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Hugo Boss, Tom Tailor und Gerry Weber: Das Auf und Ab der deutschen Textilindustrie

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Foto: Getty Images

Die jüngsten Medienberichte über Gerry Weber (WKN: 330410) zeigen deutlich, wie es um die deutsche Textilindustrie bestellt ist: Selbst ein großer Name wie der von Hugo Boss (WKN: A1PHFF) ist keine Garantie dafür, dass ein Unternehmen langfristig am Markt besteht.

Tom Tailor (WKN: A0STST), Hugo Boss und nun also Gerry Weber – die Entwicklung der Branche macht deutlich, wie sehr der harte internationale Konkurrenzkampf und der Wettbewerb mit den Billiganbietern zum Problem wird. Anleger müssen sich derzeit gut überlegen, ob sie in Aktien dieser Sparte investieren wollen.

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Deutsche Labels waren ein Erfolgsmagnet

Für Modefans sind sie seit jeher ein Highlight im Kleiderschrank. Der perfekt sitzende Anzug von Hugo Boss ist für die Herren bequem und für die Damen eine optische Augenweide. Ein schicker Blazer oder ein eleganter Mantel für die Dame rundet das Outfit optimal ab. Wer es gerne leger und trotzdem klassisch mag, entscheidet sich vielleicht für eine Jacke oder eine Hose von Gerry Weber. Für die sportlich Veranlagten hat Tom Tailor die richtige Antwort auf die Frage nach einem neuen Outfit.

Umsatz und Kursentwicklung kannten bis vor wenigen Jahren nur eine Richtung: nach oben. Bei einer Investition in die deutsche Textilindustrie wurde eine hohe Rentabilität der Aktienanlage erwartet. Doch diese so erfreuliche Entwicklung hat sich bei einigen Unternehmen erheblich geändert. Zwar werden nicht viele Modemacher in Form einer Aktiengesellschaft geführt und an der Börse gehandelt, doch bei den wenigen Unternehmen, auf die das zutrifft, durfte man sich früher als Aktionär über solide Gewinne freuen. Heute sieht die Situation allerdings anders aus, dunkle Wolken ziehen 2018 über das Textilparadies.

Dramatische Umsatzrückgänge prägen das Bild 2018

Allen voran Gerry Weber, der aufgrund von Umbaumaßnahmen im Geschäftsjahr 2017/18 und der Schließung von 68 Filialen Anleger beunruhigte. Dies resultierte in einem Umsatzrückgang von 11,4 % auf 170,4 Mio. Euro im dritten Quartal 2018.

Nicht viel besser sieht es beim Edelschneider Hugo Boss aus. Der Konzern investiert 2018 in Renovierungsmaßnahmen für 150 Läden zugunsten neuer Ladenkonzepte. Im dritten Quartal des aktuellen Geschäftsjahres verringerte sich das Konzernergebnis um 7 % auf 54 Mio. Euro.

Als wenn dies nicht genug wäre, gesellt sich Tom Tailor in die Reihe der textilen Verlustbringer ein. Der Modekette macht insbesondere der heiße Sommer, hohe Rabatte und Schwierigkeiten mit der Marke Bonita zu schaffen. Im derzeitigen Geschäftsjahr muss das Unternehmen mit einem Umsatzrückgang von ca. 9 % auf bis zu 840 Mio. Euro rechnen.

Das sind natürlich Zahlen, die die einstige Vorzeigeindustrie Deutschlands ins Abseits manövrieren. Wie konnte es so weit kommen?

Günstigmarken und Onlinevertrieb als größte Konkurrenz

Schaut man sich die Gründe für die Krisen von Boss, Tailor und Co. an, wird eine Gemeinsamkeit deutlich. Einerseits sind es die Billiganbieter, die den Käufer mit sehr geringen Preisen und optisch ansprechenden Produkten locken. Ein Textilunternehmen aus dem Hochpreissegment kann hier nicht mithalten und sollte deshalb auch nicht die gleiche Klientel ansprechen.

Natürlich ist der Kunde von heute unglaublich vielseitig orientiert. Er mixt günstige Kleidungsstücke begeistert mit Stilelementen aus dem Hochpreissegment und ist dadurch für Marketing und Vertrieb noch schwieriger einzuschätzen. Andererseits ist es die Konkurrenz durch den Onlinevertrieb, mit dem sich viele Modeunternehmen noch nicht messen können.

Wo die Zukunft liegt und wie sich die Branche weiterentwickeln könnte, ist derzeit in vielen Vorstandsetagen unklar. Erste Schritte zeichnen sich ab, doch es bleibt abzuwarten, ob die Branche den Turnaround nachhaltig schafft. Die anhaltende strukturelle Schwäche im europäischen und insbesondere im deutschen stationären Textileinzelhandel macht der Branche seit Längerem zu schaffen. Ein Blick auf die weitere zukünftige Entwicklung lässt Investoren vorsichtig optimistisch reagieren.

Neue Vorstände und veränderter Markenauftritt als Geheimtipp

Schaut man sich an, was bei Tom Tailor, Hugo Boss und Gerry Weber als Soforthilfe gegen die Krise greifen soll, werden wiederum einige Gemeinsamkeiten deutlich. Eine beliebte Maßnahme ist es, das Management auszutauschen. Mindestens ein Wechsel auf Vorstandsebene ist angesagt, zum Teil wechseln die Vorstandsvorsitzenden in den Aufsichtsrat. Ein solcher Wechsel soll Aufbruchsstimmung und Zuversicht signalisieren.

Ein strenges Kostenmanagement wird ebenfalls überall kolportiert. Auch ein neuer Markenauftritt und eine stärkere Ausrichtung auf die favorisierte Zielgruppe sind beliebte Maßnahmen, um den Umsatz wieder auf Vordermann zu bringen. Wer Aktionär bei einem der Unternehmen bleiben oder werden will und mit einem Investment liebäugelt, sollte sich gut überlegen, in welcher Höhe er anlegt.

Auch die Zahlung einer Dividende ist wohl allenfalls in einem geringen Umfang zu vermuten. Ein Investment ist derzeit nur für Anleger zu empfehlen, die sich des Risikos eines Kursverfalls bewusst sind und die das Wertpapier dauerhaft ohne nennenswerte kurzfristige Gewinnabsichten halten wollen.

Für kurzfristige Kurs- und Gewinnsprünge haben die Aktien der Modemacher meiner Meinung nach im Augenblick eher kein Potenzial.

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Irène Kilubi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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