnte einsetzen. Dafür müssen aber natürlich erst einmal positive Nachrichten her.

Für ElringKlinger bedeutet dies, dass endlich wieder spürbare Cashflows hereinkommen sollten. An der Tilgungsfähigkeit für die in den Jahren 2020–2023 fälligen Schulden im Umfang von 520 Mio. Euro sollte es schließlich keine Zweifel geben. Gut dabei ist, dass viele Herausforderungen der letzten Monate mittlerweile adressiert wurden, sodass ich durchaus wieder mit besseren Margen rechnen würde. Außerdem dürften die langjährigen Investitionen in neue Geschäftsfelder nun zunehmend zu Rückflüssen führen. Zeigen die Anstrengungen also Wirkung, dann wird es auch keine Probleme bei der Refinanzierung mit Fremdkapital geben.

Bei LEONI wiederum ist die Eigenkapitalquote zum 31. März auf 25 % gefallen, sodass auch hier mit Hochdruck daran gearbeitet wird, bald wieder bilanzstärkende Barmittelzuflüsse zu generieren. Im Gegensatz zu 2016, als nur halbherzige Maßnahmen eingeleitet wurden, will man es diesmal mit Unterstützung durch externe Expertise richtig machen. Gelingt die Implementierung der Verbesserungsmaßnahmen wie geplant, dann könnte LEONI gestärkt aus dieser Situation hervorgehen.

Also zugreifen?

Der Knackpunkt ist das Marktumfeld. Sowohl ElringKlinger als auch LEONI brauchen nun ein gutes zweites Halbjahr, um die Trendwende überzeugend einleiten zu können. Sollten der Handelskrieg und andere geopolitische Probleme jedoch zu anhaltender Nachfrageschwäche führen, dann sehe ich für beide schwarz, auch wenn sie bereits dabei sind, ihre Kostenposition zu verbessern.

Abgesehen von diesem Szenario haben wir es jedoch mit zwei außergewöhnlich günstig bewerteten Unternehmen zu tun, wobei mir LEONI aufgrund des aussichtsreich positionierten Produktportfolios noch etwas besser gefällt.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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