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Nicht nur Wirecard: Der gesamte Payment-Sektor dreht am Rad

Wirecard Kreditkarte Kartenstappel Wirecard-Aktie
Foto: Wirecard AG

Als der Kurs von Wirecard (WKN:747206) letzten Herbst auf deutlich über 190 Euro hinausschoss, erschien dies vielleicht auch dir etwas übertrieben. Nun ist die Aktie wegen möglicher Unregelmäßigkeiten abgestürzt, sodass schwer einzuschätzen ist, wie sie sich unter normalen Bedingungen entwickelt hätte. Bei fast allen Konkurrenten liegt der Kurs jedoch weiterhin auf den exorbitanten Niveaus vom September. Irgendwie kann das kaum gut gehen.

Die Nachrichtenlage überschlägt sich

In Deutschland sind alle Augen darauf gerichtet, wie der Krimi um Wirecard wohl ausgehen wird. Aber auch rundherum geht es turbulent zu. So ist beispielsweise die niederländische Adyen (WKN:A2JNF4) letzten Juni am oberen Ende der Angebotsspanne zu 240 Euro an die Börse gebracht worden. Heute ist die Aktie 661 Euro und damit mehr als zweieinhalbmal so viel wert (Stand 25.03.). Die dänische Nets Group ging 2016 an die Börse und wurde 2017 schon wieder von einem Private-Equity-Konsortium für 5,3 Mrd. Euro aufgekauft. Im gleichen Jahr wurde die Worldpay Group für gut 10 Mrd. US-Dollar übernommen. Das daraus entstandene kombinierte Unternehmen (umbenannt in Worldpay) soll jetzt für einen Unternehmenswert von 35 Mrd. US-Dollar an die amerikanische Fidelity National Information Services (WKN:A0H1FP), kurz FIS, gehen.

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Gleichzeitig kündigt ein italienischer Wettbewerber namens Nexi an, dass er bis zu 700 Mio. Euro einsammeln möchte, bei einer erhofften initialen Marktkapitalisierung von mindestens 5 Mrd. Euro. Für 2018 meldet die Abspaltung der italienischen Volksbanken 942 Mio. Euro Umsatz und für die Zukunft wird eine jährliche Wachstumsrate von 15 % angestrebt.

Ich will dich jetzt nicht mit Dutzenden Beispielen langweilen, aber ich denke, es wird klar, dass dieser Markt unglaublich heiß ist – und möglicherweise heiß zu laufen droht.

Können alle gewinnen?

Bisher hat die Flut die gesamte Branche nach oben gespült. Selbst Wirecard ist ja langfristig gesehen noch komfortabel im Plus. Interessanterweise hat auch nahezu jede Region zumindest einen bedeutenden Spieler hervorgebracht: beispielsweise Nets in Skandinavien, Adyen in Benelux, Worldline (WKN:A116LR) in Frankreich, Wirecard in Deutschland und eben Nexi in Italien.

Ausgehend von einer starken Position im Heimatmarkt versuchen die Konkurrenten neben einer Ausweitung des Leistungsspektrums vor allem durch Internationalisierung zu wachsen. Das führt natürlich zwangsläufig dazu, dass sie sich vermehrt in die Quere kommen und die Wettbewerbsintensität steigt. Aktuell sind die digitalen Dienste dieser Unternehmen aber offenbar so stark gefragt, dass es genug Platz für alle gibt. Aber ist die Rennbahn lange genug, damit auch alle in ihre Milliardenbewertungen hineinwachsen können?

McKinsey hat im Oktober 2018 einen interessanten Report über die Branche herausgebracht. Demzufolge sind die globalen Zahlungsvolumina – angetrieben durch E-Commerce und die zunehmende Beliebtheit von modernen Zahlungsverfahren – viel schneller gewachsen, als man das vor einigen Jahren noch erwarten konnte. Aktuell seien es über 2.000 Mrd. US-Dollar, bei einer prognostizierten Wachstumsrate von 9 bis 11 % über die kommenden Jahre.

Mobile Payment-Apps sind insbesondere in China und den USA außerordentlich beliebt und es gibt sicherlich weltweit noch viele unausgeschöpfte Potenziale. Andererseits ist es ja auch so, dass bald jede Supermarktkette, jeder Handyhersteller und jeder Autobauer sein eigenes Zahlungssystem haben will. Zwar ergeben sich dadurch über Kooperationen teilweise Chancen für Spezialisten, aber häufig wird das Wettbewerberfeld einfach noch dichter.

Vieles wirkt übertrieben

Ich kann die Faszination dieser Branche gut nachvollziehen. Weltweit nimmt die Bedeutung des Bargelds ab und eine explodierende Menge von digitalen Transaktionen will effizient bearbeitet werden. Für Dienstleister mit entsprechendem Know-how gibt es scheinbar unendliche Betätigungsmöglichkeiten. Wenn man daneben bedenkt, dass die größte US-Bank JPMorgan Chase (WKN:JPM4CE) mit 324 Mrd. US-Dollar bewertet wird, dann ist das mehr als das, was ein Dutzend der größten Payment-Spezialisten zusammen auf die Waage bringen. Auch aus dieser Perspektive könnte man schließen, dass die hohen Bewertungen nicht völlig aus der Welt sind.

Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl, wenn ich sehe, wie viele Aktien aus diesem Segment euphorisch nach oben gepeitscht werden, als ob sie alle den Heiligen Gral gefunden hätten. Um ihre jeweilige Marktkapitalisierung zu rechtfertigen, wird es wohl nicht ausreichen, einfach nur auf dem aktuell so profitabel wachsenden Pfad weiterzugehen, weil dort früher oder später die Grenzen des Wachstums erreicht werden – wenn nicht beim Volumen, dann bestimmt bei der Marge.

Folglich müssen angrenzende Märkte erobert werden. Ich denke dabei zum Beispiel an klassische Bankdienstleistungen oder erweiterte Digitalisierungslösungen. Dort warten aber bereits neue, spezialisiertere Konkurrenten, die keine Lust haben, Marktanteile abzugeben. Die Strategie für Investoren muss daher lauten, im Wettbewerbsfeld diejenigen zu identifizieren, die nicht nur ständig neue Potenziale generieren, sondern sich auch durch ihr überlegenes Geschäftsmodell gegenüber Rivalen durchsetzen können. Nur die allerbesten werden ihren Investoren das aktuell ausufernde Vertrauen fürstlich zurückzahlen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt ADYEN.



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