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3 Auffälligkeiten aus dem Quartalsbericht die jeder Siemens-Aktionär kennen sollte

Im Bild: Joe Kaeser, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG.
Quelle: www.siemens.com/presse

Siemens (WKN:723610) hat bereits das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres hinter sich gebracht. Die Zahlen zeigen mehr Licht als Schatten, aber sie erzählen nur einen Teil der ganzen Geschichte. Hier sind drei weitere Elemente, die mir aufgefallen sind.

Digital Factory in Lauerstellung

Die Bestellungen im Vorzeigesegment Digital Factory sind auf vergleichbarer Basis etwas zurückgegangen, was zunächst überrascht. Schließlich ruhen auf diesem Bereich die großen Wachstumshoffnungen. Selbst die Übernahme von Mendix, eine wichtige Plattform zur vereinfachten Applikationsentwicklung, bringt noch keinen Schub in die Zahlen, obwohl seit Deal-Abschluss Anfang Oktober zwei volle Monate in die Kalkulation eingegangen sein müssten.

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Anscheinend ist das aber noch kein Faktor. Im Quartalsbericht findet Mendix keinerlei Erwähnung. Das dürfte sich jedoch bald ändern, denn die Software soll sich zu einem wichtigen Baustein von MindSphere, der ambitionierten Industrie-Cloud von Siemens, entwickeln. Weil diese jedoch noch in den Kinderschuhen steckt, trägt auch sie noch kaum zum Ergebnis bei. Siemens arbeitet weiterhin intensiv an der weltweiten Marktvorbereitung und nimmt dafür auch einen Margenrückgang in Kauf.

Jetzt ist noch etwas Geduld gefragt. Ich kann mir gut vorstellen, dass sowohl das Partnernetzwerk als auch die Kundschaft bisher noch eine abwartende Haltung einnehmen. Aber im Laufe dieses Jahres sollte die kommerzielle Bedeutung von MindSphere dynamisch zunehmen.

Mobility könnte allein besser dran sein

Wenn es um die Zugsparte geht, dann dreht sich meist alles um die Fusion mit Alstom (WKN:A0F7BK). Wie kaum anders zu erwarten, ist das aber eine ganz schöne Hängepartie. Den europäischen Wettbewerbsaufsehern ist unwohl bei dem Gedanken, dass der Markt einen wichtigen Spieler verlieren würde. Größere Zugeständnisse müssten deshalb gemacht werden. Aber ähnlich wie bei den Deals von Praxair und Linde (WKN:648300) oder Monsanto und Bayer (WKN:BAY001) würden die Vorteile der Kombination dann dramatisch zusammenschmelzen, während kleinere Konkurrenten durch opportunistische Zukäufe Oberwasser bekommen. So lecken sich beispielsweise die beiden kleinen spanischen Rivalen, CAF und Talgo, die Finger nach den attraktiven Zugmodellen Pendolino und Velaro.

Aber warum sich den ganzen Fusionsstress antun, wenn es auch allein geht? Die aktuelle Auftragslage ist geradezu sensationell: Bei 2,2 Mrd. Umsatz kamen im vergangenen Quartal 3,2 Mrd. Euro Neugeschäft herein. Es sieht also nicht gerade so aus, als ob die Chinesen alles wegschnappen würden. Hinzu kommt, dass Experten erwarten, dass sich die europäischen Bahnbetreiber verstärkt nach alternativen Lieferanten aus Asien umsehen werden, um ihre Verhandlungsmacht aufrechtzuerhalten.

Da ist sicherlich etwas dran, zumal während der Integration sicherlich noch Reibungsverluste auftreten, die die effiziente Abarbeitung der Aufträge erschweren könnten. Für mich bleibt es dabei, dass Alstom nicht der optimale Partner ist. Viel besser würde mir ein komplementärer Zukauf gefallen, um Siemens Mobility noch breiter im Bereich des intelligenten Transports über alle Verkehrsmittel hinweg zu positionieren. Das wäre eine klasse Börsenstory. Aber zunächst werden wir auch hier Geduld beweisen müssen, bis endgültig entschieden ist, wohin die Reise geht.

Bilanzschmerzen bleiben weiterhin die Regel

Restrukturierungskosten, erhöhte Abschreibungen auf Zukäufe und andere Sondereffekte, die Ergebnis und Bilanz belasten, werden normalerweise als Ausnahmen behandelt. Bei gewöhnlichen Unternehmen sind das eher Einmaleffekte, die in späteren Perioden nicht mehr auftreten und deshalb bei der Bewertung – mit etwas Vorsicht – ausgeklammert werden können.

Bei Siemens habe ich aber mittlerweile die Hoffnung aufgegeben, dass dies jemals der Fall sein wird. Zwar ist es immer noch nützlich, die bereinigten Zahlen zu haben, um einen besseren Vorjahresvergleich durchführen zu können. Aber der „bereinigte Gewinn“ darf hier nicht mit dem „eigentlichen“ oder gar „wahren Gewinn“ verwechselt werden. Denn das würde bedeuten, dass dessen vermeintliches Potenzial tatsächlich erreicht werden könnte, wenn nur nicht diese Sondersachen wären.

Aber nein, bei Siemens gehört es zur Firmenkultur, ständig in die Erneuerung zu investieren, lahmendes Geschäft teuer zurechtzustutzen oder billig abzuverkaufen und Know-how für viel Geld zu akquirieren sowie die Organisationsstruktur alle paar Jahre umzubauen. Das war unter allen Bossen so, von Heinrich von Pierer über Peter Löscher bis zu Joe Kaeser. Aktuell läuft die Umsetzung der „Vision 2020+“, schon Ende März will der Konzern den wesentlichen Teil des Umbaus implementiert haben, was aber nicht bedeutet, dass dann Ruhe einkehrt.

Siemens ist zweifellos ein getriebenes Unternehmen, wo immer die Angst mitschwingt, von der technologischen Spitze verdrängt zu werden. Die Folge davon ist einerseits positiv: Siemens steht aktuell tatsächlich in den allermeisten Geschäftsbereichen klasse da. Der Wermutstropfen für Aktionäre ist jedoch, dass vom hart erwirtschafteten Gewinn des Industrie- und Finanzierungsgeschäfts meist nur rund die Hälfte übrigbleibt. Wir sind gut beraten, diesen Abschlag auch für die Zukunft einzukalkulieren.

Das Positive überwiegt

Die gute Auftragslage in Verbindung mit einer Reihe von innovativen Geschäftsbereichen wie etwa MindSphere, die dieses Jahr an Fahrt aufnehmen könnten, spricht dafür, dass das laufende Geschäftsjahr für Siemens positiv verlaufen wird. Mit kleineren Rückschlägen ist sicherlich zu rechnen, aber genauso sind zum Ausgleich Überraschungen möglich. Ein Kurstreiber könnte auch der Alstom-Deal sein, sobald dort Klarheit über den Weg nach vorne herrscht. Sicher ist, dass die kommenden Monate für Siemens ereignisreich bleiben.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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