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5 Gründe, warum Anleger mit CRISPR Therapeutics, Editas und Intellia bald viel Geld verlieren könnten

Foto: Getty Images

CRISPR ist seit 2012 als neue Genschere in den Schlagzeilen aufgrund des Potenzials, aber auch wegen andauernder Patentstreitigkeiten und Nobelpreis-Diskussionen. Einige Biotechs sind inzwischen entstanden und wollen die Technologie insbesondere bei Erbkrankheiten einsetzen, um diese zu lindern oder zu heilen. Bisher ist noch kein Produkt in Klinischen Phasen, und es gibt mehr Fragen als Antworten. Es gibt viele Gründe, jetzt nicht zu investieren und besser auszusteigen.

Der Hype um CRISPR

CRISPR (engl. Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) sind Abschnitte sich wiederholender DNA, die man im Erbgut vieler Bakterien findet. Erstaunlich war, dass Bakterien dieses System als eine Art Immunabwehr vor allem gegen Bakterienviren nutzen, indem sie Viren-DNA in die CRISPR-Bereiche einbauen.

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Dieser Bereich wird abgelesen und so ein RNA-Molekül gebildet, das zusammen mit dem Cas9-Protein genau diese fremde Virus-DNA zerschneidet, wodurch Viren nun keine Chance mehr haben, sich in diesen Bakterien zu vermehren. Dass auch Bakterien eine Art Immunsystem haben, hat bis 2012 niemand vermutet.

Diese Technologie machen sich Biotechs wie die Schweizer CRISPR Therapeutics (WKN:A2AT0Z), Editas Medicine (WKN:A2AC4K) und Intellia Therapeutics (WKN:A2AG6H) zunutze, um Verfahren zu entwickeln, Erbkrankheiten wie Sichelzellanämie, β-Thalassämie, Duchenne-Muskeldystrophie, Zystische Fibrose oder Hämophilie zu heilen. Ziel ist einfach gesagt, den Gendefekt im Patienten zu reparieren.

Die Anwendung der CRISPR-Technologie ist relativ schnell und einfach, so dass sie insbesondere in der Forschung sehr beliebt ist. Für Anwendungen im Menschen steckt CRISPR aber noch in den Kinderschuhen, was die kurz- bis mittelfristigen Aussichten für Anleger düster aussehen lässt. Warum also nicht in diese Unternehmen investieren?

Grund 1: Celgene (WKN:881244) zieht sich zurück

Celgene war Großaktionär von CRISPR Therapeutics und hatte Ende September 2017 noch 12,1 % der Unternehmensanteile. Bis heute hat Celgene mehr als die Hälfte der Aktien verkauft und wird sich damit wohl von CRISPR Therapeutics komplett verabschieden.

Wenn sich Großaktionäre von ihren Beteiligungen trennen, muss das schwerwiegende Gründe haben. Ich denke nicht, dass Celgene das Geld aus dem Verkauf braucht, denn das Unternehmen macht satte Gewinne. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Celgene nicht an den Erfolg der Technologie glaubt und daher andere Wege geht.

Mit Bayer (WKN:BAY001) und Vertex Pharmaceuticals (WKN:882807) hat CRISPR Therapeutics noch zwei weitere namhafte Großaktionäre. Es wird spannend sein, ob diese bleiben oder auch aussteigen werden.

Grund 2: Bisher noch keine klinischen Daten

Bisher gibt es noch keine (!) klinischen Daten zur Anwendung von CRISPR, und klinische Tests sind bisher lediglich Planungsspiele. Investieren, ohne Daten zur Bewertung zu haben, ist deshalb schlichtweg Glücksspiel.

Das heißt nichts anderes, als dass die drei genannten CRISPR-Unternehmen alle wertlos sein könnten, wenn sich zeigt, dass eine Anwendung im Menschen nicht funktioniert, nicht praktikabel ist, unerwünschte Nebeneffekte zeigt etc. Aus Foolisher Sicht würde ich hier nie investieren, denn dann könnte ich auch ins Casino fahren und mein ganzes Geld einmalig auf Rot oder Schwarz setzen.

Grund 3: Talen ist der Goldstandard

Und es ist ja nicht so, dass es keine Alternativen zu CRISPR gäbe. CAR-T-Unternehmen wie Bluebird Bio (WKN:A1W025) oder Cellectis (WKN:A0MKPR) setzen eine Technologie namens Talen (engl. Transcription activator-like effector nucleases) ein, um T-Zellen gentechnisch zu verändern. Dabei ist die Editierung von Genen mit Talen nicht so schnell und einfach wie mit CRISPR, aber sehr viel präziser.

Während die Entwicklung einer neuen CRISPR-Genschere nur wenige Tage dauert, sind dies bei Talen eher Monate. Für Forscher ist es gut, schnell Werkzeuge zur Verfügung zu haben, denn in der Wissenschaft ist es wichtig, schnell neue Daten zu publizieren, damit einem kein anderer zuvor kommt.

Für industrielle Anwendungen wie CAR-T zur Medikation von Patienten sind aber andere Faktoren viel wichtiger als die Entwicklungszeit, nämlich Präzision und Skalierbarkeit. Will man einen Gendefekt im Patienten beheben, so möchte man natürlich nur den Defekt selbst korrigieren.

Talen macht das sehr spezifisch, aber bei CRISPR gibt es immer noch sehr viele sogenannte off-target-Effekte, d. h. es werden auch andere DNA-Abschnitte ungewünscht editiert, so dass ungewollte DNA-Veränderungen entstehen, die im schlimmsten Fall zu Krebs führen können.

Diese Ungenauigkeit trifft für CRISPR gerade dann zu, wenn im industriellen Maßstab produziert wird, wie im Fall solcher Medikation für Patienten. Zwar arbeiten inzwischen viele Wissenschaftler mit CRISPR und führen Mutationen ein, um die Präzision zu verbessern, doch wird es erfahrungsgemäß Jahre dauern, bis man ein zufriedenstellendes Werkzeug mit CRISPR für industrielle Anwendungen haben wird.

Grund 4: CRISPR löst Immunreaktionen aus

Noch viel beunruhigender sind jüngste Nachrichten, nach denen eine CRISPR-Anwendung im Menschen Immunreaktionen auslösen kann, die im schlimmsten Fall zum Tode führen könnten. Das verwendete Cas9-Protein stammt nämlich aus Bakterien der Gattungen Staphylococcus und Streptococcus, die beide typische Kommensale und häufig auch Krankheitserreger beim Menschen sind.

Forscher der renommierten Stanford University publizierten am 05.01.2018, dass bei 65–79 % aller getesteten Personen tatsächlich Antikörper gegen das Cas9-Protein vorlagen. Knapp 50 % zeigten zudem Antigen-spezifische T-Zellen.

Für die Anwendung im Patienten sind eventuell Antikörper, aber mit Sicherheit Antigen-spezifische T-Zellen problematisch. Sie würden nicht nur entsprechende Zellen mit Cas9 abtöten und damit jeglichen therapeutischen Effekt zunichtemachen, sondern auch Entzündungsreaktionen hervorrufen, die im schlimmsten Fall zum Tode führen könnten.

Die Gewinnung von Zellen aus Patienten und ihre Editierung mit CRISPR außerhalb des Patienten könnte technologisch gemeistert werden, allerdings bleiben immer noch die off-target-Effekte, die die Zulassungsbehörden meiner Ansicht nach niemals tolerieren werden.

Grund 5: Zulassungen sind in weiter Ferne

Bei einer so neuen Technologie wie CRISPR, die man erst seit 2012 kennt, gibt es erheblichen Verbesserungsbedarf sowie viele Stolpersteine, die man erst einmal in den Griff bekommen muss. Deshalb wird es erfahrungsgemäß wohl noch mehr als zehn Jahre dauern, bis eine erste CRISPR-Therapie zugelassen werden könnte.

Sind dann Marktkapitalisierungen zwischen ca. 1,4 und 2,6 Mrd. US-Dollar (Stand:13.03.2018) für diese drei Unternehmen zum heutigen Stand gerechtfertigt? Ich denke nicht, und deshalb könnten Anleger mit diesen Unternehmen viel Geld verlieren.

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Stefan Graupner besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Bluebird Bio. The Motley Fool empfiehlt Editas Medicine und Vertex Pharmaceuticals.



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