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2 wichtige Einsichten, die ich in diesem Crash gewonnen habe

Ein Mann sieht lauter Fragezeichen. Er bleibt aber ruhig.
Foto: Peter Roegner

Die besten Lernerfahrungen während eines langen Anlegerlebens sind Crash-, Krisen- und Bärenmarktzeiten. Jeder, der bereits lange genug dabei ist, wird lebhafte Erinnerungen an 2000 und 2008 haben. Auch die aktuelle Korrektur lehrt uns wieder auf drastische Weise wichtige Einsichten. Hier ist, was mir aufgefallen ist und was ich das nächste Mal besser machen würde.

Hat man es kommen sehen?

Dass eine Korrektur kommen würde, konnte kaum jemanden völlig überraschen. Während die internationalen Börsenindices unbeirrt ständig neue Rekorde erklommen, wurde das geopolitische Chaos immer größer und die Crash-Propheten immer lauter, fundierter und zahlreicher. Ewig gut gehen konnte das nicht.

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Auch meine Beobachtung vom Oktober 2017, dass bei überhitzten Geschäftserwartungen („ifo-Index“) praktisch immer innerhalb von zweieinhalb Jahren günstigere DAX-Stände eintreten, ist nun erneut eingetroffen (merken fürs nächste Mal!). Mein Rat lautete daher damals, Index-Anlagen langsam über die kommenden Monate aufzulösen und stattdessen behutsam in aussichtsreiche Einzelwerte umzuschichten. Wer diese Strategie umgesetzt hat, der hat noch von den Höchstständen bis zur ersten Jahreshälfte 2018 profitiert und ist dann mit einem komfortablen Cashbestand in die aktuelle Korrektur gegangen.

Umschichten hat es kaum gebracht

Der Teil mit dem behutsamen Umschichten in aussichtsreiche Einzelwerte war hingegen leichter gesagt, als getan. Viele Unternehmen, die ich damals für sehr solide und günstig bewertet ansah, sind nun um 30 % und mehr eingebrochen, darunter sowohl hochprofitable Automobilzulieferer wie Hella (WKN:A13SX2), mächtige Industriewerte wie ArcelorMittal (WKN:A0M6U2) oder auch weit unter Buchwert notierende Finanzwerte wie die Commerzbank (WKN:CBK100).

Selbst Bastionen der Stabilität wie BASF (WKN:BASF11) und Fresenius (WKN:578560) litten zuletzt erheblich. Man musste schon etwas Glück haben und etwa auf den Turnaround des Handelskonzerns Ahold (WKN:A2ANT0) setzen, das Tief von Nokia (WKN:870737) abpassen oder bei einem Konsumgüterkonzern wie L’Oréal (WKN:853888) einsteigen. Ein klares Muster ist kaum zu erkennen.

In emotionalen Märkten kommt man mit Vernunft nur bedingt weiter

Bereits seit Ende 2017 hatte ich immer wieder vor einer Übergewichtung amerikanischer Tech-Aktien gewarnt. Gerade dort war ich besonders von einer Blasenbildung überzeugt. Wenn verlustschreibende Unternehmen mit einem Vielfachen von Umsatz und Eigenkapital bewertet werden, macht mich das misstrauisch und irgendwann ergibt es einfach keinen Sinn mehr.

Ganz anders das Bild in Deutschland, wo etwa Daimler (WKN:710000) trotz Absatzrekorden unter Buchwert notierte. Meine Erwartung war daher, dass eine etwaige Korrektur sich auf die – aus meiner Sicht völlig übertrieben bewerteten – substanzschwachen Aktien konzentrieren und sich das Anlegerinteresse dann auf Werte mit günstigeren Kennzahlen verschieben würde.

Was für mich vernünftig klang, war letztlich ziemlich daneben. Offenbar muss man einplanen, dass entweder die eigenen Annahmen oder aber der Markt weniger vernünftig sind, als man vielleicht denkt.

Manchmal ist Sentiment alles

Wir Fools versuchen ja in der Regel, über das börsentägliche Getöse hinwegzuschauen und Kurs zu halten. Das ist sicherlich eine geeignete Strategie für langfristigen Anlageerfolg.

Andererseits ist es vielleicht ein Fehler, die Gefühlslage der anderen Marktteilnehmer völlig zu ignorieren, denn auf Sicht von einigen Monaten ist das oft der dominierende Einflussfaktor. Beispielsweise hatte ich im Oktober argumentiert, dass der ganze Trubel rund um Strafzölle und WLTP zwar kurzfristig für Verzerrungen sorge, aber letztlich keinen tiefgreifenden Einfluss auf die mittel- bis langfristigen Gewinnaussichten der Autobranche habe. Das mag vielleicht sogar zutreffen, aber die zahlreichen daraus resultierenden Gewinnwarnungen schlugen eben doch übel auf das Gemüt der Aktionäre.

Auch die vielbeachtete Inversion der amerikanischen Zinsstrukturkurve hatte ich im Dezember aus wohlüberlegten Gründen kleingeredet. Aber es war eben ein Faktor, der in Verbindung mit Handelsstreit und Co. das Fass zum Überlaufen bringen konnte. Wenn die Stimmung einmal kippt und die Herde in die andere Richtung zu laufen beginnt, dann wird alles niedergetrampelt.

Aber hinterher ist man natürlich immer schlauer. In den allermeisten Fällen ist es besser, sich nicht vom stetigen Strom der Bedenken und Befürchtungen beeindrucken zu lassen, weil die langfristige Tendenz an der Börse erfahrungsgemäß nach oben zeigt. Es geht letztlich darum, seine Fähigkeit, belanglose Störgeräusche von echten Stimmungskillern zu unterscheiden, noch besser zu schulen.

Und was jetzt?

Die ganzen hier aufgezeigten Einsichten haben mich zur Faustformel gebracht, seine Cashquote grob an der geschätzten Überbewertung des teuersten Börsensegments zu orientieren, egal ob es dabei um Silicon-Valley-Stars, Rohstoffförderer oder Finanzdienstleister geht und unabhängig davon, welche Wertpapiere im Depot liegen. Wenn also beispielsweise der Nasdaq-Index 40 % überbewertet erscheint, dann realisiere ich einen Teil der Gewinne, investiere kaum noch und halte rund 40 % Cash.

Damit warte ich dann, bis sich – wie zuletzt – die Überbewertung zumindest ein Stück abbaut, und achte gleichzeitig darauf, wie es um das Sentiment bestellt ist. Dabei ist Geduld gefragt, denn solange die Stimmung schlecht ist, kann woanders aus billig immer noch superbillig werden. Folglich ist es wahrscheinlich in einer Situation, wie wir sie jetzt haben, das Beste, in kleinen Schritten über mehrere Monate hinweg zurückzukommen und dabei entspannt einige der vielen spottbilligen Aktien einzusammeln.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Daimler und Fresenius.



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