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Uniper zurück im Tankstellenmarkt: Ein Kaufgrund für die Aktie?

Uniper Kraftwerk Datteln 4
Quelle: Uniper

Wenn Uniper (WKN:UNSE01) in Zukunft seine Aktionäre wieder erfreuen will, dann müssen neue Geschäftsfelder entwickelt werden. Eines davon könnten Tankstellen sein, wo sich der Energiekonzern seit einiger Zeit wieder stärker engagiert. Ich habe mir einmal genauer angeschaut, wie groß die Wachstumspotenziale wirklich sind.

Darum braucht Uniper neue Impulse

Die Aktie von Uniper ist über das vergangene Jahr meist seitwärts gelaufen, musste aber über die turbulenten letzten Wochen ebenfalls Federn lassen. Rund um den Jahreswechsel entsprach die Bewertung des Energiekonzerns nur noch etwa dem Kaufpreis, den Fortum (WKN:916660) für ihre Beteiligung bezahlt hatte, nämlich 22 Euro. Selbst wenn die Dividendenrendite mit über 4 % nicht schlecht ist, erwarten Anleger auch Wachstumschancen.

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Aber wenn man zwei der drei Sparten anschaut, dann haben wir zum einen den ewigen Kopfschmerz Russland und zum anderen den zweiten Kopfschmerz der westeuropäischen Stromerzeugung. In Putins Reich weiß man nie genau, was die internationalen Sanktionen für Uniper bedeuten könnten und in der EU ändern sich gerne mal plötzlich die Rahmenbedingungen. Die Kohlekraftwerke in Frankreich werden deshalb zum Beispiel aktuell geradezu notverkauft, um Geschäftsrisiken zu mindern.

Positive Impulse sind daher aus meiner Sicht am ehesten von der dritten Sparte namens Global Commodities zu erwarten. Dort wird insbesondere Erdgas besorgt, gehandelt, gespeichert und vertrieben.

Das Tankstellengeschäft

Gerade der eigene Vertrieb könnte ein wichtiger Faktor sein. Schließlich haben die großen Ölmultis nicht umsonst mächtige Tankstellennetze aufgebaut. BP (WKN:850517) wurde 2001 sogar Marktführer in Deutschland, nachdem es dem Vorgängerunternehmen von Uniper die Aral-Tankstellen abgekauft hatte. Jahrelang hatte Uniper dann höchstens noch indirekt etwas mit Tankstellen zu tun und auch die Versuche, ins Geschäft für elektrische Ladestationen einzusteigen, sind 2018 im Sande verlaufen.

Mit der wachsenden Bedeutung von Flüssigerdgas (LNG) für die weltweiten Energiemärkte tun sich jedoch neue Chancen auf. Erdgas ist eine Kernkompetenz von Uniper und wenn es nach dem Willen der Europäischen Union geht, dann soll es bis in einigen Jahren ein ausreichend dichtes Netz von LNG-Tankstellen in Europa geben. Hochkarätig besetzte Förderprojekte wie Connect2LNG und LNG Blue Corridors laufen zum Teil schon seit Jahren.

Dort hat sich 2017 auch Uniper mit ihrer Tochter LIQVIS angehängt und auf dem Betriebsgelände eines Logistikpartners in Berlin eine erste Station eröffnet. Aus den kleinen Anfängen soll über die kommenden Jahre ein internationales Netzwerk entstehen. Vor wenigen Monaten kündigte das Unternehmen an, dass die Zahl der Standorte bis Ende 2020 in Deutschland auf acht und in Nachbarländern auf sechs steigen soll.

Das wirkt zwar noch nicht sonderlich beeindruckend, könnte sich allerdings auf lange Sicht zu einem echten Umsatzbringer entwickeln, zumal in der Regel an jedem Standort große Flotten hängen, die für verlässlichen Absatz sorgen.

Warum mehr dahintersteckt

Der entscheidende Punkt ist aber natürlich, dass Uniper fast die gesamte Lieferkette beherrscht. Neben den Bemühungen, den Absatz über die Förderung der LNG-Mobilität anzukurbeln, gibt es auch erhebliche Anstrengungen, um mehr von dem tiefgekühlten Kraftstoff auf das europäische Festland zu bringen. Im Rennen um den ersten deutschen LNG-Hafen mischt Uniper kräftig mit und engagiert sich für den Standort Wilhelmshaven beim Jade Weser Port. Mit der japanischen Mitsui hat der Energiekonzern auch schon einen Partner dafür gewonnen, der ein Tanklagerschiff mit Regasifizierungsanlagen zur Verfügung stellen würde.

Weil Pipelinegas in der Regel deutlich weniger als LNG kostet, ist es am besten, LNG als vergleichsweise sauberen alternativen Kraftstoff im Verkehr einzusetzen, wo die Regasifizierung durch die vorhandene Abwärme effizienter verläuft. Deshalb hat sich die Bundesregierung im Oktober dafür entschieden, Erdgasfahrzeuge zwei Jahre lang von der Maut zu befreien, wodurch das Interesse der Speditionen an den in der Anschaffung noch relativ teuren LNG-Lösungen deutlich gestiegen ist.

Neben den Tankstellen für Nutzfahrzeuge wird Uniper voraussichtlich auch verstärkt für die Betankung von LNG-Schiffen sorgen, sobald das Hafenprojekt umgesetzt wird. Selbst wenn Ozeanriesen mit LNG-Antrieb noch eine Seltenheit sind, könnte die Nachfrage aus folgendem Grund schon bald stark ansteigen: Seit 2018 testet die Hapag-Lloyd (WKN:HLAG47) mit Partnern die Stromversorgung an Bord über Flüssigerdgaskraftwerke, ein vielversprechender Ansatz, um Schadstoffemissionen zu reduzieren.

Insgesamt gilt aus meiner Sicht: Je mehr Absatz in flüssiger Form generiert werden kann, desto besser die Margen. Regasifiziertes Erdgas dürfte schwieriger zu vertreiben sein, insbesondere wenn sich die Lage rund um die im Bau befindliche russische Pipeline Nord Stream II entspannen sollte.

Fazit: Das ist kein Luftschloss

Über kurz oder lang wird Uniper im konventionellen Kraftwerksgeschäft mit wachsendem Gegenwind rechnen müssen, vor allem was Kohle und Erdöl angeht, die zusammen immer noch etwa ein Drittel der Erzeugungskapazität ausmachen. Da trifft es sich gut, dass sich mit LNG ein schnell wachsender Markt auftut, in dem Uniper ein Protagonist sein kann. Dabei kommt es darauf an, über die Lieferkette hinweg Infrastruktur aufzubauen und gleichzeitig die Nachfrageseite zu entwickeln.

Gelingt es, dann wird Uniper nicht nur wieder im Tankstellenmarkt ein kleines Wörtchen mitreden, sondern ein immer bedeutender werdendes Segment im Energiemarkt insgesamt mitgestalten.

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Ralf Anders besitzt Aktien von Uniper. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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