6 Punkte gegen und 2 für die Deutsche Bank
Die Aktien der Deutschen Bank (WKN: 514000) kennen seit 2007 nur eine Richtung, nach unten. Was sind die Gründe und welche Punkte sprechen für und welche gegen die Aktie? Als Investor kannst du hier wieder viel lernen. Es wird spannend.
Negativ: Die Eigentümerstruktur
Schauen wir uns zuerst die Anteilseigner an. Daran kannst du schon sehr viel ablesen. Bei der Deutschen Bank befinden sich 75 % der Aktien im Streubesitz. Daneben sind Beteiligungen von BlackRock (WKN: 928193), UBS (WKN: A12DFH), der Hainan Jiaoguan Holding (China), C-Quadrat Investment (WKN: A0HG3U), der Königsfamilie Katars und nicht zuletzt von Cerberus zu finden.
Cerberus (zu deutsch: Höllenhund) ist dafür bekannt, bei kriselnden Unternehmen einzusteigen, um sie dann zu sanieren, zu fusionieren oder zu zerschlagen. Ähnliches ist also auch bei der Deutschen Bank denkbar.
Um die Pläne zu verwirklichen, ist ein Zusammenschluss mit den Teilhabern aus China, Katar und BlackRock möglich. Zudem ist Cerberus auch noch an anderen Banken (z.B. Commerzbank (WKN: CBK100), Bawag (WKN: A2DYJN), HSH Nordbank, Südwestbank) beteiligt, wodurch ein Zusammenschluss der profitablen Bereiche mehrerer Banken möglich wäre. Im Fall der Deutschen Bank wäre es wahrscheinlich sogar gut, wenn jemand außerhalb des Managerkreises einmal eine neue Richtung vorgibt.
Eigentümergeführt ist das Unternehmen also nicht. Dafür gab es in der Vergangenheit viele hochbezahlte Manager und Investmentbanker. Allein im letzten Jahr verdiente der Vorstand 29,2 Mio. Euro. Dabei hielt er nur 444.444 Aktien. Bei einem Kurs von 10,63 Euro (Datum: 27.07.2018) entspricht dies einem Bestand von nur etwa 16 % des letzten Gehaltes. Wenn der Kapitän von seinem eigenen Schiff nicht überzeugt ist, solltest du skeptisch werden.
Negativ: Die widrigen Umstände
Ein Punkt sind die niedrigen Zinsen, wodurch die Zinsmarge sinkt und viele Anlageprodukte unrentabel werden. Speziell diese Situation ist akut. Zwar wird jetzt seitens der EZB ein Auslaufen der Anleihenkäufe angekündigt, aber was passiert, wenn eine neue Krise eintritt?
Negativ: Viele Gesetzesverstöße und zu hohe Renditeziele
In den letzten Jahren gab es viele Wertberichtigungen und Schadensersatzzahlungen in den USA (Urteile wegen Zinsmanipulation, Absprachen im Devisenhandel, Verkauf von nicht sicheren gebündelten Immobilienkrediten). Hier weiß nur die Deutsche Bank selber, wie viele Gesetze noch übertreten wurden. Dadurch wurde sehr viel Vertrauen bei den Kunden und Investoren verspielt.
Ein weiteres Problem ist das immer noch zu stark gewichtete und wenig profitable Investmentbanking. Hiervon rückt auch das aktuelle Management nicht ab. Ich denke, die Gier nahm einst Besitz von den Managern. So sollte die Eigenkapitalrendite auf 25 % gesteigert werden. Dazu passen auch die letzten Bonizahlungen für 2017, die 2,3 Mrd. Euro betrugen. Meiner Meinung nach zeigt sich hier wiederum, dass die Gier über dem Wohl der Bank steht, denn diese erzielte in den letzten Jahren nur Verluste.
Charlie Munger sagte einst: „Wenn Banken versuchen, immer noch besser zu werden, habe ich kein gutes Gefühl“. Dies bedeutet: Wenn Unternehmen zu gierig werden und dabei zu hohe Risiken eingehen, wird es gefährlich. Hier hätte die Einschätzung zugetroffen.
Negativ: Zu viele Verluste und eine geringe Rentabilität
Das Geschäft der Deutschen Bank war schon immer von Zinsen und der Konjunktur abhängig. Deshalb gehören größere Ergebnis- und Kursschwankungen zur Natur des Geschäftes und der Aktie. Wenn es jedoch chronisch wird, wie in den letzten drei Jahren, ist dies eine außergewöhnliche Situation.
2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | |
Gewinn in Mio. Euro | -3.835 | 4.973 | 2.310 | 4.132 | 263 | 666 | 1.663 | -6.794 | -1.402 | -751 |
Quelle: Geschäftsberichte
An der Eigenkapitalrendite erkennst du, wie unprofitabel das Geschäft in den letzten zehn Jahren war.
2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | |
Eigenkapitalrendite in % | -10,3 | 13,1 | 4,7 | 7,7 | 0,5 | 1,2 | 2,4 | -10,8 | -2,3 | -1,2 |
Quelle: Geschäftsberichte und eigene Berechnung
Positiv: Die bessere Bilanz
Insgesamt ist die Bank geschrumpft, was du an der Entwicklung der Bilanzsumme erkennen kannst.
2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | |
Bilanzsumme in Mio. Euro | 2.202.423 | 1.500.664 | 1.905.630 | 2.164.103 | 2.012.329 | 1.611.400 | 1.708.703 | 1.629.130 | 1.590.546 | 1.474.732 |
Quelle: Geschäftsberichte
Dies ist positiv, wenn dabei die kranken Bereiche abgebaut werden. Die Eigenkapitalquote wurde, auch aufgrund der strengeren Vorschriften, von 1,7 auf 4,3 % erhöht. Verglichen mit anderen Banken, wie Morgan Stanley (WKN: 885836) mit 8,1 % Eigenkapital oder Wells Fargo (WKN: 857949) mit 9,5 % Eigenkapital, ist dies aber immer noch vergleichsweise wenig.
2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | |
Eigenkapitalquote in % | 1,7 | 2,5 | 2,6 | 2,5 | 2,7 | 3,4 | 4,0 | 3,8 | 3,8 | 4,3 |
Quelle: Geschäftsberichte und eigene Berechnung
Die Barreserven stiegen und decken mittlerweile die langfristigen Schulden. Dies ist ein Fortschritt.
Positiv: Die niedrige Bewertung
Aktuell notiert das Wertpapier bei einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von nur 0,43. Gerechtfertigt wäre dies nur, wenn es noch weitere deutliche Abschreibungen geben würde.
Eine Aussage lässt sich aber mit Gewissheit treffen: Der Kurs ist hier in den letzten zehn Jahren deutlich stärker gefallen als die Fundamentaldaten.
Fazit
Meiner Analyse zufolge besitzt die Deutsche Bank eine geringe Investmentqualität. Als Dauerinvestment für einen Privatanleger ist sie deshalb nicht geeignet. Viele Punkte sprechen gegen die Aktie. Viele Investoren haben aber bereits die niedrige Bewertung erkannt. Wenn also das Management das Geschäft nicht dreht, werden es wahrscheinlich die Investoren tun.
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Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.