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Joe Kaeser reibt sich an Trumps Handelskrieg-Rhetorik: Das könnten für Siemens die Folgen sein

Siemens Züge USA
Bildquelle: www.siemens.com/presse

Joe Kaeser schwingt sich immer mehr zu einem Anführer der globalen Industrie auf und gerät so verstärkt in das Blickfeld von Donald Trump. Begibt er sich damit auf ein gefährliches Minenfeld? Was könnte das für Siemens (WKN:723610) und die Aktionäre bedeuten? Lass uns mal ein paar Überlegungen anstellen.

Joe Kaesers Gratwanderung

In Deutschland war Siemens schon immer das Bindeglied zwischen Politik, Forschungslandschaft und Wirtschaft. Seit Siemens aber in weltweiten Rankings oft weit oben steht, wenn es um Nachhaltigkeit, Patente oder die Reputation geht, fühlt man sich auch zu Höherem berufen. Joe Kaeser ist mittlerweile ein international gefragter Gesprächspartner.

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Auch bei dem etwas befremdlichen Dinner im Januar in Davos saß er direkt neben dem US-Präsidenten. Die Presse verlachte ihn als den großen Trump-Huldiger, kritisierte ihn für den unsensiblen Umgang mit dem Thema der Turbinenwerke und stürzte sich auf dessen treffliche Gegenfrage, ob Trump nicht für sein Land arbeite. Es war schon damals glattes Eis. Als ich das live gesehen habe, fragte ich mich spontan: „Was zum Teufel machen die da?“

Wie viele Vertreter aus der Wirtschaft, Politik und Wissenschaft vor ihnen hofften die Manager offenbar, dass es etwas bewirken könnte, wenn sie ihre Sorgen und ihre Verbundenheit mit den USA im persönlichen Gespräch zum Ausdruck bringen. Dabei sollte doch mittlerweile jedem klar sein, dass dieser Präsident nicht zum Guten zu beeinflussen ist. Wenn er sich Sorgen anhört, dann primär um zu verstehen, wo die wunden Punkte sind, in die man Salz streuen könnte.

Die Konfrontation

Trump will der Sturm sein, der mit seiner Macht die Baumwipfel zum Biegen bringt und die Wellen haushoch auftürmen lässt. Auch jetzt wirbelt er wieder mehr als nur Staub auf. Nachdem das Thema Atomkrieg wieder abgeebbt ist und auch eine Iran-Invasion nicht mehr so aktuell ist, geht es nun also um den Handelskrieg. Und wieder regt sich alle Welt auf, während Trump genüsslich auf FOX News die Reaktionen studieren kann.

Joe Kaeser hat anscheinend das Gefühl, dass er nach dem etwas unglücklich verlaufenen Davos-Auftritt etwas gutzumachen hat und versucht Rückgrat zu zeigen. Die Steuerreform sei großartig gewesen, aber diese Pläne mit den Strafzöllen, das sei eine miserable Herangehensweise. Auf FOX und CNN erläuterte er seine Position dann nochmal im Detail und verwies auch auf die Sorgen von vielen Siemens-Kunden in den USA – deren Sorgen seien seine Sorgen.

Nun hat Trump ja sowieso große Probleme mit Deutschland. Diese Handelsbilanzungleichgewichte, die mangelnde Bereitschaft in mehr Kriegsgerät zu investieren und das ständige Nörgeln wegen des zurückgefahrenen amerikanischen Engagements für Umwelt, Armutsbekämpfung und Kultur – das alles kommt im Weißen Haus nicht gut an.

So wie ich die letzten Tweets interpretiere, beabsichtigt er, auch Deutschland mit den geplanten Strafzöllen zu treffen. Dadurch, dass Joe Kaeser sich nun regelmäßig in den Vordergrund rückt, macht er sich möglicherweise zu einem primären Angriffsziel. Viele andere Chefs halten lieber die Klappe und lassen die Politik Politik sein.

Womit Siemens-Aktionäre rechnen müssen

Für Unternehmen, die aus der deutschen Provinz in das große Amerika exportieren, ist es sicherlich klug, jetzt nicht groß aufzumucken. Zu groß ist die Gefahr, dass das manchmal recht willkürlich agierende Regime die Daumenschrauben anzieht. Die Frage für mich ist allerdings, wie es bei Siemens aussieht.

Joe Kaeser glaubt offenbar, dass er es sich leisten kann. Das Gute ist, dass Siemens über die Jahre immer amerikanischer geworden ist. Durch zahlreiche Übernahmen – insbesondere Mentor Graphics und Dresser-Rand – sowie den Ausbau von lokalen Forschungs- und Produktionsstandorten über alle Segmente hinweg ist der Konzern landesweit stark präsent und beschäftigt zwischen Silicon Valley und Washington D.C. Zehntausende Mitarbeiter.

Siemens trägt sogar zur US-Exportbilanz bei. Außerdem betont der Chef immer die hohen Investitionen in die Qualifizierung seiner Mannschaft. Gerade Lokalpolitiker wissen das sicherlich zu schätzen. Insgesamt erscheint der Konzern daher recht gut geschützt. Hilfreich ist auch, dass der Hauptwettbewerber General Electric (WKN:851144) laut Analyst John Inch zu den größten Verlierern eines Handelskriegs zählen würde. GE-Chef John Flannery bläst deshalb ins selbe Horn.

Trotzdem muss Joe Kaeser aufpassen, dass er sich nicht zu sehr in den Politikbetrieb hineinziehen lässt. Ein falsches Wort und er muss sich monatelang mit Kritik von allen Seiten auseinandersetzen, anstatt sich auf die Entwicklung und Umsetzung der Strategie zu konzentrieren. Siemens hat in diesen Monaten anspruchsvolle Aufgaben vor sich, vom aktuellen Börsengang von Healthineers über das Hochfahren der Mindsphere-Cloud-Plattform bis hin zur Schienenverkehrs-Fusion mit Alstom (WKN:A0F7BK).

Außerdem fürchtet das Management, dass die von Trump geförderte geo- und handelspolitische Unsicherheit bei vielen Kunden zur Investitions-Zurückhaltung führen könnte. Als einer der führenden Industriekonzerne wäre Siemens davon natürlich dann doch stark betroffen. Erfreulich zu hören ist diesbezüglich, dass ein jederzeit möglicher Konjunkturrückgang bereits antizipiert wird.

Zusammengefasst

Wenn Joe Kaeser seine herausragende Position in der europäischen Industrielandschaft nutzt, um punktuell zu politischen Entwicklungen konstruktiv Stellung zu nehmen, dann passt das für mich. Schließlich kann es durch erhöhte Glaubwürdigkeit auch gelingen, Partner und Kunden enger an den Konzern zu binden.

Allerdings darf er sich dabei nicht zu sehr aufreiben, denn genauso wie SAP (WKN:716460) derzeit für ihre Innovationsumgebung Leonardo trommelt, muss auch Siemens bei Mindsphere, bei der vollautomatischen Fabrik mit Losgröße 1 und vielen weiteren Themen nun alles geben. Nur dann werden die Aktionäre langfristig mit ihrem Investment glücklich werden.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool hat eine Shortposition auf Aktien von General Electric. 



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