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Energie-Branche: Investieren für Einsteiger

Pipeline mit Gebirge im Hintergrund Pipelines Versorger
Foto: Getty Images

Man kann den Energiesektor nicht als eine große Einheit betrachten, denn der Begriff “Energie” umfasst viele Bereiche, von Ölbohrungen bis hin zu Energieversorgern. Aber wenn man sich mal die einzelnen Sparten des Energiesektors anschaut, stellt man fest, dass fast alle Arten von Aktienanlegern hier Möglichkeiten zum Investieren finden. Hier mal eine umfassende Einführung, um besser zu verstehen, worum es im Energiesektor überhaupt geht, einschließlich einer kurzen Liste einiger Aktien aus dem Energiesektor, die man vielleicht mal näher unter die Lupe nehmen sollte.

Die Energiewirtschaft in ihren Einzelbereichen

Mit “Energie” wird oft ganz generell Öl bezeichnet, das seit langem eine der wichtigsten Energieressourcen für die ganze Welt ist. Doch ist Öl natürlich nicht die einzige Energiequelle der Welt, und Öl ist auch nicht die einzige Investition in den Energiesektor. Aber fangen wir doch einmal dort an und gehen dann zu anderen Wegen über, um herauszufinden, wie man die Branche für sich nutzen kann.

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Erdöl- und Erdgasbohrungen (Upstream)

Um Erdöl und Erdgas zu gewinnen, muss in der Regel ein Loch in den Boden gebohrt werden, damit die Brennstoffe gefördert werden können. Eine wichtige Ausnahme sind hier Ölsande, wie sie in Kanada vorkommen, die abgebaut und dann verarbeitet werden, um das Öl von der ausgegrabenen Erde zu trennen. Ölsande werden in der Öl- und Gasindustrie als „Upstream“ bezeichnet.

Es gibt viele Unternehmen, die sich ausschließlich darauf konzentrieren, Öl zu finden und zu fördern. Und auch in diesem Bereich gibt es viele Unterschiede, denn es gibt sehr kleine Unternehmen, die bereit sind, materielle Risiken einzugehen (oft als Wildcatter bezeichnet), bis hin zu großen multinationalen Konzernen wie ConocoPhillips, die eher zurückhaltend geführt werden.

Die Produktion (also wie viel Öl und Gas ein Unternehmen aus dem Boden fördert) ist einer der wichtigsten Faktoren, die es zu untersuchen gilt. In den meisten Fällen sollte eine konstante oder wachsende Produktion bevorzugt werden. Die Produktion muss mit den Reserven verglichen werden, oder wie viel Öl und Gas sich noch zum Fördern im Boden befindet. Ein Unternehmen, das kein neues Öl und Gas findet, um das, was es fördert, durch Explorations- und Entwicklungsausgaben zu ersetzen, dürfte nur wenig zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Wichtig ist dabei auch der Öl- und Gaspreis, zu dem ein Bohrunternehmen noch Gewinn machen kann. Öl und Gas sind Rohstoffe, die oft volatile Höhen und Tiefen durchlaufen, was zu Spikes und Dips in den Bilanzen der Öl- und Gasproduzenten führt. Rohstoffpreise sind ein zentraler Faktor, auch wenn es wenig gibt, was ein Unternehmen tun kann, um sie zu kontrollieren. Wenn die Produktionskosten eines Unternehmens höher sind als das, was es für das produzierte Öl reinholt, dann ist das ein echtes Problem.

Hier ein Beispiel: als Mitte 2014 der Ölpreis unter 50 US-Dollar pro Barrel fiel, schrieben viele Unternehmen rote Zahlen. Öl- und Gaspreise werden oft als die Break-Even-Zahl bezeichnet. Wichtig ist, dass die Preise hoch genug sind, um sowohl die Bohrkosten als auch die Explorationskosten zu decken. Für Unternehmen, die eine Dividende zahlen, sollten auch die Ausschüttungen an die Aktionäre gedeckt sein.

Pipelines und Verarbeitung (Midstream)

Sobald Erdöl und Erdgas aus dem Boden gefördert wurden, müssen sie von der Bohrung hin zu ihrem Verarbeitungsort transportiert und von ihrem Rohzustand (z.B. Rohöl) zu einem nutzbaren Produkt (Benzin und Kerosin) verarbeitet werden. Hier kommt der Midstream-Bereich ins Spiel. Dies ist der erste Teil des nachgelagerten Segments der Öl- und Gasindustrie. Unternehmen dieses Sektors sind häufig als Kommanditgesellschaften mit langfristigen, gebührenpflichtigen Verträgen für die Nutzung von Pipelines und Verarbeitungsanlagen zur Unterstützung von Ausschüttungen an Anteilseigner strukturiert. Ein Beispiel für eine große Midstream-Partnerschaft ist der Branchenriese Enterprise Products Partners LP. Allerdings gibt es auch im Midstream-Bereich zahlreiche reguläre Unternehmen, darunter das ähnlich große Unternehme Kinder Morgan.

Einige Schlüsselfaktoren im Midstream-Sektor sind die Größe und Reichweite eines Unternehmens (größere Unternehmen können Vorteile beim Skalieren haben), der prozentuale Anteil des Geschäfts, der gebührenpflichtig ist (im Gegensatz zu Einnahmen, die an volatile Rohstoffpreise gebunden sind), und, für die Unternehmen, die Dividenden zahlen, die Ausschüttungsquote. Da Unternehmen hier in der Regel wachsen, indem sie ihre Assets vermehren, etwa durch Bauvorhaben und Akquisitionen, sollte man auch die Investitionspläne im Auge behalten.

Leverage und Aktienemissionen sind weitere Faktoren, die es zu beachten gilt, da viele mittelständische Unternehmen wesentliche Teile ihres Cashflows über Ausschüttungen und Dividenden an die Aktionäre weitergeben. Auch die verkauften Einheiten sollte man auf dem Zettel haben, ebenso wie die Verschuldung.

Chemie und Raffination (Downstream)

Es gibt eine gewisse Überschneidung, wenn wir weiter Downstream bewegen. Viele mittelständische Unternehmen besitzen Rohre und Verarbeitungsanlagen, um Geld für den Transport von Erdöl und Erdgas zu verdienen und diese Produkte in verwertbarere Rohstoffe umzuwandeln. Es gibt jedoch einige Unternehmen, wie die HollyFrontier Corporation (WKN:A1JCLQ), die sich hauptsächlich auf die Verarbeitungsseite im Downstream-Bereich konzentrieren. Entscheidend sind dabei der Durchsatz bzw. die Menge an Öl und Gas sowie die Margen.

Im Gegensatz zu Midstream-Unternehmen, die üblicherweise Gebühren für die Nutzung ihrer Anlagen, oft einschließlich der Verarbeitungsanlagen, erheben, verdienen Raffinerien in der Regel an der Differenz zwischen den Kosten für den Erwerb und die Verarbeitung von Erdöl und Erdgas und den Marktpreisen der erzeugten Produkte. Spezialchemikalien haben tendenziell größere Margen als Rohstoffe wie Benzin. Auch die Aufschlüsselung der hergestellten Produkte sollte man beachten, da viele Raffinerien sowohl Rohstoff- als auch Spezialprodukte herstellen. Allerdings können die Preise auf beiden Seiten des Geschäfts volatil sein, was zu großen Rentabilitätsschwankungen führen kann.

Darüber hinaus haben Raffinerien oft Beziehungen zu den Standorten, an denen Produkte verkauft werden, vor allem zu Tankstellen. Diese können aus stillen Lieferverträgen, der Verwendung eines Raffinerie-Namens an der Tankstelle oder dem vollständigen Besitz von Tankstellen bestehen.

Integrierte Energieunternehmen

Nun haben wir also Erdöl und Erdgas aus dem Boden geholt, es zu den Verarbeitungsstätten gebracht, es verarbeitet und verkauft. Es gibt Unternehmen, die sich auf einen einzelnen Schritt konzentrieren, aber es gibt auch Energieunternehmen, die alles unter einem Dach tun, wie etwa der integrierte Energiekonzern ExxonMobil Corporation. Der Vorteil des integrierten Modells liegt in der Skalierung und Diversifizierung. Bei sinkenden Ölpreisen dürfte beispielsweise die Raffinerieseite der Industrie von niedrigen Inputkosten profitieren. Das hilft, die Leistung bei integrierten Energieunternehmen auszugleichen.

Alle Faktoren, die sich auf Bohr-, Pipeline- und Verarbeitungs-/Raffinerieunternehmen auswirken, werden bei integrierten Ölgesellschaften wichtig sein. Allerdings sollte man hier die tatsächliche Verteilung innerhalb der einzelnen Unternehmen im Auge behalten. Einige haben eine höhere Belastung durch vorgelagerte Tätigkeiten und andere eine höhere Belastung durch nachgelagerte Tätigkeiten. Man muss sicherstellen, dass man ein Auge auf Produktion, Reserven und Investitionspläne hat. Die Break-even-Punkte sind ebenfalls wichtig, obwohl diese riesigen internationalen Unternehmen oft über genügend Finanzkraft verfügen, um durch schwere Zeiten mit geringen Preisen zu kommen.

Interessanterweise findet bei diesen Unternehmen als erstes ein Zusammenspiel zwischen der Öl- und Erdgasseite der Energiewirtschaft sowie der elektrischen Seite statt. Elektro ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Gesamtbildes von Energie. So hat sich beispielsweise Total SA aus Frankreich kürzlich bereit erklärt, einen Strom- und Erdgasversorger zu kaufen, um das Geschäft über das Öl hinaus zu diversifizieren.

Strom- und Gasversorgungsunternehmen

Erdöl und Erdgas decken bei weitem nicht das gesamte Spektrum an Energie ab, das wir täglich verbrauchen. Beide sind natürlich extrem wichtig, aber die warme Dusche am Morgen, das beheizte Haus und die Beleuchtung – ganz zu schweigen von all den elektronischen Geräten, die wir benutzen – nun, dafür ist eher dem E-Werk vor Ort zu danken.

In der Regel haben diese Unternehmen das Monopol, in einer bestimmten Region Strom zu produzieren und zu liefern. Im Gegenzug werden die Tarife, die die Kunden zahlen, von den Regulierungsbehörden genehmigt. Allerdings gibt es auch ungeregelte Energieerzeuger, manchmal auch unabhängige Stromproduzenten genannt, die Strom an Versorgungsunternehmen verkaufen, die auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage oder im Rahmen langfristiger Verträge arbeiten. Und es gibt Unternehmen, die nur die Übertragungsanlagen besitzen, die für den Transport von Strom im ganzen Land verwendet werden (normalerweise gegen eine festgelegte Gebühr), und sonst mit Versorgungsanlagen nicht viel am Hut haben.

Es gibt auch Versorgungsunternehmen, die sich nicht auf Strom, sondern auf die Lieferung von Erdgas konzentrieren. Erdgasversorger arbeiten nach dem gleichen Grundmodell wie Elektrizitätsversorger, bei denen ein Monopol gegen Regulierung gewährt wird. Wie bei den integrierten Öl- und Gasunternehmen gibt es jedoch auch hier große, diversifizierte Energieversorger, etwa Duke Energy, die Stromerzeuger, Erdgasversorger und unabhängige Energieversorger (weitgehend erneuerbare Energien) sind.

Ein Schlüsselfaktor für die Stromerzeuger ist die Brennstoffquelle. Strom wird seit jeher durch die Verbrennung von Kohle, Erdgas und sogar Öl erzeugt. Dabei handelt es sich um Brennstoffe auf Kohlenstoffbasis, die in der Regel relativ schmutzig sind (Gas ist das sauberste der Gruppe). Strom wird aber auch mittlerweile über Kernkraftwerke erzeugt, wobei die Sonnenstrahlen (Solar), der Wind (Windkraftanlagen) und Flüsse (Wasserkraft) genutzt werden. Die letzten drei sind ein zunehmend wichtiger Bestandteil des Stromnetzes, da sich die Welt auf umweltfreundlichere Energieoptionen konzentriert. Man wird hier auf den Mix achten müssen, da sich die Produktion zunehmend in Richtung nachhaltigerer Optionen verschiebt. Unternehmen mit einem hohen Anteil an Altbrennstoffen könnten an der Börse und vielleicht auch bei der Regulierung das Nachsehen haben.

Allerdings haben regulierte Energieversorger seit vielen Jahren auf sauberere Energieoptionen umgestellt. Die größte Verschiebung in letzter Zeit war von Kohle zu Erdgas, das viele als Übergangsbrennstoff zwischen heute und einem Zeitpunkt betrachten, an dem erneuerbarer Strom einen größeren Beitrag zum Stromnetz leistet. Mit dieser Umschaltung wird ein wichtiger Aspekt des regulierten Nutzraumes angesprochen: Preise werden in der Regel auf der Grundlage der Ausgaben eines Versorgungsunternehmens genehmigt. Der Bau neuer Kraftwerke und Stromleitungen sowie die Modernisierung bestehender Anlagen erhöhen die Chancen, dass ein Energieversorger eine Zinserhöhung genehmigt bekommt. Man wird also hier auf die Investitionspläne achten wollen. Auch die Beziehungen zur Verwaltung sind wichtig, wobei die Beziehungen zu den Verwaltungen in einigen Regionen konstruktiver sind als in anderen.

Auch die Ausführung von Großprojekten ist ein Schwerpunkt, denn der Bau von Kraftwerken kann enorme Summen kosten und viele Jahre in Anspruch nehmen. Probleme können einerseits materieller Natur sein. So war die SCANA Corporation kürzlich gezwungen, den Bau eines Kernkraftwerks mitten im Projekt zu stoppen, als der Auftragnehmer in Konkurs ging. Der Energieversorger steht vor einer beträchtlichen Gegenreaktion der Regulierungsbehörden und Kunden sowie vor einem materiellen finanziellen Schlag durch diese Entscheidung.

Bei ungeregelten Stromerzeugern sollte man darauf achten, wie diese den Strom vertreiben. Langfristige Verträge bieten die größte Stabilität, aber der Betrieb auf dem Spotmarkt kann zu überdimensionalen Gewinnen in Spitzenzeiten führen. Leider sind die Strompreise auf dem Spotmarkt seit vielen Jahren relativ niedrig, abgesehen von kurzen Ausbrüchen nach oben, was es diesen Unternehmen erschwert, Gewinne zu erzielen. Allerdings findet auch hier eine Verschiebung statt, bei der die erneuerbaren Energien die Kohlenstoffoptionen verdrängen. Unregulierte Stromerzeuger mit Kohlenstoffproduktion könnten am Ende Assets halten, die wenig Wert haben, weil die Kunden sauberere Stromoptionen verlangen.

Aktien von Bergbauunternehmen

Obwohl der Bergbau nicht notwendigerweise ein Teil der Energiewirtschaft ist, gibt es beim Strom dann doch die eine oder andere Überschneidung. Kohle und das in Kernkraftwerken verwendete Uran werden aus dem Boden geholt. Und einige der Unternehmen, die diese Stoffe abbauen, haben ihre Geschäftsmodelle zusammen mit ihren Versorgungskunden zunehmend verschoben. So begann die “alte” CONSOL Energy, sich von ihren Kohle-Assets (die über 100 Jahre lang der Kern des Geschäfts waren) zu trennen und nach Erdgas zu bohren. Es spaltete sich schließlich auf, wobei das Kohlegeschäft den Namen CONSOL übernahm und das Gasgeschäft in CNX Resources Corporation (WKN:A2H8TZ) umbenannt wurde.

Das heißt: nur weil ein Unternehmen technisch gesehen nicht im Energiesektor tätig ist, bedeutet das nicht, dass der Energiesektor nicht doch ein wichtiger Bereich ist, den man auf dem Zettel haben muss. Ein weiteres Beispiel: Ein Ungleichgewicht in der Angebotsnachfrage auf dem Uranmarkt hat für Cameco (WKN:882017) schlimme Folgen, da niedrige Rohstoffpreise es immer schwieriger machen, einen Gewinn zu erwirtschaften. Dies ist zum Teil auf die Überproduktion im Bergbau, aber auch auf die Nachfrageseite der Versorger zurückzuführen. Die Nachfrage nach Kernenergie ging nach der Katastrophe des Kernkraftwerks Fukushima in Japan zurück, auch wenn langfristigen die Projektvorhaben in Ländern wie China und Indien eine Erholung erwarten lassen.

Aber nochmal kurz zum Thema Öl und Erdgas: Auch dort muss man die Auswirkungen der Energiepreise im Bereich der Bohrdienstleistungen beobachten. Unternehmen wie Helmerich & Payne (WKN:851292) bauen, vermieten und betreiben Bohranlagen. Wenn der Ölpreis sinkt, sinkt auch die Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen dieses Unternehmens.

Am Ende ist Energie ein unglaublich breiter Begriff für eine Branche, die einen großen Teil unseres Alltags und weite Teile der Geschäftswelt beeinflusst.

Die großen Energietrends heute

Allerdings muss man mit der Energiebranche Schritt halten, da diese sich im Laufe der Zeit verändert. Obwohl sich natürlich jede Branche im Laufe der Zeit verändert, gibt es im Energiesektor gleich jede Menge Veränderungen. Hier sind einige der wichtigsten Punkte, die es zu überwachen gilt.

Der Übergang zu nachhaltiger Energie

An dieser Stelle sollte man sich über den größten Trend in der Energiebranche im Klaren sein: eine Verlagerung hin zu nachhaltigeren, saubereren Kraftstoffen. Für Unternehmen, die im Öl- und Erdgassektor tätig sind, stellt dies ein sehr großes Problem dar. Was die nämlich verkaufen, ist faktisch obsolet geworden. Das ist natürlich ein bisschen übertrieben, denn die Welt ist noch Jahrzehnte von jenem Tag entfernt, an dem sie kein Öl und auch kein Erdgas mehr benötigt. Beim Kohlebergbau allerdings sind die Auswirkungen bedeutsamer, da Kohlekraftwerke Materialanteile am amerikanischen Stromnetz verloren haben. Es ist wahrscheinlich, dass die Kohlekraft auch weltweit relativ schwach sein wird, da sich die Länder auf der ganzen Welt zunehmend auf sauberere Brennstoffquellen umstellen.

Allerdings hat Erdgas von der Verlagerung weg von der Kohle profitiert, obwohl es sich um einen kohlenstoffbasierten Brennstoff handelt. Denn Erdgas verbrennt sauberer als Kohle, und die erneuerbaren Energien sind noch nicht weit genug, um den Rückgang der Kohle auszugleichen. Das hat dazu geführt, dass Erdgas im Stromnetz einen großen Anteil dessen auffängt, was man der Kohle während der großen Umstellung auf erneuerbare Energiequellen wegnimmt. Dies erklärt auch, warum sich einige der größten integrierten Energieunternehmen zunehmend auf Erdgas und insbesondere verflüssigtes Erdgas (LNG) konzentrieren – die einzige Möglichkeit, den Treibstoff über die Ozeane oder an Orte zu transportieren, die Pipelines nicht erreichen.

Stromerzeugung

Längerfristig gesehen geht es dabei um den raschen Ausbau der erneuerbaren Energien. Es geht von einer unglaublich kleinen Basis aus, so dass das Wachstum nicht immer so robust sein wird, wie es heute ist. Aber die erneuerbaren Energien sind noch in den Kinderschuhen, so dass Unternehmen in der Anfangsphase richtig gut und schnell wachsen können. Hier kann man auf verschiedene Weise investieren, von diversifizierten Energieversorgern wie NextEra Energy, die fast die Hälfte ihres Umsatzes mit erneuerbarer Energie erzielen, bis hin zu Unternehmen wie Brookfield Renewable Partners (WKN:A1JQFZ), die sich ausschließlich auf erneuerbare Energien konzentrieren. Man beachte, dass das Kerngeschäft von Brookfield gut etablierte Wasserkraftwerke sind, aber der Ausbau der Partnerschaft wird wahrscheinlich zunehmend im Solar- und Windbereich stattfinden.

Konservierung und Lagerung

Die Verlagerung in Richtung erneuerbare Energien ist mehr als nur eine Verlagerung weg von Kohlenstoffbrennstoffen – so ist auch der Endverbrauch davon betroffen. Zum Beispiel die Entwicklung hin zu Elektroautos und Lastwagen, die von Unternehmen wie Tesla (WKN:A1CX3T) vorangetrieben werden. Effizienzverbesserungen sind ebenfalls ein bemerkenswerter Aspekt des Wandels, wie das Beispiel Glühbirnen zeigt, wo effiziente Leuchtstofflampen durch noch effizientere LED-Lampen ersetzt werden. Eines der Hauptziele des Industriekonzerns Eaton (WKN:A1J88N) besteht darin, den Kunden zu helfen, Energie besser zu nutzen. Und obwohl die selber keine Glühbirnen herstellen, setzen sie jetzt bei ihren großen Beleuchtungsprojekten (etwa in Sportstadien) stark auf LED-Glühbirnen. Erst neulich hat man eine Sparte gegründet, die sich an Autohersteller wendet.

In der Energiewirtschaft ist also auch der Bereich nach der Erzeugung ein wichtiges Thema. Das bedeutet Verbrauch, wie oben erwähnt, aber auch die Tatsache, dass Öl, Erdgas und Benzin einfach zu lagern sind. Es ist viel schwieriger, Strom zu speichern. Früher hat man Wasser bergauf gepumpt, so dass die Schwerkraft genutzt wird, um eine elektrische Turbine zu einem späteren Zeitpunkt anzutreiben. Aber heute suchen Unternehmen wie Tesla und der globale Energieversorger AES Corporation (WKN:882177) nach Batterien, die in der Lage sind, Energie einerseits auf Haushaltsseite, andererseits auf Seiten der Energieversorger zu speichern.

Solaranlagen auf dem Dach

Eine weitere wichtige Frage, die es zu beobachten gilt, ist der immer deutlicher werdende Trend, dass Menschen ihren eigenen Strom produzieren. Das bedeutet vor allem Sonnenkollektoren auf Hausdächern. Die Hersteller von Solarmodulen sollten hier ein großer Nutznießer sein, aber das ist noch nicht geschehen. Die Kosten für Solarmodule sind gesunken, während die Effizienz inmitten eines intensiven Wettbewerbs und rasanten technologischen Fortschritts gestiegen ist. Dies hat es den Anlagenherstellern schwer gemacht, nachhaltige Rentabilität zu erreichen.

Solarmodul-Installateure konnten diese Trends jedoch nutzen, da die Kosten für die Installation von Solarmodulen auf einem Dach zusammen mit den Preisen für Solarmodule sinken. Jede neue Solaranlagen-Installation bedeutet unterdessen potenziell weniger Bedarf für den lokalen Energieversorger. Erschwerend kommt hinzu, dass Energieversorger in einigen Fällen gezwungen sind, zusätzlichen Strom von Kunden zu Preisen zu kaufen, die über den Erzeugungskosten des Energieversorgers liegen. Dies wird als verteilte Erzeugung bezeichnet. Obwohl es sich heute global betrachtet um ein relativ kleines Thema handelt, werden die Anleger dies langfristig im Auge behalten wollen.

Top-Energieaktien, die man auf dem Schirm haben muss

Lohnt es sich, in die Energie-Branche zu investieren? Die Antwort ist ja, aber man muss sich gut überlegen, welche Aktien am besten zum individuellen Portfolio passen. Die Energiewirtschaft umfasst eine riesige Sammlung von Unternehmen, und so gut wie jeder Investor sollte da in der Lage sein, etwas passendes zu finden.

Diese Unternehmen sollte man sich derzeit mal genauer ansehen
Name Marktkapitalisierung Ertrag Branchensparte
NextEra Energy (WKN:A1CZ4H) 82 Milliarden US-Dollar 2,5 % Versorger, nachhaltige Energie
Duke Energy (WKN:A1J0EV) 58 Milliarden US-Dollar 4,5 % Versorger
SCANA (WKN:935232) 5.5 Milliarden US-Dollar 1,3 % Versorger
ConocoPhillips (WKN:575302) 81 Milliarden US-Dollar 1,6 % Öl- und Gasbohrung
ExxonMobil (WKN:852549) 330 Milliarden US-Dollar 4,2 % Integrierte Öl- und Gasbohrung
Total SA (WKN:850727) 161 Milliarden US-Dollar 4,6 % Integrierte Energie
Pioneer Natural Resources (WKN:908678) 30 Milliarden US-Dollar 0,2 % Öl- und Gasbohrung
Enterprise Products Partners (WKN:915716) 63 Milliarden US-Dollar 5,9 % Midstream
Kinder Morgan (WKN:A1H6GK) 39 Milliarden US-Dollar 4,5 % Midstream
Calumet Specialty Products Partners (WKN:A0H1BP) 0,5 Milliarden US-Dollar ohne Angabe Raffinerie

Quelle: Yahoo Finance Stand 20.8.2018

Versorgungsunternehmen: Nur mal als Beispiel: Der Mix aus erneuerbaren Energien und regulierten Versorgungsbetrieben von NextEra Energy soll bis 2020 ein Gewinnwachstum von 6 % bis 8 % und ein Dividendenwachstum von 10 % oder mehr ermöglichen. Diese Renditen werden von Investitionen in Höhe von bis zu 44 Milliarden US-Dollar zwischen 2017 und 2020, einer relativ niedrigen Ausschüttungsquote und einem bescheidenen Leverage getrieben. Mit einer Rendite von 2,8 % ist dies gegenüber anderen Versorgern wirklich mehr ein Dividenden-Wachstumswert.

Der stark diversifizierte Versorger Duke, der ein Dividenden- und Gewinnwachstum im mittleren einstelligen Bereich prognostiziert, ist eher das langsame und stabile Einkommensspiel, das man von einem etablierten Versorger erwarten würde. Die aktuelle Rendite von Duke liegt bei robusten 4,8 % und es ist geplant, zwischen 2018 und 2022 rund 37 Milliarden US-Dollar für das Geschäft auszugeben, um das Ertrags- und Dividendenwachstum zu unterstützen. Für konservative Anleger ist das eigentlich ideal.

SCANA hingegen befindet sich in einer Sondersituation, da das Unternehmen versucht, mit den Folgen ihrer Entscheidung für das Kernkraftwerk fertig zu werden. Tatsächlich ist man nun ein potenzielles Akquisitionsziel, was der Geschichte noch mehr Dramatik verleiht. Nur aggressive Anleger sollten sich die Aktie mal genauer ansehen.

Öl und Gas: Die gleiche Vielfalt an Investitionsmöglichkeiten besteht im vorgelagerten Öl- und Erdgasbohrbereich. So ist ConocoPhillips mit Niederlassungen in 17 Ländern weltweit vertreten. Nach der Abspaltung der Raffinerieanlagen (der nachgelagerten Bereiche) ist man ein reines Bohrunternehmen. Außerdem liegen die durchschnittlichen Lieferkosten bei weniger als 35 US-Dollar pro Barrel. Obgleich der Plan im Augenblick disziplinierte Ausgaben und Schuldenreduzierung vorsieht, führen steigende Ölpreise hier wahrscheinlich zu einem steigenden Aktienkurs. Die Investoren werden auch vom Ziel des Unternehmens profitieren, 30 % bis 40 % des operativen Cashflows über Dividenden (die Rendite liegt bei bescheidenen 1,6 %) und Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückzugeben. Wer für Öl und Gas eine rosige Zukunft voraussieht, könnte hier richtig liegen.

Am anderen Ende des Spektrums steht ein Unternehmen wie Exxon. Die Rendite liegt derzeit bei rund 4 %, und über 30 Jahre lang konnte die Dividende angehoben werden. Der integrierte Ölriese hat eine der am wenigsten verschuldeten Bilanzen seiner Konkurrenten und genoss seit jeher ein eher zurückhaltend agierendes Management. Höhere Ölpreise haben dem Unternehmen jedoch nicht so sehr geholfen wie anderen, da man beim Produktionswachstum hinterherhinkt und die Renditen mittlerweile in der Branche nur noch mittelmäßig sind. Man arbeitet daran, diese Probleme anzugehen, aber eben in typisch langsamer und vorsichtiger Manier. Während das Management daran arbeitet, das Ruder rumzureißen, können vorsichtige Investoren eine angemessene Rendite von einem Unternehmen erhalten, im Zweifel immer Vorsicht walten lässt.

Total hingegen fängt an, in neue Bereiche vorzudringen, indem man von seiner Öl- und Gas-Sparte abrückt. Der kürzlich angekündigte Plan, den europäischen Energieversorger Direct Energie für 1,6 Milliarden US-Dollar zu erwerben, erhöht das Tempo des Übergangs erheblich. Obwohl Total ein großes und diversifiziertes Unternehmen ist, das einen weitgehend maßvollen Ansatz im Versorgungsbereich verfolgt, bedeutet das nicht, dass sich die Ausgaben wie erwartet entwickeln werden. Ich würde lieber Anteile an einer Firma halten, die an ihrem Kerngeschäft festhält, wie etwa Exxon. Aber Investoren mit Blick in die Zukunft könnten hier einen Blick riskieren und nachschauen, was genau sich da alles tut.

Und dann gibt es noch ein aggressives Bohrunternehmen wie Pioneer Natural Resources, das weiterhin die Erwartungen der Analysten mit starkem Produktionswachstum übertrifft. Sollte der Ölpreis jedoch erheblich sinken, wird ein robustes Produktionswachstum das Unternehmen samt Investoren nicht vor Problemen bewahren. Das ist schon ein eher riskantes Spiel. Müsste ich mich entscheiden, würde ich mich eher für ConocoPhillips entscheiden, aber ich bin auch eher ein vorsichtiger Anleger.

Midstream/Pipeline: Im Midstream- und Downstream-Bereich wünschen sich konservative Investoren wahrscheinlich das, was ihnen Enterprise Products Partners versprechen kann. Das Unternehmen ist eines der größten und vielseitigsten Eigentümer von Pipelines und Verarbeitungsanlagen in den Vereinigten Staaten. Seit vielen Jahren kann es eine robuste Vertriebsabdeckung von mehr als 1,2 aufrecht erhalten, selbst in den Jahren mit tiefen Ölpreisen. Und während sich das kurzfristige Vertriebswachstum verlangsamen wird, da es sich auf ein Selbstfinanzierungsmodell verlagert, wird das eine bereits konservative Unternehmensführung nur noch konservativer machen. Sobald der Übergang zur Eigenfinanzierung abgeschlossen ist, dürfte das Vertriebswachstum bei dieser 5,8 %igen Partnerschaft jedoch wieder anziehen.

Wer es etwas aggressiver mag, könnte mal Kinder Morgan unter die Lupe nehmen. Auch das ist groß und breit gefächert, hat aber schonn seit langem einen mutigeren Wachstumskurs eingeschlagen. Zum Beispiel ist der Verschuldungsgrad (Debt/EBITDA) etwa 50 % höher als der von Enterprise. Allerdings man sie für die nächsten Jahre mit einem robusten Dividendenwachstum. Auf meiner Kaufliste würde das Unternehmen nicht stehen, weil vor einigen Jahren die Dividende gekürzt werden musste, aber für risikofreudigere Menschen könnte es einen Blick wert sein.

Im Downstream-Bereich gibt es enorme Chancen. So arbeitet sich der Veredler Calumet Specialty Products Partners von einer Dividendensperre zurück, um die Verschuldung zu reduzieren und mehr auf margenstarke Spezialchemikalien umzustellen. Da ist man noch mittendrin. Eigentlich handelt es sich hier um eine Turnaround-Wette – nicht so mein Ding, aber für den einen oder anderen bestimmt schon.

Egal, wonach man sucht (Einkommen, Wert, Wachstum oder besondere Chancen), man findet es in der Energie-Branche. Natürlich muss man das Gesamtbild der Energielandschaft berücksichtigen, aber in dieser breit gefächerten Branche ist eigentlich für jeden etwas dabei.

Börsengehandelte Fondsoptionen

Nun will natürlich nicht jeder auch Stockpicker sein. Das ist verständlich, und es gibt auch Optionen für indexorientierte Anleger. Wer beispielsweise Midstream-Aktien mag (etwa wegen der relativ hohen Renditen), sollten Sie sich den Alerian MLP ETF (WKN:A1H99H) ansehen. Dieser Exchange Traded Fund (ETF) bietet einen großen Korb von Midstream-Partnerschaften ab, außerdem eine beeindruckende Rendite von 8 %. Wer nach sicheren Midstream-Investitionen sucht, ist bei Enterprise Products Partners besser aufgehoben. (Ich ziehe es vor, einzelne Aktien zu besitzen, so dass ETFs im Allgemeinen nicht gut zu mir passen. Aber wer gleich eine Sammlung von Midstream-Aktien besitzen will, ohne sich allzu viel Arbeit zu machen, für den ist der Alerian MLP ETF eine solide Option.

Auf der vorgelagerten Seite kann man den SPDR Oil & Gas Exploration & Production ETF (WKN:A0MYDY) kaufen. Dieser börsengehandelte Fonds konzentriert sich stark auf kleinere Explorations- und Produktionsunternehmen, umfasst aber auch einige integrierte Giganten sowie einige Raffinerien. Wenn die Ölpreise in die Höhe schnellen, dürfte dies von Vorteil sein. Aber für konservativere Typen, die sich auf integrierte Energieunternehmen wie Exxon konzentrieren wollen, wäre der iShares Global Energy ETF (WKN:692142) besser geeignet. Rund 50 % der Investitionen befinden sich in größeren, weltweiten Erdöl- und Erdgasaktien.

Auf der Versorgungsseite bietet der Vanguard Utilities ETF (WKN:A0MMRS) einen breiten Zugang zu diesem Teil des Energiesektors. Mit 74 Beteiligungen erhält man definitiv eine Diversifikation, darf aber nicht allzu viel Aufregung erwarten. Allerdings liegt die aktuelle Rendite bei ca. 3 %, was für Einkommensanleger nicht allzu verlockend ist. Auch im börsengehandelten Fondsbereich gibt es viele Optionen im Energiesektor zu berücksichtigen.

Zeit, sich mit dem Energiesektor zu beschäftigen

Energie ist eine vielfältige und sich verändernde Branche. Es passiert dort viel zu viel, um zu sagen, dass nur diese oder jene Firma der richtige Weg ist, um in dem Bereich erfolgreich mitzuspielen. Es gibt wohl etwas für fast jeden Investortyp, wenn man sich denn nur die Zeit nimmt, ein wenig tiefer zu schürfen. Man muss dabei allerdings die sich ändernde Dynamik der Energiewirtschaft im Auge behalten. Denn einige Unternehmen werden langfristig besser aufgestellt sein als andere.

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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Kinder Morgan und Tesla.

Dieser Artikel von Reuben Gregg Brewer erschien am 1.9.2018 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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