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3 Gründe, warum ich keine inversen ETFs kaufe

2 Frauen heben ablehnend ihre Hände Aktien
Foto: Getty Images

Nach einem nervenzehrenden 2018 fühlt sich der DAX 2019 offenbar zu höheren Kursen berufen. Wie so oft gibt es genug Gründe, die für und gegen eine signifikante Kurserholung sprechen.

Optimistische Investoren, die dem DAX eine Frühlingsrallye zutrauen, können sich an einer reichhaltigen Auswahl unterschiedlich konstruierter Index-ETFs bedienen. Aber was machen die Investoren, die den DAX vor ihrem inneren Auge eher bei 8.000 als bei 13.000 Punkten sehen?

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Nun, für diese Zielgruppe gibt es die inversen ETFs, auch Short-ETFs genannt. Mit diesem Instrument kann der geneigte Investor in umgekehrter Form vom jeweiligen Index profitieren. Also „Feuer frei“, auch bei bärischen Gelüsten? Ich finde: Augen auf bei der Bärenjagd, und zwar aus den folgenden 3 Gründen.

1. Die verflixte Pfadabhängigkeit

Ich hatte letztens einen Traum: Anfang 2018 holte ich mir genau zur rechten Zeit einen inversen DAX-ETF ins Depot und sah zu, wie der von Monat zu Monat wertvoller wurde, während alle Besitzer eines herkömmlichen DAX-ETF vom Ausnahmesommer und ihren Buchverlusten gegrillt wurden.

Dax-Besitzer: -20 %, Short-DAX-Stefan: +20 %. Bärenmarkt? Mir egal! Aber halt! Ist das denn wirklich so einfach?

Mal davon abgesehen davon, dass ich Anfang 2018 keine Ahnung hatte, was das Jahr bringen würde, verläuft die Wertentwicklung eines inversen ETF keineswegs so trivial wie in meinem selbstherrlichen Traum.

Schuld daran ist die sogenannte Pfadabhängigkeit. Darunter versteht man die Eigenschaft inverser ETFs, die inverse Indexabbildung auf Tagesbasis durchzuführen. Das führt langfristig zu wenig intuitiven Ergebnissen.

Beispiel: Der DAX fällt innerhalb eines Tages von 10.000 auf 9.500 Punkte, also um 5 %. Ein Short-ETF, der den DAX invers abbildet, würde in diesem Zeitraum um 5 % steigen. So weit, so gut! Doch am Tag darauf erholt sich der DAX wieder und steigt auf 10.000 Punkte. Ausgehend von 9.500 Punkten wäre das ein Plus von 5,3 %. Nach der Logik der Pfadabhängigkeit muss der Short-ETF an diesem Tag um 5,3 % fallen. Hoppla! Nun ergibt sich die kuriose Situation, dass sich der DAX an sich gar nicht verändert hat, der dazugehörige Short-ETF allerdings weniger wert ist als vor dem kurzen Hin und Her.

2. Kein sinnvoller Anwendungsfall in meinem Investment-Universum

Besonders in Zeiten, wo es nicht so rund läuft am Aktienmarkt, begegnen mir oft gut gemeinte Tipps, die mir suggerieren, dass ich mein Depot doch ganz leicht mit einem Short-ETF absichern kann.

Aber wie genau würde denn ein Szenario aussehen, in dem ich mein Depot mit einem Short-ETF „absichern“ würde? Nun, wenn ich genau wüsste, dass der DAX am Tag X um 50 % fällt, dann wäre der Kauf eines Short-ETF an diesem Tag sicher eine gute Option. Auf Tagesbasis erzeugt die Pfadabhängigkeit nachvollziehbare Ergebnisse und ein Kurseinbruch von 50 % würde sogar mich (ein wenig) schmerzen.

Doch realistisch ist dieses Szenario natürlich nicht. Ich werde diesen katastrophalen Tag X niemals vorhersehen können und erst recht nicht, um wie viel ärmer mich dieser Horrortag machen wird.

Klar, ich könnte pokern und „casino-style“ hin und wieder auf die Apokalypse wetten. Aber dann könnte ich das mit dem Investieren auch ganz bleiben lassen und direkt auf die Seite der Spekulanten wechseln.

3. Schwer zu durchschauen

Die Pfadabhängigkeit ist schon verwirrend genug. Aber es gibt noch ein paar weitere Faktoren, die zur Wertentwicklung eines inversen ETF beitragen.

Zunächst wäre da noch der sogenannte Geldmarktsatz (EONIA-Zinssatz). Der spielt bei Short-ETFs gleich eine Doppelrolle. Zum einen müssen die Zuflüsse der Anleger und zum anderen die Gutschriften des Aktienverkaufs im Index zum Geldmarktsatz verzinst werden. Aha! Darüber hinaus entstehen auch noch Kosten für den Leerverkauf. Aha zum Quadrat!

Als wäre der Aktienmarkt an sich nicht schon Diva genug, setzen inverse ETFs noch mal einen oben drauf. Auf mich wirkt dieses Instrument wesentlich anstrengender als der nicht inverse Kollege. Zu anstrengend für ein Werkzeug, das doch eher für passives Investieren bekannt ist.

Dauerverkäufer werden? Nix für mich

Was mag ich an ETFs? Je nach Index bekomme ich auf einen Schlag einen reichhaltig gefüllten Korb, randvoll mit hochwertigen Aktien.

ETFs, die einen Index wie den DAX oder den S&P 500 abbilden, empfinde ich als äußerst pflegeleicht. Um veraltete Geschäftsmodelle, verhunzte Produkte oder durchgeknallte Manager muss ich mir hier keine Gedanken machen. Wer nicht mehr liefert, der fliegt. Ganz automatisch. Damit würde selbst Dornröschen im Tiefschlaf klarkommen.

Bei inversen ETFs fällt vieles von dem weg, was ich an herkömmlichen ETFs schätze. Auf den langfristigen Trend kann ich hier nicht zählen. Der geht bei einem marktbreiten Index nämlich eher in Richtung Mars und nicht in Richtung Erdkern. Auch das Durchhaltevermögen, das einen als Aktienbesitzer auch in finstersten Krisenzeiten nicht verzweifeln lässt, wird sich als Dauerverkäufer wohl nicht entfalten können.

Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass man nicht von inversen ETFs profitieren kann. Wenn man ein Händchen für Bärenmärkte hat, ist das bei der Achterbahn Aktienmarkt durchaus möglich. Aber profitieren kann ich langfristig auch mit herkömmlichen Index-ETFs – und das sogar mit Stil.

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