Rekordverdächtiger Ölpreis: Diese Faktoren trugen dazu bei
Die Ölpreise steigen und steigen. Gegenwärtig (19.04.2018) finden wir die Sorte Brent jenseits der 74 US-Dollar-Marke je Barrel. Die Leichtsorte WTI schafft es hingegen auf über 68 US-Dollar je Barrel. Lange, lange Zeit haben wir solche Ölpreisnotierungen nicht mehr gesehen, umso größer dürfte (vielleicht nicht gerade an der Tankstelle) die Freude der Investoren darüber sein, dass viele Öl-Unternehmen gegenwärtig aufatmen können.
Um jedoch beurteilen zu können, ob sich die preistreibenden Faktoren als nachhaltig erweisen, sollte man sich diese zunächst einmal vor Augen führen. Lass uns daher einmal betrachten, was bei den gegenwärtigen Preissteigerungen in der Meinung vieler Analysten zu dem Anstieg geführt hat.
Gerüchte um weitere Preisstütze durch die OPEC
Ein wesentlicher Faktor, der sich als gravierender Stabilisator erwiesen hat, war definitiv der Eingriff in den Öl-Markt durch die OPEC. Viele der Förderstaaten verzichten gegenwärtig auf die volle mögliche Fördermenge, um die Notierungen auf ein ansprechenderes Niveau zu hieven.
Zuletzt kamen vermehrt Gerüchte auf, dass die aktuelle Förderkürzung, die zunächst bis zum Ende des Jahres beschlossene Sache ist, auch in das Jahr 2019 hineingetragen werden könnte. Offenbar haben so manche Staaten, allen voran Russland (das eigentlich kein OPEC-Mitgliedstaat ist, sich jedoch an den Kürzungen beteiligt) und Saudi-Arabien Gefallen an den derzeitigen Ölpreisen gefunden.
Daher wird gegenwärtig zum Teil im Markt eingepreist, dass das Angebot weiterhin künftig verknappt werden könnte. Sofern die Nachfrage in der aktuellen Höhe bestehen bleibt, könnte das natürlich durchaus die Preise weiterhin hoch halten.
Sinkende Lagerbestände
Als weiteren Preistreiber erweisen sich wohl die Öllagerbestände. Erst kürzlich wurde bekannt gegeben, dass allein in den Vereinigten Staaten von Amerika die Bestände innerhalb von einer Woche um 1,1 Millionen Barrel gesunken seien.
Das wird gegenwärtig vom Ölmarkt dahingehend interpretiert, dass die Nachfrage nach Öl nach wie vor auf einem hohen Niveau verharrt. Zudem könnte das ein Indiz dafür sein, dass sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage beim Ölpreis inzwischen wieder annähert. Möglicherweise, so die Prognose einiger Analysten, könnte Öl aufgrund fehlender Investitionen innerhalb der letzten Jahre in Zukunft sogar regelrecht knapp werden.
Wie auch immer, letztlich reagierten die Ölpreise jedoch auch bei dieser Meldung mit einem Plus. Sollte sich der Trend fortsetzen, dürfte das gewiss die Märkte auch weiterhin befeuern.
Krise im Nahen Osten
Einen dritten Preistreiber können wir in den schwelenden Konflikten im Nahen Osten ausmachen. Sowohl in Syrien brennt gegenwärtig die Luft, als auch zwischen dem Iran und Israel.
Bedeutend ist vor allem der Konflikt in Syrien, da sich hier ein Stellvertreter-Konflikt zwischen Russland und den USA entlädt. Diese beiden Akteure sind inzwischen die zwei größten globalen Ölförderer. Entsprechend groß kann prinzipiell eine Marktreaktion ausfallen, sofern es irgendwelche Meldungen bezogen auf die Beziehung der beiden Streitparteien gibt.
Sind diese Faktoren denn auch nachhaltig?
Das ist natürlich die spannende Preisfrage. Die Öllagerbestände sind selbstverständlich lediglich eine kurze Momentaufnahme. Hier können tendenziell wöchentlich oder monatlich Schwankungen auftreten. Ob sich hieraus ein solider Trend entwickeln kann, werden die nächsten Meldungen zeigen.
Der OPEC-Eingriff und die Konfliktsituation im Nahen Osten ist hingegen etwas anders zu bewerten. Die OPEC-Förderkürzung hat gegenwärtig zumindest offiziell ja noch ein Ablaufdatum. Wie es danach weitergeht, wird sich zeigen. Prinzipiell könnte sich, sofern einige größere Förderer mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden sind, ein nachhaltiger Preistreiber aus weiteren Kürzungen ergeben.
Auch das Konfliktpotenzial im Nahen Osten hat durchaus etwas Langfristiges. Aufgrund der diffusen Situation in Syrien mit vielen unterschiedlichen Streitparteien könnte hier eine kurzfristige Lösung in weiter Ferne sein. Das könnte gewiss noch länger zu Querelen im Ölmarkt führen.
Letztlich sollte jedoch jeder Anleger seine eigenen Rückschlüsse aus den geopolitischen und wirtschaftlichen Begebenheiten ziehen. Nachrichten gibt es jedenfalls zu Hauf.
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