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DAX peilt 12.000 an: Wie tief es fundamental betrachtet jetzt noch gehen kann

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Foto: Getty Images

Vor zwei Jahren waren wir in einer ähnlichen Situation wie jetzt. Der Rohstoffboom brach abrupt ab und die aufgetürmten Schulden wirkten bedrohlich. Es ging mehr runter als hoch und viele Marktteilnehmer waren stark verunsichert. Damals schrieb ich Folgendes: „Keine Panik … Es gibt gute Argumente dafür, dass vierstellige Kurse bald der Vergangenheit angehören – für immer.“

Dazu stehe ich auch heute noch, auch wenn ein DAX-Stand von 9.999 Punkten gar nicht mehr so weit entfernt ausschaut. Aber wie tief können die Märkte jetzt realistischerweise noch fallen? Dieser Frage bin ich mal aus verschiedenen Perspektiven nachgegangen.

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Perspektive Nr. 1: Der langfristige Trend

Anfang 2016 bastelte ich mir nachfolgende Grafik, die, angelehnt an André Kostolanys Hund mit der langen Leine, sehr schön zeigt, dass es langfristig mit einer Rate von rund 8 % pro Jahr nach oben geht (oder besser gesagt bisher ging).

Langfristchart DAX, Stand Jan. 2016

Quelle: Fool.de, erstellt von Autor Ralf Anders

So wie ich die Durchschnittslinie wählte, wäre damals ein Stand von 10.150 Punkten fair gewesen. Wenn wir das auf heute weiterspinnen, dann kämen wir auf ein aktuell faires Niveau von etwa 11.900 Punkten, was ja ziemlich nah dran ist am aktuellen Stand von etwa 12.200 (Stand: 08.02.).

Ich habe ziemlich großes Vertrauen in diesen langfristigen Trend, weil ich davon überzeugt bin, dass er die Summe der vielen Millionen unternehmerischen Entscheidungen abbildet. Allerdings könnte er ausgebremst werden, wenn Katastrophen, Kriege und (geo-)politisches Chaos die Produktionsbasis zerstören oder entwerten. Das zunehmend verrückt spielende Klima, der alberne BREXIT, die Sperenzchen des US-Regimes und die nie aufhörenden Konflikte im arabisch-persischen Raum, das sind alles Faktoren, die sich auf Dauer voraussichtlich negativ auf die Weltkonjunktur auswirken werden — vom drohenden Atomkrieg will ich hier mal absehen.

In Verbindung mit den anhaltenden Minizinsen, welche ja die Renditeerwartungen an unternehmerische Investitionen ebenfalls senken, könnte es vernünftig sein, eine niedrigere Wachstumsrate anzusetzen, vielleicht nur 6 statt 8 %. Damit komme ich, erneut von 10.150 ausgehend, auf 11.460 Punkte. Falls ich die Trendlinie zusätzlich noch 10 % zu hoch angesetzt haben sollte, dann ergeben sich gut 10.400 Punkte. Alles darunter würde ich aus dieser Perspektive heraus als Übertreibung ansehen.

1. DAX-Untergrenze: 10.400 Punkte

Perspektive Nr. 2: Kursindex versus Performanceindex

Interessant ist auch der Blick auf den DAX-Kursindex, der erst im November und dann nochmal im Januar neue Allzeithochs erreicht hat. Jetzt steht er 10 % tiefer bei knapp 5.800 Punkten. Der Unterschied zum üblicherweise im Vordergrund stehenden Performanceindex entsteht durch die kalkulatorisch reinvestierten Dividenden. Er beträgt jetzt etwa 6.450 Punkte, eine Marke, die zwar theoretisch unterschritten werde könnte, aber meines Erachtens doch eine starke Stütze darstellt.

Jedenfalls ist der Dividendenanteil mittlerweile größer als der Kursanteil und die meisten DAX-Konzerne häufen dank der guten Konjunktur weiterhin solide Profite an, die ihrerseits möglichst gewinnbringend reinvestiert beziehungsweise an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Beides untermauert den Performanceindex.

Erst wenn plötzlich überall rote Zahlen geschrieben würden und die Dividenden ausfielen, würde sich das Bild drastisch ändern. Die meisten Beobachter sind sich allerdings einig, dass ein drastischer Konjunktureinbruch nicht ansteht und auch ich sehe die meisten DAX-Konzerne grundsätzlich gut aufgestellt um langfristig auch unter widrigen Bedingungen profitabel zu bleiben.

2. DAX-Untergrenze: 6.450 Punkte

Perspektive Nr. 3: Der Buchwert

Einige gefallene Stars wie die Deutsche Bank (WKN:514000) oder Volkswagen (WKN:766403) notieren schon längst unter Buchwert. Sie verfügen also im Vergleich zum Börsenwert über wesentlich mehr Eigenkapital. Das ist eigentlich eher ungewöhnlich, insbesondere für Unternehmen, bei denen die meisten Analysten zukünftig Gewinne erwarten. Typischerweise liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) irgendwo zwischen 1 und 5, manchmal auch darüber.

Ich glaube, dass man ein KBV von 1 für alle DAX-Unternehmen zusammen bedenkenlos als Untergrenze heranziehen kann. Die Substanz kann mal in einem schlechten Umfeld von einer Handvoll Konzernen angegriffen werden, aber kaum in der Gesamtheit. Gut ist diesbezüglich, dass viele hochprofitable Schwergewichte wie etwa Daimler (WKN:710000) oder die Allianz (WKN:840400) ein sehr niedriges KBV aufweisen. Trotzdem ergibt sich auf diese Weise ein weiteres theoretisches Abwärtspotenzial von 45 %, wie meine Berechnung auf Basis der aktuellen KBV-Schätzungen auf Börsengeflüster ergeben hat. Dann wären wir bei gut 6.600 Punkten.

3. DAX-Untergrenze: 6.600 Punkte

Kommt es so schlimm?

Wenn Kriege, Katastrophen und ein Zusammenbruch des weltweiten Handels die Basis der deutschen Wirtschaft zerstören, dann ist letztlich alles möglich. Aber insgesamt ist es schwer vorstellbar, dass die beiden hier aufgezeigten Untergrenzen von rund 6.500 Punkten jemals auch nur annähernd erreicht oder gar unterschritten werden könnten. Selbst für die 10.400 brauche ich sehr viel Phantasie, aber man muss ja immer auf verschiedene Szenarien vorbereitet sein.

Meine mittlere Erwartung ist, dass wir uns jetzt bei 11.500 bis 12.000 Punkten einpendeln und uns von dort aus wieder auf einem mit 6 bis 8 % steigenden, langfristigen Pfad weiterentwickeln. Ich habe allerdings keine Ahnung, was Kostolanys Hund an der langen Leine zwischenzeitlich macht. Das wissen nur die Charttechniker mit ihrer Glaskugel.

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Ralf Anders besitzt Wertpapiere auf die Deutsche Bank. The Motley Fool empfiehlt Daimler.



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