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„Hüte dich vor der ETF-Abzocke“

Geldscheine fliegen aus Geldbeutel
Foto: Getty Images

Es dürfte für dich inzwischen nicht mehr neu sein, dass es sich bei ETFs grundsätzlich um einfache, bequeme und kostengünstige Möglichkeiten handelt, von den breiten Entwicklungen einzelner Märkte partizipieren zu können. Nicht umsonst erfreuen sich derartige passive Produkte momentan einer hohen Beliebtheit.

Wer jedoch regelmäßig über das Thema „Aktien, ETF und Börse“ generell recherchiert, dem werden gewiss in gängigen Werbeanzeigen bereits so manche emotionsgeladene Überschriften aufgefallen sein, die auch die Passivfonds im Visier haben.

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Eine solche, die nun in meinen Augen allerdings den Vogel abgeschossen hat, verbreitete in etwa Folgendes: Hüte dich vor der ETF-Abzocke. Schauen wir mal, was sich inhaltlich hinter dieser Schlagzeile verbirgt und ob sich Otto-Normal-ETF-Investor auch wirklich vor den vermeintlich abzockenden Passivfonds fürchten sollte.

Kleiner Spoiler an dieser Stelle: Nein, natürlich eher nicht.

Warum ETF ein Abzocker-Konstrukt sein sollen

Natürlich habe ich, nachdem ich die besagte Überschrift einer Werbeanzeige erblickt habe, zunächst etwas über den Verantwortlichen recherchiert. Und neben der Werbeikone Hans Meiser tauchte ziemlich schnell ein relativ bekannter deutscher Börsenverlag auf, der diesen Spezialreport zunächst kostenlos anbietet. Aha.

Inhaltlich geht es in dem besagten Bericht darum, weshalb ETFs so böse, böse abzockende Instrumente sind. Und die Argumente, die sich mir hier aufgetan haben, sind wirklich… spektakulär. Und das ist bereits der beste Euphemismus, den ich an dieser Stelle verwenden kann.

ETFs würden beispielsweise sehr viel kosten. Der Spread – hierunter verstehen wir den Unterschied zwischen dem Buchkurs und dem Geldkurs – würde regelmäßig im Bereich von 1,5 % liegen. Außerdem falle die jährliche Gesamtkostenquote vieler ETFs mit ebenfalls 1,5 % für ein passives Investitionsvehikel exorbitant hoch aus. Hinzu komme außerdem noch eine Erfolgsprämie, die das Ganze, so nach Lesart des Berichtes, zu einer absurd teuren Sache werden lasse. Ah ja.

Außerdem seien viele Produkte intransparent. Wertpapieranleihen würden betrieben, zudem sei die Zusammensetzung oftmals fraglich und ETFs würden sogar Derivate und Swaps verwenden. Echt spooky, nicht wahr? Vor allem echte ETF-Frischlinge könnten derartige Begrifflichkeiten in einer vermeintlich seriösen Verpackung durchaus etwas ins Wanken bringen.

Wie du dir jedoch sicher inzwischen denken kannst, ist ein Großteil dessen, was dieser Bericht aufführt, mehr als Quatsch. Ja, genau, mehr als Quatsch, denn Quatsch alleine reicht meiner Meinung nach nicht aus, um dieses Werk zu klassifizieren. Daher lass uns diese teilweise an den Haaren herbeigezogenen Argumente ein wenig entkräften und ins richtige Licht setzen, damit kein neuer Investor hier eine vollkommen falsche Einschätzung dieser interessanten Produkte erhält.

Was ETFs wirklich können

Zuallererst sollten wir wohl das Argument entkräften, das vielen passiven Investoren wohl der größte Dorn im Auge sein dürfte: die Kosten.

Denn entgegen der Meinung des Berichts sind die allermeisten ETFs nicht ansatzweise so teuer, wie behauptet wird. Viele marktbreite ETFs kosten gegenwärtig pro Jahr deutlich weniger als 0,50 % pro Jahr, wobei einige Produkte sich sogar eine regelrechte Preisschlacht liefern. Ein von Vanguard angebotener ETF auf den S&P 500 kommt so beispielsweise lediglich auf eine jährliche Kostenquote von 0,04 % – und sofern man als ETF-Investor auch nur ein bisschen sucht, wird man auf viele weitere Passivfonds stoßen, die bei einem marktbreiten Ansatz auf ähnlich niedrige Kostenquoten kommen werden.

Auch beim Spread versucht der besagte Verlag vielen Investoren einen Bären aufzubinden. Denn auch wenn hier gewiss immer ein kleines Sümmchen zwischen Buchkurs und Geldkurs liegt, spielt sich die Differenz häufig ebenfalls lediglich im niedrigen 0,x-%-Bereich ab. Außerdem – und das dürfte wohl das Wichtigste sein – findet man einen Spread bei fast jedem Finanzprodukt, daher ist diese Kritik speziell bei ETFs mehr als unangebracht.

Und was die Erfolgsprämie beim ETF anbelangt. Nun, davon habe ich noch nie etwas gehört. Ich will nicht mit Sicherheit ausschließen, dass es so etwas nicht bei exotischen ETFs von exotischen Anbietern gibt. Wer jedoch bei den etablierten und geläufigen Anbietern schaut, wird diesen Aspekt ebenfalls schnell und häufig in das Reich der Fabel zurückweisen können.

Was hingegen die Transparenz anbelangt, muss ich dem ominösen Berichtersteller zumindest ein Fünkchen Wahrheit zusprechen. Denn grundsätzlich gibt es ETFs, die synthetisch und somit mit Swap-Geschäften oder Derivaten auf Grundlage eines Index einen ETF errichten. Allerdings – und das wurde an dieser Stelle wohl irgendwie ausgelassen – existieren auch eine ganze Menge ETFs, die einen Index physisch beziehungsweise voll replizierend nachbilden, wodurch der passive Investor sehr genau weiß, was er hier erhält.

So weit nun also zu den etwas wahrheitsgetreueren Fakten.

Was das nun bedeutet

Wie wir daher insgesamt sehen können, handelt es sich bei der sogenannten ETF-Abzocke entweder lediglich um eine sehr, sehr selektive Wahrnehmung des Herausgebers in Bezug auf bestimmte exotische Produkte, oder aber um eine bewusste Ansammlung falscher Tatsachen bezogen auf die meisten Passivfonds, um ETFs schlechtzureden und eigene Anlageprodukte oder Börsendienste zu pushen. Die finale Bewertung dieser beiden Möglichkeiten überlasse ich dir.

Was jeder Investor daher mitnehmen sollte, ist, dass ETFs definitiv keine kostenintensive, intransparente Abzocke sind, sondern nach wie vor ein bequemer Weg, um mit relativ wenig Zeit- und finanziellem Gebührenaufwand marktübliche Renditen einzufahren.

Zwar auch nicht mehr, aber ganz bestimmt auch nicht weniger.

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