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Die neue Holding-Struktur der Continental AG: Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht

Foto: Continental

Nun also Continental (WKN:543900): Nachdem bereits eine Reihe von Industriekonzernen Abspaltungen und Umbauten in die Wege geleitet haben, geben jetzt die Hannoveraner Einblick in ihr eigenes Großvorhaben. Die Aktionäre reagieren zurückhaltend und das durchaus zu Recht, wie ich finde.

Die neue Conti verstehen

Aus bisher fünf Konzerndivisionen sollen nun drei Unternehmensbereiche unter einer Holding entstehen. Sie tragen zunächst die mehr oder weniger aussagekräftigen Namen „Rubber“, „Automotive“ und „Powertrain“.

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Ich sage „zunächst“, weil „Powertrain“, also die Antriebssysteme, bereits Mitte 2019 an die Börse gebracht werden soll, und zwar unter neuem Namen. Das Gleiche könnte zu einem späteren Zeitpunkt mit „Rubber“, dem Reifen- und Gummitechnikgeschäft, geschehen.

Unter „Automotive“ werden ab 2020 die beiden Zukunftsfelder „Autonomous Driving Technologies“ und „Vehicle Networking Technologies“ gefasst. Der Fokus wird dort also auf fortgeschrittenen Assistenzsystemen und der Fahrzeugvernetzung liegen. Im Ergebnis haben wir folglich einen materialwissenschaftlich, einen mechanisch und einen digitaltechnisch getriebenen Bereich.

Was ich daran gut finde

Das klingt für mich erst mal logisch. Entsprechend können die Forschungs- und Entwicklungsbereiche effektiver organisiert werden, aufgeteilt in zentrale Technologie und mehr dezentrale und anwendungsorientierte Ingenieursaufgaben.

Gut ist auch, dass die neuen Namen der Geschäftsfelder klarer ausdrücken, wohin die Reise gehen soll. Die bisherigen Bezeichnungen „Chassis & Safety“ und „Interior“ finde ich beispielsweise für Außenstehende schwer einzuordnen. Es könnte Stoßdämpfer und Sitzbezüge bedeuten, aber auch LIDAR und Infotainment.

Die Hoffnung des Managements ist zudem, dass durch die gesteigerte Eigenständigkeit der Teilkonzerne eine neue Dynamik entsteht, weil diese sich dann selbst um Finanzierung und Partnerschaften kümmern dürfen bzw. müssen. Sie werden dann nicht mehr von der Zentrale ausgebremst, wo bisher sicherlich auch mal heftig um die Allokation der Investitionsmittel gestritten wurde.

Auch das könnte also – wohlgemerkt gut umgesetzt – neue Potenziale freisetzen und Mehrwert für die Aktionäre schaffen. Begeisterung kommt trotzdem erst mal nicht auf bei mir.

Was ich nicht so gut finde

Zunächst einmal hätte ich es logischer gefunden, als Erstes den Gummibereich (teilweise) abzuspalten. Das hätte entweder in Form eines Joint Ventures mit einem komplementären Unternehmen oder durch einen Börsengang erfolgen können. Ich denke, es entspricht dem Wunsch vieler Aktionäre, diese ertragsstarke, aber eher wachstumsschwache Division separat handeln zu können, um eine deutsche Alternative zu Michelin (WKN:850739) und Pirelli (WKN:A2DX1M) zu haben.

Der Bereich „Powertrain“ mit all seinen Abgasnachbehandlungs-, Einspritz- und Kurbelgehäusesystemen wird es hingegen schwer haben, eine spannende Börsenstory zu erzählen. Klar wird man den Schwerpunkt auf die Elektro-, Hybrid- und Batterielösungen legen, die starkes Wachstum erwarten lassen – aber eben oft auf Kosten der herkömmlichen Technologien. Schlauer hätte ich es gefunden, den Bereich erst einmal in die Poleposition bei den Elektroantrieben zu hieven, beispielsweise durch die Fusion mit einem Konkurrenten.

Zuletzt ist das happige Budget in Höhe von 350 Mio. Euro zuzüglich 100 Mio. Euro steuerliche Nachteile auffällig, das für den ganzen Umbau vorgesehen ist. Meine Vermutung ist, dass dies zu einem guten Teil mit dem neu aufgestellten Unternehmensbereich „Automotive“ zu tun hat. Darunter fallen nämlich eigentlich auch eine Menge Sachen, die gar nicht so digital sind, wie die zukünftigen Titel suggerieren – Bremsen und Sitzverstellungen zum Beispiel.

Erst Mitte 2019 soll der detaillierte Restrukturierungsplan stehen. Auch das legt nahe, wie hoch die Komplexität der Maßnahmen sein wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Hardwaresachen dann in den Bereich „nicht fortgeführte Aktivitäten“ wandern und dann nach und nach an asiatische Wettbewerber abgegeben werden, so wie das zum Beispiel die großen amerikanischen Konkurrenten Delphi (heute Aptiv (WKN:A1JPLB)) und Visteon (WKN:A1C6VY) bereits vorexerziert haben. Dadurch würde Continental sicherlich digitaler werden, aber solche Prozesse kosten eben erst einmal eine Menge Geld.

Ein gemischtes Bild

Wenn man sehr weit in die Zukunft blickt, kann man sicherlich eine flexiblere und stärkere Continental erkennen, die auf den Branchenwandel noch besser als in der heutigen Form vorbereitet ist. Bis dahin könnte allerdings ein zäher Prozess auf der Entwicklung und damit auch auf dem Börsenkurs lasten. Aktuell ist daher vielleicht trotz des reduzierten Kursniveaus noch nicht der optimale Einstiegszeitpunkt.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Continental. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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