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Diese digitale Siemens-Tochter wächst wie wahnsinnig

Industrie 4.0
Foto: Getty Images

Die Digitalsparte von Siemens (WKN:723610) ist schon seit einigen Jahren eine Ertragsperle mit gutem Wachstum und regelmäßigen Zukäufen. Ein Teil davon kann expandiert, was das Zeug hält, und könnte schon bald eine entscheidende Rolle im Herzen des Technologiekonzerns spielen.

Der ausgebremste Digitalisierungsturbo

Die Informationstechnik hat ein Problem: Es gibt so viele nervige Routinesachen im Alltag der Büroarbeiter, die elegant automatisiert, und so viele Daten, die wertsteigernd analysiert und weiterverarbeitet werden könnten. Leider mangelt es jedoch an IT-Spezialisten, die passende Lösungen implementieren könnten. Die Folge: Entweder es wird so teuer, dass es sich nicht lohnt, oder die Verbesserungsmaßnahme wird überhaupt nicht weiterverfolgt.

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Das Gute ist jedoch, dass die Informatik einen eingebauten Beschleuniger hat. Seit ihren Anfängen in den 50er-Jahren konzentriert sich ein guter Teil der Entwicklungsaktivitäten auf die Verbesserung der Entwicklerwerkzeuge, was aus meiner Sicht neben der Halbleitertechnik den größten Treiber der dritten industriellen Revolution darstellt. Die ersten Programmierer vor über 60 Jahren mussten nämlich noch eine Menge von Elektrotechnik verstehen. Es war daher ein recht exklusiver Club.

Mit dem Aufkommen von besseren Programmiersprachen konnten sich die Entwickler schrittweise mehr auf das eigentliche Programmieren fokussieren, sodass immer mehr Leute Zugang fanden. Trotzdem blieb es lange Jahre mühsam, richtige Anwendungen mit grafischer Benutzerschnittstelle zu programmieren, weil man sich neben der logischen Funktionalität noch um vieles rundherum kümmern musste. Über die letzten Jahre wurde durch Themen wie Virtualisierung und Cloud-Plattformen noch einmal ein großer Schritt nach vorne gemacht.

Doch die allermeisten Mitarbeiter aus anderen Abteilungen waren bisher immer noch von der Mitwirkung bei der Softwareentwicklung weitgehend ausgeschlossen. Dabei wäre genau dies von großem Vorteil. Schließlich ist es der spätere Nutzer, der das meiste Hintergrundwissen zu seinem Anwendungsfall hat.

Lösung in Sicht

Aber was wäre, wenn es eine Plattform gäbe, mit der das Programmieren von nützlichen Applikationen so leicht wie die Erstellung einer Excel-Tabelle von der Hand ginge? Natürlich beherrscht längst nicht jeder die unzähligen fortgeschrittenen Funktionen der Tabellenkalkulation, aber Schätzungen zufolge hat mindestens eine halbe Milliarde Menschen Grundkenntnisse. Dem stehen gerade einmal 20 bis 30 Millionen Softwareentwickler gegenüber, also nur etwa 5 % der Excel-Anwender.

Unter Namen wie „Low-code-Entwicklungsplattform“ und „hochproduktive Anwendungsplattform für Unternehmen“ („enterprise hpaPaaS“) werden Geschäftsanwendern ohne Programmierkenntnisse Werkzeuge an die Hand gegeben, die sie zum Erstellen ihrer eigenen Lösungen für Desktop- und Mobilgeräte befähigen. Vielleicht gelingt es nicht immer zu 100 %, alle Funktionalität selbst zu implementieren, aber dadurch, dass zusätzlich Kollaborationswerkzeuge zur Verfügung stehen, erfolgt die Zusammenarbeit mit IT-Experten viel geschmeidiger.

Prominente Vertreter dieser cloudbasierten Plattformen sind Appian (WKN:A2DR9Y) und ServiceNow (WKN:A1JX4P). Auch Salesforce.com (WKN:A0B87V) hat diese Prinzipien auf höchstem Niveau in seine Lösungen implementiert. Daneben sind sich IT-Analysten einig, dass zu den stärksten Wettbewerbern die ursprünglich aus Holland stammende Mendix zählt, also jenes Unternehmen, das Siemens 2018 für 600 Mio. Euro übernommen hat.

Ein explodierender Markt

Je mehr die Vorteile von Low-code-Entwicklungsplattformen bekannt werden, desto stärker steigt die Nachfrage. Anwender berichten von Zeiteinsparungen in der Größenordnung von 90 %. Normale Angestellte werden plötzlich zu hochgeschätzten Anwendungsentwicklern mit entsprechender Gehaltssteigerung. Die Experten von Gartner schätzen, dass bereits nächstes Jahr die Hälfte aller Unternehmenssoftware-Anwendungen mit solchen leicht bedienbaren Werkzeugen erschaffen werden. Hier entsteht zweifellos eine große Welle und Mendix ist mittendrin.

Als strategischer Partner von SAP (WKN:716460) und IBM (WKN:851399) hat deren Plattform eine globale Reichweite. In den USA gelang 2018 ein Umsatzwachstum von 150 %. Einige der größeren Kunden haben Aboverträge im Umfang von jährlich über 1 Mio. US-Dollar gebucht, 95 % der Bestandskunden verlängerten auslaufende Verträge und über 50 % erweiterten ihr Paket. Aktuell werden neben den Entwicklerteams vor allem die Vertriebs- und Beratungsmannschaften ausgebaut, wie zahlreiche Stellenausschreibungen belegen.

Um das Wachstum im deutschsprachigen Raum noch weiter anzutreiben, wurde Mitte 2018 ein Standort in Frankfurt eröffnet. Dieser wird nun sicherlich auch für die enge Verknüpfung mit MindSphere, der Internet-der-Dinge-Plattform von Siemens, genutzt. Die Münchener erhoffen sich eine Menge von ihrem Zukauf. Schließlich kann eine Plattform noch so viel Funktionalität haben, aber wenn die Entwicklergemeinde sie für zu unhandlich und komplex hält, dann bleibt der durchschlagende Erfolg aus.

Mit Mendix hingegen werden auch Automatisierungsspezialisten und Betriebswirte in der Lage sein, aus Fabrikdaten aussagekräftige Visualisierungen und Analysen zu zaubern. Mit drei strategischen Partnern, einer schnell wachsenden Anzahl an Vertriebspartnern und einer ständigen Erweiterung des Leistungsspektrums dürfte auf Jahre hinaus dreistelliges Wachstum anstehen.

Ein echter Faktor für Siemens

Noch ist Mendix mit seinen gut 500 Mitarbeitern eine relativ kleine Nummer im Siemens-Konzern. Da aktuell noch Verluste geschrieben werden, würde ich die 2018er-Umsätze auf höchstens 50 Mio. Euro schätzen. Aber fünfmal verdoppelt, und schon wird die Milliardengrenze deutlich überschritten. Bei der aktuellen Wachstumsrate wäre es schon 2022 so weit.

Gleichzeitig erhöhen sich die Erfolgsaussichten für MindSphere, was für Siemens von unschätzbarem Wert sein kann. Dabei ist auch daran zu denken, dass mit Mendix voraussichtlich schon bald plattformübergreifende Lösungen realisiert werden können, die die Geschäftsanwendungen von SAP, die intelligente Funktionalität von IBM Watson und die Fabrikautomatisierung von Siemens miteinander verbinden.

Diese Demokratisierung der Softwareentwicklung birgt unglaubliches Potenzial, von dem meiner Überzeugung nach letztlich auch Siemens-Aktionäre profitieren werden.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Appian und Salesforce.com. The Motley Fool hat eine Shortposition auf Aktien von IBM.



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