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Huawei in Bedrängnis: Darum könnte Rettung aus München kommen

Huawei Laden in Tarija
Foto: Ralf Anders

Der amerikanische Feldzug gegen Huawei nimmt immer neue Dimensionen an. Nun soll der führende Telekomausrüster und Smartphonehersteller praktisch ausgehungert werden. Essenzielle Technologie darf von US-Unternehmen und US-Niederlassungen nicht mehr geliefert werden, auch nicht über Umwege.

Die Maßnahme könnte weitreichende Folgen haben. Denn Huawei muss nun mit Hochdruck Alternativen hervorzaubern, wenn sie nicht das große internationale 5G-Geschäft verpassen will. Dabei könnten die engen Verbindungen in Richtung München eine entscheidende Rolle spielen.

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Was München mit Huawei zu tun hat

Zunächst ist festzustellen, dass Huawei in München seit 2014 sein German Research Center betreibt, das auch als Headquarter für die weitverzweigten europäischen Forschungsanstrengungen fungiert. Dort wird an Hightechthemen wie 5G-Netzen, optischen Netzwerken und Cloud-Lösungen geforscht.

Was viele allerdings nicht wissen, ist, dass es Huawei in der heutigen Form ohne die in München angesiedelte Netzwerksparte von Siemens (WKN:723610) wahrscheinlich nicht geben würde. Es war das 2003 gegründete deutsch-chinesische Joint Venture zur Entwicklung eines eigenen chinesischen 3G-Mobilfunkstandards („TD-SCDMA“), das maßgeblich zum Aufstieg von Huawei beigetragen hat. Dadurch gelang es, die horrenden Lizenzgebühren der streitlustigen Qualcomm (WKN:883121) weitestmöglich zu umgehen. Noch heute existiert dieses Joint Venture mit Huawei namens TD Tech unter Führung von Nokia (WKN:870737), wo die Siemens-Technik aufging.

Eine Reihe der wichtigsten deutschen Lieferanten von Kommunikationstechnik sind auch heute noch in München angesiedelt. Dazu gehören etwa Dialog Semiconductor (WKN:927200) und Infineon (WKN:623100), die mit Huawei im Geschäft sind, etwa wenn es um Leistungshalbleiter oder Sicherheit geht. Auch Rohde & Schwarz kooperiert eng mit Huawei, zum Beispiel rund um die schnelle 5G-Kommunikation zwischen Fahrzeugen. Daneben existiert noch immer die 2010 von Infineon an Intel (WKN:855681) abgegebene Wireless-Sparte, und zwar direkt beim Infineon-Campus in Neubiberg.

Was Huawei jetzt unternehmen könnte

Nun ist es ja so, dass Intel im April verkündet hatte, sich aus dem 5G-Chipgeschäft zurückzuziehen und so dem Wettbewerb mit Qualcomm aus dem Weg zu gehen. Einerseits könnte dies natürlich Teil des perfiden Schlachtplans der amerikanischen Administration sein. Falls aber nicht, könnte Huawei vielleicht versuchen, Intels deutsche Standorte zu einer Kooperation zu bewegen, um mit gemeinsamen Anstrengungen doch noch alternative Chips einsatzfähig zu machen.

Das würde sicherlich nicht alle Probleme lösen, aber Huawei kann nun jede Unterstützung gebrauchen. Das gilt noch mehr auf der Softwareseite, wo die Chinesen sich nun ebenfalls nach einer Alternative zu Android umsehen müssen. Angeblich haben sie bereits etwas in der Hinterhand, aber Experten zweifeln an den Aussagen des Managements. Über die letzten Jahre haben sich neue Mobil-Betriebssysteme regelmäßig als Flop erwiesen, egal ob sie Mozilla OS, Ubuntu Touch oder sonstwie hießen.

Ein Kandidat wäre vielleicht noch Sailfish OS, das auf die früher von Nokia und Intel geförderte mobile Linux-Variante MeeGo zurückgeht und in mehreren Smartphonemodellen zum Einsatz kommt. Sailfish OS hat übrigens auch eine User Group in München und ich denke, dass es möglicherweise eine Option für Huawei wäre, finanzielle Ressourcen in das Projekt hineinzupumpen, um das Android-Apps unterstützende Betriebssystem wettbewerbsfähig zu machen.

Bereits 2017 wurde gemeldet, dass ein chinesisches Konsortium 250 Mio. US-Dollar investierte, um die Entwicklung dieser Android-Alternative zu beschleunigen. Daran dürfte auch die europäische Telekomindustrie ein Interesse haben, die sich regelmäßig ähnlich wie die Chinesen wegen der Abhängigkeit von kalifornischen Softwareplattformen Sorgen macht.

20 Jahre München und China gegen Qualcomm

Dieses Duell, das heute so hochgekocht wird, brodelt in Wirklichkeit bereits seit zwei Jahrzehnten. Auf die Gründung einer chinesischen Siemens-Niederlassung zur Netzwerktechnik-Forschung im Jahr 1999 folgte der sagenhafte Aufstieg von Huawei, und auch nach dem Niedergang der Mobilfunkaktivitäten von Siemens wurden die Verbindungen nach München nie gekappt.

Heute, wo für Huawei der lange befürchtete Ernstfall eintritt, könnte München ein wichtiger Baustein sein, um das Aushängeschild der chinesischen Industrie in der Erfolgsspur zu halten. Hier ergeben sich folglich durchaus spannende Chancen, wobei allerdings mit weiter ausufernder Sabotage von amerikanischer Seite kalkuliert werden muss. Werden München und Europa also von den beiden imperialen Großmächten zermalmt oder werden sie die lachenden Dritten in diesem Konflikt sein? Ich tendiere dazu, vorsichtig optimistisch zu bleiben.

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The Motley Fool besitzt Aktien von Qualcomm. Ralf Anders besitzt Aktien von Dialog Semiconductor und partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens, Nokia und Infineon..



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