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USA-EU: Die diplomatische Krise und die besondere Rolle des Allianz-Konzerns

Fake Freiheitsstatue in Santa Cruz. Bolivien
Bild: Ralf Anders

Europa hat es nicht leicht diese Tage und muss Wege finden, um seine Sicherheit und den Freihandel gegen die Querschüsse aus Washington zu verteidigen. Was die Bewahrung der gerade erst wieder auflebenden Wirtschaftsbeziehungen zu Iran angeht, könnte die Allianz (WKN:840400) eine wichtige Rolle spielen.

Ein schwieriger Balanceakt

Europa muss sich gegenüber den Trumpschen Provokationen und Erniedrigungen behaupten, ohne sich in die Arme von Russland und China treiben zu lassen. Gleichzeitig darf die langfristige Perspektive des transatlantischen Bündnisses nicht zerstört werden (es kommt eine Zeit nach Trump!), während im Nahen Osten die Beziehungen zu Israel und der arabisch-persischen Welt auf dem Spiel stehen.

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So wie es aussieht, will Trump das hochinnovative Israel, das ölreiche Saudi-Arabien und die einflussreichen Emirate – die wohl einzigen Länder der Welt, wo Trump gefeiert wird – noch enger an die USA binden und nebenbei den europäischen Einfluss in der Region zurückdrängen. Der ewige Streit um die Vorherrschaft im Nahen Osten soll zugunsten der Araber entschieden werden, welche im Gegenzug eine gesellschaftliche Modernisierung vorantreiben und sich für eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel einsetzen. So lese ich die letzten Aktionen zumindest – ein wahrlich genialer Plan!

Aber lassen sich die Europäer einfach so per Handstreich aus der Region herauskicken?

Christiane Amanpour von CNN – die mich mit ihrer unerschrockenen Art an Maybrit Illner erinnert, welche am gleichen Tag Geburtstag hat – ist vielleicht die einflussreichste Polit-Talkerin und Auslandskorrespondentin unserer Zeit. Sie ist in Iran aufgewachsen, englische Staatsbürgerin und mit einem hochrangigen früheren US-Beamten und geopolitischen Kommentator verheiratet. Mit ihrer einzigartigen Biographie kann sie die aktuelle Lage aus allen Blickwinkeln betrachten, wie sonst kaum jemand.

So aufgewühlt wie in diesen Tagen habe ich sie noch selten gesehen. In ihren Interviews mit Experten und Politikern aus allen betroffenen Regionen appelliert sie geradezu an die Europäer, Haltung zu zeigen und ein Gegengewicht zur destruktiven Politik des US-Regimes zu bilden.

Richtig sauer ist auch die für die europäischen Außenbeziehungen zuständige Federica Mogherini. Es fällt ihr, den Umständen entsprechend, sichtlich schwer, die Fassung zu bewahren und diplomatisch zu bleiben. Sie und eine Reihe von weiteren mächtigen Stimmen aus Brüssel haben in den letzten Tagen dazu aufgerufen, entschiedene Schritte einzuleiten, um den von den USA provozierten Schaden zu minimieren.

Kanzlerin Merkel wusste sicherlich bereits seit ihrem Besuch bei Trump vor einigen Tagen, wie er entscheiden würde, das war ihr beim Schlussstatement deutlich anzusehen. Sie hatte ihm die negativen Folgen aufgezeigt, aber auch, dass die Entscheidung bei ihm läge. Implizit habe ich dabei auch herausgelesen: Er würde schon sehen, was er davon hat. Das nährt gleichzeitig die Hoffnung in mir, dass die Regierungen in Berlin und Brüssel einen „Schlachtplan“ in der Schublade haben.

Mögliche Gegenmaßnahmen und die Rolle der Allianz

Ein Teil der EU-Strategie besteht sicherlich darin, die selbstverschuldete Isolation der USA auszunutzen, indem jetzt ein Freihandelsabkommen nach dem anderen beschleunigt aus dem Hut gezaubert wird. In Lateinamerika sowie Teilen Asiens und Afrikas gelingt es so, sich besser zu positionieren.

Was Iran angeht, hatte man zuvor große Hoffnungen, als das wegweisende Abkommen nach jahrelangen Verhandlungen besiegelt war und die Sanktionen fielen. 2016 wurden dann auch wieder Hermesdeckungen eingeführt. Das sind Exportversicherungen, für die der deutsche Staat bürgt, mit dem Ziel, den Export in schwierige und aufstrebende Märkte zu stärken. Zuständig für den Betrieb des Geschäfts ist seit Jahrzehnten Euler Hermes, also jenes Unternehmen, das vor wenigen Wochen vollständig unter das Dach der Allianz geschlüpft ist.

Mit dem iranischen Gegenpart von Euler Hermes wurde Ende 2016 eine intensivierte Kooperation vereinbart, um die Informationslage zu verbessern. Auch insgesamt haben europäische und iranische Institutionen eine Menge Ressourcen investiert, um die Handelsbeziehungen zu normalisieren. Unternehmen wie Airbus (WKN:938914) und Total (WKN:850727) haben bereits große Projekte gestartet, die nun platzen könnten.

Durch den amerikanischen Vertragsbruch stehen die Verantwortlichen vor der Wahl, entweder klein beizugeben oder nach Wegen zu suchen, trotz der über die kommenden Monate schrittweise wieder voll einsetzenden US-Sanktionen das Investieren in Iran zu ermöglichen.

Ich vermute, dass dafür neue spezialisierte Instrumente geschaffen werden müssen, um Unternehmen vor dem Zugriff der USA zu schützen. Das Debakel von 2014, als die US-Behörden der französischen Bank BNP Paribas (WKN:887771) 9 Mrd. US-Dollar abknöpften und auch bei deutschen Banken zulangten, darf sich auf keinen Fall wiederholen. Es muss also ein regulierter Finanzkanal geschaffen werden sowie ein Schutzmechanismus, welcher auf den Hermesdeckungen aufbauen könnte.

Nur wenige Unternehmen haben so viel relevantes Know-how wie die Experten von Euler Hermes. Deshalb halte ich es für wahrscheinlich, dass sie schon in Kürze damit beauftragt wird, einen Rahmen auszuarbeiten, der eine tragfähige Basis für die Beziehungen zwischen den wirtschaftlichen Akteuren in Europa und Iran schafft.

Auch der Unterstützung der dritten Regionalmacht Türkei, die derzeit schon genug mit ihren internen Problemen und ihrem syrischen Engagement beschäftigt ist, kann man sich sicher sein. Das Land gilt als bedeutende Drehscheibe für den europäisch-iranischen Handel. Schließlich sind Iran und die Türkei Teil des südwest- und zentralasiatischen Wirtschaftsblocks ECO.

Es geht jetzt um Alles

Wenn also Europa, die Türkei und vielleicht auch Russland hier an einem Strang ziehen, dann könnten gegebenenfalls sogar übergeordnete Probleme gemildert werden. Es steht definitiv viel mehr auf dem Spiel in dieser massiven transatlantischen Krise als nur die Wirtschaftsbeziehungen zu einem mittelgroßen Land im Nahen Osten: die Rolle Europas in der Welt sowie die Beziehungen zur Türkei, zu Israel und den arabischen Staaten.

Gleichzeitig muss gegenüber den USA mit Gespür für die langfristigen Beziehungen kurzfristig Härte gezeigt werden. Um diesen Balanceakt zu meistern, könnten die zuständigen Politiker jegliche Unterstützung gebrauchen. Die Allianz-Tochter Euler Hermes hätte aus meiner Sicht einen bedeutenden Teil beizutragen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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