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Der schleichende Untergang der Marihuana-Aktien

Schokierter Mann vor rotem Chart
Foto: Getty Images

Nur wenige Wirtschaftszweige sind in den letzten Jahren mehr oder genauso schnell gewachsen wie legalisiertes Marihuana. ArcView, eines der führenden Cannabisforschungsunternehmen, geht davon aus, dass die Verkäufe von legalem Marihuana in Nordamerika bis 2021 jährlich um 26 % steigen könnten. Das würde den Umsatz in Nordamerika bis 2021 auf fast 22 Milliarden US-Dollar steigern.

Ebenso hat sich die Sichtweise auf Cannabis verändert. Im Jahr 1995, ein Jahr, bevor medizinisches Marihuana in Kalifornien zugelassen wurde, wollte laut  einer Umfrage von Gallup nur ein Viertel der Befragten, dass die Droge national legalisiert wird. Im Oktober 2017 erreichten die Stimmen für die Legalisierung mit 64 % einen neuen Höchststand. Diese wachsende Gunst und das starke prognostizierte Umsatzwachstum sind wichtige Gründe, warum sich der Wert von Marihuana-Aktien im Laufe des letzten Jahres verdoppelt oder verdreifacht hat.

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Pot-Aktien sind nicht risikofrei

Natürlich sind Marihuana-Aktien nicht ohne Risiken. So sind beispielsweise politische Risiken nach wie vor ein Thema. Innerhalb der USA führt Generalstaatsanwalt Jeff Sessions praktisch einen Krieg gegen die Cannabis-Industrie. Am 4. Januar verkündete Sessions, dass er das Cole-Memo widerrufen würde — ein loses Regelwerk, an das sich die legalisierenden Staaten hielten, um sich die Bundesregierung vom Hals zu halten. Das Aufheben dieses Memos, von dem Sessions glaubte, dass es seine Grenzen überschritten hat, ermöglicht es Staatsanwälten, Cannabis-Anklagen gegen Personen oder Unternehmen zu erheben — sogar in Staaten, in denen Pot legal ist.

Auch die Marihuana-Aktien sehen sich in den USA mit klaren finanziellen Bedenken konfrontiert. Da Cannabis eine sog. Liste-I-Substanz ist — was bedeutet, dass es völlig illegal ist, anfällig für Missbrauch, und keine anerkannten medizinischen Vorteile hat — werden Pot-Unternehmen wegen des US-Steuer-Codes 280E keine normalen Unternehmenssteuerabzüge gewährt. Das lässt profitable Marihuana-Unternehmen einen effektiven Steuersatz von 70-90 % zahlen, wodurch sie eingeschränkt werden, zu reinvestieren, zu expandieren und Mitarbeiter einzustellen.

Auch der Wettbewerb ist ein Thema. Zum Beispiel bereiten sich kanadische Marihuana-Züchter auf die erwartete Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken vor, die bereits im Juli dieses Jahres stattfinden soll. Aphria (WKN:A12HM0) hat sich zum Ziel gesetzt, sein mehr als 100 Millionen US-Dollar teures Vorzeigeprojekt bis Januar 2019 abzuschließen. Auf einer Fläche von 1 Million Quadratmetern sollen pro Jahr 100.000 Kilogramm getrocknetes Cannabis produziert werden.

Ebenso plant Aurora Cannabis (WKN:A12GS7) sein Vorzeigeprojekt Aurora Sky bis Mitte 2018 fertigzustellen, mit einer Produktionsfläche von 800.000 Quadratmetern, die mehr als 100.000 Kilogramm getrocknetes Cannabis ergeben soll. Tatsächlich gibt es vier kanadische Betriebe, von denen erwartet wird, dass sie 2019 mehr als 100.000 Kilogramm getrocknetes Cannabis liefern werden — drei von ihnen vielleicht sogar mehr als 200.000 Kilogramm. Dies könnte zu Lieferschwierigkeiten führen, die die Margen auch bei einer höheren Nachfrage nach unten ziehen könnten.

Der leise Untergang von Marihuana-Aktien

All diese Risiken sind jedoch bekannt und gut sichtbar. Doch es gibt einen potenziellen, lautlosen Übeltäter, der die Marihuana-Aktien zerstören könnte, dessen sich die Investoren aber keineswegs bewusst sind — die Verwässerung.

Die legale Marihuana-Branche ist nicht besonders profitabel, abgesehen von einer Handvoll größerer Akteure auf dem kanadischen Markt, die durch den Verkauf von medizinischem Cannabis geringfügige Gewinne erzielt haben. Das bedeutet, dass der Cashflow für die meisten Pot-Aktien entweder geringfügig positiv oder negativ ausfällt. Für diejenigen, die ihre Wachstumskapazitäten organisch oder durch Übernahmen rasch ausbauen, ist der Cashflow am deutlichsten negativ. Folglich mussten sich die Marihuana-Betriebe in Kanada irgendwie Kapital beschaffen.

Ein Buy-Deal-Angebot ist ein Angebot, bei dem ein Unternehmen Stammaktien, Schuldverschreibungen, Optionsscheine oder Optionen an einen Anleger oder eine Institution vor der Veröffentlichung des Prospekts verkauft. Es ist einer Kaptalerhöhung im Sinne eines Secondary Offering in den Vereinigten Staaten sehr ähnlich, mit Ausnahme der Tatsache, dass das Geschäft vor der Veröffentlichung des Prospekts ausgearbeitet wird.

Viele der neuesten Kaufangebote sind nicht für Stammaktien. Stattdessen handelt es sich um Wandelschuldverschreibungen, Optionen oder Optionsscheine, die den unmittelbaren Kapitalbedarf eines Marihuanaunternehmens erhöhen können. Leider könnten diese Geschäfte in den kommenden Monaten und Jahren die ahnungslosen Anleger teuer zu stehen kommen, wenn die Investoren ihre Schuldverschreibungen, Optionsscheine oder Optionen in Stammaktien umwandeln. Da sich die Anzahl der ausstehenden Aktien erhöht, verwässert sich der Wert der von den Anlegern gehaltenen Aktien. Das bedeutet auch, dass ein Unternehmen deutlich mehr Gewinn erwirtschaften müsste, wenn es beim Gewinn pro Aktie auf Kurs bleiben möchte.

Obwohl es keinen Mangel an Marihuana-Aktien gibt, die sich der Verwässerung schuldig gemacht haben oder noch machen werden, kann der Fall von Aurora Cannabis der eklatanteste sein. Das Projekt Aurora Sky sowie die 852-Millionen-Dollar-Übernahme von CanniMed Therapeutics sind ziemlich teuer. Aurora Cannabis hatte vor Kurzem mehr als 400 Millionen US-Dollar an Barmitteln und Barmitteläquivalenten, die größtenteils aus Finanzierungen im Rahmen von Buy-Deal-Finanzierungen stammen.

Doch zwischen Mitte 2014 und dem Ende des ersten Quartals 2018 stieg die Anzahl der Aktien um mehr als 2.200 % auf 375,4 Millionen. Da sind über 250 Millionen US-Dollar an Buy-Deal-Finanzierung noch nicht mitgezählt, die seit dem letzten berichteten Quartal durchgeführt wurden — und die in den kommenden Jahren zu noch mehr Verwässerung führen werden. Für ahnungslose Anleger könnte diese Verwässerung den Unternehmenswert schleichend zerstören.

Wenn du erwägst, in Marihuana-Aktien reinzuschnuppern, oder wenn sie bereits Teil deines Portfolio sind, musst du verstehen, dass eine verzögerte Verwässerung durch Wandelanleihen ein echtes Problem ist. Sie werden die Bewertung von Pot-Aktien wahrscheinlich dann treffen, wenn die Investoren es am wenigsten erwarten.

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The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Dieser Artikel wurde von Sean Williams auf Englisch verfasst und am 13.02.2018 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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