Warum es Sinn macht, in Biotech zu investieren: Hier der Beweis aus 2017
Die Musik in vielen Spitzentechnologien spielt definitiv noch in den USA, denn noch immer ist nirgendwo sonst die Innovationskraft größer als bei Uncle Sam. Wenn wir uns die zehn erfolgreichsten Aktien 2017 aus dem S&P 500 ansehen, dann erkennt man den Stellenwert von Biotech-Aktien für erfolgreiche Anlagestrategien.
Die Gewinner 2017
Tabelle 1 beweist, dass neun der zehn am stärksten gelaufenen Aktien 2017 aus der Biotech-Industrie stammen. Die Wachstumswerte lagen dabei innerhalb des Kalenderjahres 2017 zwischen 328 % und sagenhaften 516 %.
Unternehmen | WKN | Wachstum in 2017 |
Madrigal Pharmaceuticals | A2APCZ | 516 % |
Sangamo Therapeutics | 936386 | 438 % |
Pieris Pharmaceuticals | A12G4Q | 437 % |
Straight Path Communications | A1W241 | 436 % |
Esperion Therapeutics | A1W1SJ | 426 % |
Ignyta | A1XFVC | 404 % |
Nektar Therapeutics | 165417 | 387 % |
Dynavax Technologies | A12EV9 | 373 % |
Immunomedics | 872983 | 340 % |
Spectrum Pharmaceuticals | 164623 | 328 % |
Quelle: Analyse aus dem Russell 3000 Index
Schaut man sich hingegen die wachstumsstärksten Aktien der letzten zehn Jahre an, dann ist kein einziges Biotech-Unternehmen dabei. Stattdessen wird man dort Netflix (WKN:552484), EnviroStar (WKN:A0YF2N) und GTT Communications (WKN:A1XBSM) auf den ersten drei Plätzen finden. Warum ist das so?
Die Biotech-Industrie hat ihre Wurzeln in den späten 1980er Jahren mit Unternehmensgründungen wie der von Celgene (WKN:881244) 1986 oder Gilead Sciences (WKN:885823) 1987. Der Grund liegt vor allem im technischen Fortschritt wie bei der Gentechnik, die heute unersetzbar bei der Entwicklung neuer Medikamente ist.
Da Medikamente von der Entdeckung bis zur Marktreife meist mehr als zehn Jahre benötigen, brauchten diese Biotechs Zeit, um zu reifen und die Grundlage für weitere Neugründungen zu legen. Und die Innovationskraft in der Medizin nimmt mit zunehmenden technologischen Fortschritt und Wissen geradezu exponentiell zu.
Daher mein persönliches Fazit: Jetzt hat mit der Biotechnologie die vierte industrielle Revolution begonnen. Nach Mechanisierung, Elektrifizierung und Digitalisierung wird der Mensch die Biotechnologie vermehrt in den Mittelpunkt stellen.
Dazu gehören die Produktion personalisierter Medikamente zur effizienteren Behandlung von Krankheiten, Industrielle Biotechnologie z. B. zur Rückgewinnung von Ressourcen sowie die schonendere Landwirtschaft bei gleichzeitiger Ertragssteigerung.
Was bisher in 2018 schon geschah
Die aufregendste Frage ist natürlich, welche Biotechs die Wachstumsraketen in 2018 sein werden. Mit der Übernahme der belgischen Ablynx (WKN:A0M7H2) durch Sanofi (WKN:920675) und der Akquisition von Juno Therapeutics (WKN:A12GMP) durch Celgene haben wir schon die ersten Gewinneraktien mit kräftigen Kursaufschlägen erlebt.
Interessant dabei ist, dass diese beiden Biotechs vor dem Kauf eine Marktkapitalisierung von ca. 2–4 Mrd. US-Dollar hatten und mit Aufschlägen von ca. 60–100 % verkauft wurden. Das war schon recht viel, aber die in Tabelle 1 genannten Aktien wuchsen deutlich besser. Warum?
Vor der Rallye hatten die meisten dieser Biotechs eine Marktkapitalisierung zwischen 200 Mio. und einer Mrd. US-Dollar, d. h. sie waren vergleichsweise eher klein. Gute Daten aus klinischen Studien und eine damit näher rückende mögliche Zulassung wirken dann geradezu katalytisch auf die folgende Kursexplosion.
Wie erkennt man nun kommende mögliche Gewinner? Das ist natürlich sehr schwer, denn klinische Studien verlaufen häufiger negativ als positiv. Neuere Statistiken legen nahe, dass nur 13,8 % aller Medikamente in Klinischer Phase I später auch die Zulassung erhalten. Sind sie erst einmal in Phase II, dann schaffen es immerhin schon 58,3 % in die finale Phase III.
Je nach Indikation sieht es dann aber wieder sehr unterschiedlich aus. Bei Alzheimer hat es bisher kein einziges Medikament zur Zulassung geschafft, und bei Krebs schaffen es auch leider nur 3 %. Dennoch lohnt sich der Einsatz, denn bei Zulassung kommt es meist zu unglaublichen Gewinnen. Und deshalb reagieren gerade Aktien kleinerer Biotechs sehr intensiv auf Meldungen aus klinischen Phasen.
Mögliche Gewinner 2018
Auf der Suche nach möglichen Gewinner-Aktien 2018 könnten Folgende dazu gehören:
Abivax (WKN:A14UQC) aus Frankreich konnte Ergebnisse bestätigen, nach der in klinischer Phase IIa das HIV-Reservoir bei Patienten in nur 28 Tagen um 40 % reduziert werden konnte. Bisherige Medikamente können nur sich vermehrende HI-Viren bekämpfen. Das grundsätzliche Problem dabei ist, dass HI-Viren, die sich nicht vermehren, sondern nur inaktiv in einer Art Schlafmodus in sogenannten Reservoiren vorkommen, dadurch nicht bekämpft werden.
Der Wirkstoff ABX464 ist in der Lage, mit dem viralen Rev-Protein zu interagieren und damit jede Vermehrung des HIV-Erbguts zu verhindern. Und das tut der Wirkstoff eben auch in Blutzellen, wenn die HI-Viren dort nur im Reservoir schlafen. Dieser Wirkstoff hat damit das Potenzial, AIDS eventuell sogar zu heilen.
GeNeuro (WKN:A2AHDP) aus der Schweiz hat aus mehreren Jahrzehnten Forschung die Hypothese abgeleitet, dass retrovirale Erblast verantwortlich ist für Entzündungskrankheiten wie beispielsweise Multiple Sklerose (MS). Immerhin 8 % unseres Erbguts enthält Sequenzen von Retroviren, und die Annahme ist, dass Mutationen zur Bildung von retroviralen Hüllproteinen führen und damit Entzündungen auslösen.
Im Fall der MS führen diese Entzündungsreaktionen zu Schäden an Nerven und Nervenleitungen mit den bekannten schwerwiegenden Folgen. Durch Neutralisierung der Virus-Hüllproteine mit einem geeigneten Antikörper konnte GeNeuro in einer Phase IIb-Studie nachweisen, dass nach sechs Monaten Behandlung Entzündungen zurück gingen und Nerven teilweise wieder repariert (remyeliert) wurden. So etwas konnte mit anderen Wirkstoffen bisher nicht erreicht werden.
Die deutsche Probiodrug (WKN:792183) testet in Phase IIa ein Molekül, das im Frühstadium von Alzheimer die Bildung der Plaque-Vorstufen, die allein schon toxisch sind, verhindern soll. Erste Daten waren positiv, d. h. Marker für die synaptische Dysfunktion wurden reduziert als auch die Gedächtnisfunktion verbessert. Bisher gibt es kein wirksames Medikament gegen Alzheimer, so dass jede Zulassung wie eine Bombe einschlagen würde, da die Marktgröße auf ca. 20 Mrd. US-Dollar geschätzt wird.
Fazit
Die hier genannten möglichen Gewinner-Aktien in 2018 sind hoch spekulativ und könnten bei Scheitern der klinischen Studien massiv einbrechen. Auf der anderen Seite ergibt sich bei Erfolg jedoch ein Vervielfacherpotenzial, das ähnlich wie für die Unternehmen in Tab. 1 ausfallen könnte.
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Stefan Graupner besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Celgene, Gilead Sciences und Netflix.